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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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überhaupt sprach.
    Ihr Gesichtsausdruck musste wohl entsprechend hilflos gewesen sein, denn Arla lachte plötzlich wieder. »Ich werde mit meinem Vater reden«, versprach sie, »und danach unterhaltenwir uns, das verspreche ich dir. Aber jetzt ist es erst einmal genug. Du brauchst ein bisschen Schlaf, mein Kind.«
    Dem konnte Katharina kaum widersprechen.
    Außer, dass es eigentlich mehr war als nur ein bisschen .
    *
    Während der nächsten Woche geschah nicht viel, zugleich aber auch beinahe mehr als in all den Jahren zuvor, an die sie sich erinnerte, denn ihr Leben wurde vollkommen umgekrempelt, auf den Kopf gestellt und neu zusammengesetzt; auch wenn ihr das zu diesem Zeitpunkt selbst noch gar nicht bewusst war. Sie brauchte tatsächlich zwei oder drei Tage, um sich vollständig von den Strapazen der Reise zu erholen, was aber zu einem Gutteil daran lag, dass sie selten mehr als zwei Stunden Schlaf am Stück bekam, weil sie sich um ihre beiden vierbeinigen Adoptivkinder kümmern musste; eine Arbeit, die sich lohnte. Schon nach Kurzem begann sie ihren Entschluss insgeheim zu bereuen und die piepsenden Fellbündel sonst wohin zu wünschen – vor allem, wenn Arla sie wieder einmal weckte und ihr mit unverhohlener Schadenfreude den improvisierten Trinkbeutel hinhielt –, aber sie nahm ihre Aufgabe sehr ernst und erfüllte sie gewissenhaft, und womit keiner (und wenn sie ehrlich war, nicht einmal sie selbst) zu rechnen gewagt hatte geschah: Die beiden Kätzchen starben nicht, sondern überlebten und wuchsen so schnell, dass man beinahe dabei zusehen konnte. Nach wenigen Tagen schon verließen sie ihr Körbchen und wuselten so emsig im Haus herum, dass Katharina alle Hände voll damit zu tun hatte, sie immer wieder einzusammeln und aus den unmöglichsten Notlagen zu befreien, in die sie sich in ihrer Tollpatschigkeit selbst brachten.
    Sie verließ das Haus kaum in dieser Zeit. Katharina war keine Gefangene und durfte sich überall in Bjarnisund frei bewegen, wie ihr Arla mehrmals versicherte, aber Erik und Ansgar hatten das Dorf wieder verlassen, noch bevor sie wieder ganz zu Kräften gekommen war, und abgesehen von Arla selbst schien niemand hier ihre Sprache zu sprechen. Deshalb zog sie es vor, hier drinnen zu bleiben und Arla bei der Arbeit zu helfen, so gut sie konnte. Sie erfuhr in diesen Tagen eine Menge über Ansgar, Erik und ihr Volk und dessen Geschichte (das meiste vergaß sie gleich wieder, weil es viel zu kompliziert war, und etliches davon machte ihr schlichtweg Angst), aber rein gar nichts über das Geheimnis ihres Muttermals, denn diesem Thema wich Arla beharrlich aus.
    Endlich kehrten Ansgar und sein Großvater zurück. Auf irgendeine Weise, die Katharina fast wie Zauberei vorkam, schienen die Einwohner Bjarnisunds die Ankunft der Werdandi vorauszuahnen. Das gesamte Dorf eilte zu seiner Begrüßung zum Fluss, noch bevor das rotweiß gestreifte Segel der schlanken Drakkar  – so nannte man diese Schiffe, wie Arla ihr erklärt hatte; und in der Sprache ihres Volkes hieß es nichts anderes als Drache  – über dem Rhein auftauchte, und auch Katharina selbst war dabei. Sie hatte nicht mitgewollt, aber Arla hatte darauf bestanden und argumentiert, dass sie sich schließlich nicht für den Rest ihres Lebens im Haus verkriechen konnte, und so war sie ihr widerwillig gefolgt, hielt sich aber ein wenig abseits der anderen.
    Allerdings änderte sich das, als das Schiff näher kam und sie die beiden unterschiedlich großen Gestalten sah, die in seinem Bug standen: Ansgar und sein Großvater, die beide trotz der warmen Witterung schwere Fellmäntel und Helme trugen.
    Irgendetwas an ihrem Anblick … irritierte Katharina, aber sie konnte nicht sagen was, und dann war das Schiff nahe genug heran, dass Ansgar sie offensichtlich erkannte, denn er hob den Arm und winkte ihr zu, und die Frage verlor jede Bedeutung. Katharina löste sich von ihrem Platz und ging nicht nur näherzum Ufer, sondern gehörte sogar mit zu den Ersten, die den Steg betraten, um dem Schiff entgegenzueilen. Ansgar winkte ihr jetzt mit beiden Armen zu, während sein Großvater seinen Platz unter dem geschnitzten Drachenkopf aufgab, um den Ruderern noch einige letzte Anweisungen zu geben.
    Rings um sie herum entstand Unruhe, als das Schiff näher kam. Damit hatte Katharina gerechnet, denn auch als sie selbst vor Wochenfrist hier angekommen war, hatten die Einwohner Bjarnisunds den Moment kurzerhand in eine Feier verwandelt, aber an dieser

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