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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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plötzlich wieder ein bisschen Angst, auch wenn sie nicht genau sagen konnte warum oder wovor. Vor Arla ganz gewiss nicht. Sie kannte diese Frau zwar erst seit wenigen Augenblicken, aber sie hatte dieselben freundlichen Augen wie Erik und – auf eine vollkommen andere Art – auch seine Stärke.
    »Setz dich doch, Kind«, wiederholte Arla, und dieses Mal gehorchte Katharina; und sei es nur, weil sie irgendwie immer noch das Gefühl hatte, sich auf der Werdandi zu befinden, die sich heftig unter ihr bewegte.
    Es half allerdings nicht viel, denn kaum hatte sie sich gesetzt, da schienen sich unsichtbare Zentnerlasten auf ihre Glieder zu senken, und mit einem Mal musste sie fast ihre ganze Willenskraft aufbieten, um auch nur die Augen offen zu halten.
    Arla hantierte eine Weile herum, ohne dass sie genau erkennen konnte (oder es sie interessiert hätte), was sie tat, und als sie wieder an den Tisch trat, hielt sie in der linken Hand einen Trinkbecher aus Holz, aus dem es dampfte. In der anderen trug sie ein geflochtenes Körbchen, das mit weichem Stoff ausgelegt war. Ebenso behutsam wie nachdrücklich nahm sie Katharina die beiden jungen Katzen ab, die sofort zu weinen begannen, und legte sie hinein.
    »Sie wollen nicht trinken«, sagte Katharina traurig.
    »Weil sie noch viel zu klein sind«, sagte Arla. »Wenn du sie ihrer Mutter weggenommen hast, nur weil sie so niedlich sind, dann hast du ihnen keinen guten Dienst erwiesen.«
    »Sie ist tot«, sagte Katharina.
    Arla seufzte, stellte das Körbchen so vor ihr auf den Tisch, dass sie es bequem erreichen und die Hand hineinlegen konnte, und die Kätzchen hörten sofort auf zu weinen, als sie die Wärme ihrer Finger spürten, oder vielleicht auch ihren Geruch. Arla sah ein bisschen überrascht aus, aber auf ihrem Gesicht erschien ein warmes Lächeln.
    »Trink deinen Tee«, sagte sie. »Es kann sein, dass er dir nicht schmeckt, aber er tut dir bestimmt gut.«
    Katharina gehorchte und stellte fest, dass Arla Recht hatte: Der Tee schmeckte tatsächlich scheußlich. Sie würgte ihn trotzdem mit vorsichtigen kleinen Schlucken herunter, und immerhin war er heiß genug, um ein Gefühl wohliger Wärme in ihrem Magen auszulösen. Sie hatte nie wählerisch sein können und war es gewohnt, auch Dinge zu verzehren, die scheußlich schmeckten, und sie argwöhnte zumindest, dass ihr die meisten davon nicht unbedingt gutgetan hatten.
    Arla hantierte erneut eine ganze Weile irgendwo in dem großen Raum herum, machte sich eine Zeitlang am Kamin zu schaffen und kam dann zurück. Dieses Mal brachte sie eine Schale mit Milch und ein zweites geflochtenes Körbchen mitsich, das Nähzeug und allerlei Stoff- und Lederreste zu enthalten schien.
    Katharina nippte weiter vorsichtig an ihrem Becher und stellte mit einem Gefühl sachter Verwirrung fest, dass sie sich bereits an den bitteren Geschmack zu gewöhnen begann. Interessiert, aber ohne große Hoffnung sah sie zu, wie Arla einen Lederflicken und eine gebogene Nadel aus Elfenbein nahm und ihn mittels einer Anzahl Löcher in seinem Rand und einer dünnen Schnur in einen winzigen Beutel verwandelte, in den nicht einmal eine Babyfaust gepasst hätte. Katharina ahnte, was sie damit vorhatte, und sie wusste auch, dass es vollkommen zwecklos war. Aber sie sagte auch nichts, um sie von ihrem sinnlosen Tun abzuhalten. Stattdessen nutzte sie die Zeit, Arla noch einmal aufmerksamer zu mustern.
    Selbst wenn Erik ihr nicht verraten hätte, dass sie seine Tochter war, wäre ihr die Ähnlichkeit aufgefallen, nicht nur in ihrem Gesicht, sondern auch an ihrer Art, zu reden, sich zu bewegen und sich zu geben. Es gelang Katharina immer noch nicht, ihr Alter zu bestimmen, aber sie war auf jeden Fall alt genug, um ihre Mutter zu sein. Trotzdem hatte sie noch immer volles, fast wie gesponnenes Gold schimmerndes Haar und strahlend weiße (und vor allem vollzählige!) Zähne. Und obwohl ihr Gesicht – und mehr noch ihre Hände – von sehr vielen Jahren schwerer Arbeit kündeten, die hinter ihr lagen, hatte sie sich zugleich doch eine Jugendlichkeit erhalten, die Katharina das seltsame Gefühl gab, allenfalls mit einer Schwester am Tisch zu sitzen, die nur ganz zufällig alt genug aussah, um ihre Mutter zu sein.
    Arla war mit ihrer Bastelarbeit fertig, gab ein winziges Schlückchen Milch in den Beutel und verschloss ihn sorgfältig, bevor sie mit ihrer Nadel ein weiteres kleines Loch hineinstach, aus dem ein einzelner weißer Tropfen quoll.
    »Das habe ich

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