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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Unruhe war etwas … nicht richtig. Sie meinte etwas wie ein mühsam unterdrücktes Erschrecken zu spüren, verscheuchte diesen Gedanken aber sofort und lief das letzte Stück bis zum Ende des Steges, ohne dass ihr zu Bewusstsein gekommen wäre, wie ungewöhnlich sie sich benahm. Sie hatte Wasser nie gemocht, und spätestens seit einer Woche hasste sie es regelrecht.
    Ansgar sprang mit einem federnden Satz auf den Steg hinab, noch bevor das Schiff gänzlich angelegt hatte, war mit zwei schnellen Schritten bei ihr und schloss sie so fest in die Arme, dass ihr buchstäblich die Luft wegblieb. Dann schob er sie ein Stück von sich weg und maß sie mit einem langen, prüfenden Blick.
    »Anscheinend hat sie Wort gehalten«, sagte er.
    »Wer?«, erkundigte sich Katharina verwirrt.
    »Arla«, antwortete Ansgar. »Sie hat versprochen, ein Mädchen aus dir zu machen, und es ist ihr gelungen. Na ja«, fügte er feixend hinzu. »Jedenfalls hat sie sich Mühe gegeben.«
    »He!«, protestierte Katharina. Ansgars Grienen wurde noch breiter, doch er sagte nichts mehr, sondern ergriff sie am Arm und zog sie rasch über den Steg zurück auf sicheren Boden, bevor die Menschenmenge so groß werden konnte, dass sie gar nicht mehr von der Stelle kamen.
    »Wie ist es dir ergangen?«, sprudelte er los. »Bist du gesund?Hast du dich schon eingelebt, und verstehst du dich mit Arla? Geht es den Katzen gut? Was macht deine Rippe?«
    »Ja«, antwortete Katharina.
    Ansgar blinzelte, und sie deutete mit einer fast schon ärgerlichen Geste zum Schiff. »Aber meinst du nicht, dass du mir ein paar Fragen beantworten solltest? Du bist einfach verschwunden, ohne auch nur ein Wort zu sagen! Wo seid ihr gewesen?«
    »Wir mussten … etwas überprüfen«, antwortete Ansgar ausweichend. »Und den Rest von Skraevald holen, aber es war nicht mehr viel da. Man muss etwas nur liegen lassen, und schon wird es gestohlen. In einem schönen Land lebst du, das muss man schon sagen.«
    Katharina ignorierte die letzte Bemerkung. »Und das hat eine Woche gedauert?«
    »Es gab eine … ähm … unerwartete Begegnung«, antwortete Ansgar, plötzlich beinahe verlegen. Aber nur für einen ganz kurzen Moment, dann griente er schon wieder, und seine Augen leuchteten auf. »Wir haben gute Neuigkeiten, glaube ich – aber das wird Erik dir selbst sagen.« Er gab sich Mühe, bedauernd auszusehen, was ihm aber nicht wirklich gelang. »Ich darf nichts sagen.«
    »Warum?«, fragte Katharina, schon wieder ein bisschen beunruhigt.
    »Wahrscheinlich, weil er es dir selbst sagen will«, antwortete er.
    »Weil er mir was selbst sagen will?«
    Ansgar schüttelte feixend den Kopf. »Das ist ein netter Versuch, aber Erik würde mir den Kopf abreißen, wenn ich etwas sage. Keine Angst«, fügte er hastig hinzu, als sie auffahren wollte. »Es ist nichts Schlimmes. Im Gegenteil.«
    Katharina bedachte ihn mit dem bösesten Blick, den sie zustande brachte, beließ es dann aber dabei und sah noch einmal zur Werdandi hin. Der Steg was mittlerweile so voller Menschen, dass es den Männern kaum noch gelang, von Bord zu gehen, und sie sich nicht einmal mehr gewundert hätte, wären die ersten einfach ins Wasser gefallen. Nur mit einiger Mühe gelang es ihr, Erik inmitten des Gedränges auszumachen … und dann erkannte sie, was sie gerade schon an Eriks Anblick gestört hatte: Der grauhaarige Wikinger war nicht nur in voller Rüstung und Waffen erschienen, sondern trug einen Verband um den linken Unterarm, und damit war er nicht der Einzige. Etliche Männer bewegten sich, als bereite es ihnen Mühe oder Schmerzen, oder trugen mehr oder weniger auffällige Verbände, und mindestens einer von ihnen war nicht einmal mehr imstande, aus eigener Kraft zu laufen, sondern musste gestützt werden.
    »Was ist passiert?«, fragte sie erschrocken. »Seid ihr angegriffen worden?«
    »Das ist nichts«, behauptete Ansgar großspurig. »Dein neuer Verehrer Guy de Pardeville wollte einfach nicht glauben, dass du nicht mehr bei uns bist. Wir haben ihn davon überzeugt, dass es so ist.«
    »Ihr seid angegriffen worden?«, fragte Katharina noch einmal.
    »Ja, aber nicht so, wie du jetzt vielleicht denkst«, sagte Ansgar. Er schlug mit der flachen Hand auf das Schwert, das er immer noch am Gürtel trug. »Es war nicht so schlimm, wie es aussieht.«
    »Es sieht ziemlich schlimm aus«, sagte Katharina, aber Ansgar schüttelte nur noch einmal und noch großspuriger den Kopf. »Ein paar Männer sind verletzt, aber

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