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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erkundigte sich Ansgar missmutig, während er seinen Finger betrachtete, aus dem zwei winzige dunkelrote Blutströpfchen quollen. Dabei machte er ein so leidendes Gericht, als befürchte er ernsthaft, die Hand zu verlieren.
    »Hugin und Munin«, antwortete Katharina, die schon damit begann, Milch warm zu machen. Immerhin hatten die beiden gerade ihre Feuertaufe als ihre Leibwächter bestanden, da war es nur angemessen, sie zu belohnen.
    »Hugin und Munin?« Sie meinte regelrecht hören zu können, wie Ansgar die Augen aufriss. »Wie bist du denn darauf gekommen?«
    »Gar nicht«, gestand Katharina. »Es war Arlas Idee. Weil sie schwarz sind, meinte sie.«
    »Ja«, sagte Ansgar mit sonderbarer Betonung. »Das sieht ihr ähnlich. Weil sie schwarz sind!« Er lachte, und Katharina drehte nun doch den Kopf und sah ihn stirnrunzelnd an. Ansgar machte jedoch keine Anstalten, seine sonderbare Bemerkung zu erklären, sondern stemmte sich übertrieben umständlich hoch, betrachtete noch einmal wehleidig die schwere Verletzung an seinem Zeigefinger und wischte die Hand dann an seiner Hose ab.
    »Das hat sie garantiert nur getan, um Großvater zu ärgern«, sagte er.
    »Was?«
    Ansgar ignorierte die Frage, ging zum Tisch und setzte sich auf einen der unbequemen Hocker. »Anscheinend verstehst du dich ja gut mit Arla«, sagte er. »Hast du auch schon andere Freunde hier gefunden?«
    Katharina war verwirrt und fast ein bisschen verärgert. Wie kam er auf die Idee, ihr Fragen zu stellen, nachdem er sie einfach hier abgeladen hatte und dann sang- und klanglos verschwunden war? Trotzdem beantwortete sie seine Frage mit einem Kopfschütteln. »Außer ihr spricht hier niemand meine Sprache.«
    »Und das ist ein Grund, mit niemandem zu reden?«, fragte Ansgar. Eigentlich schon, dachte Katharina, sparte es sich aber, ihn auf diesen so offensichtlichen Widerspruch hinzuweisen. »Vielleicht lerne ich eure Sprache«, sagte sie stattdessen.
    Ansgar sah sie einen Moment lang so verblüfft an, als hätte sie ihn ernsthaft gefragt, ob die Sonne jeden Morgen aufging, und lachte dann. »Ja, sicher«, gluckste er. »Wenn du zufällig eine Woche Zeit hast, nicht wahr? Oder auch zwei.«
    Katharina schluckte die scharfe Antwort herunter, die ihr auf der Zunge lag, Tatsächlich hatte sie Arla gefragt, ob sie ihr die Sprache ihres Volkes beibringen konnte, und diese hatte im allerersten Moment genau so reagiert wie Ansgar; wenn auch nicht so verletzend. Sie hatte trotzdem unverzüglich damit begonnen, ihr die ersten Worte beizubringen, und Katharina hatte rasch begriffen, warum sie so reagierte. Ihre Sprache klang nicht nur fremdartig und war für Katharinas Zunge fast unaussprechlich, sie war ungeheuer kompliziert . Das Problem waren nicht die Worte, die sie schließlich nur auswendig lernen musste. Sich Dinge zu merken, darin war sie schon immer sehr gut gewesen. Nahezu unmöglich hingegen war es ihr, die Regeln zu begreifen, nach denen sie aneinandergereiht und ausgesprochen wurden. Oft wechselten sie ihre Bedeutung, je nachdem, in welchem Zusammenhang sie ausgesprochen wenden, oder auch nur, ob laut oder leise.
    Sie sagte gar nichts mehr, sondern setzte sich nur bequemer (und mit dem Rücken zu Ansgar gewandt) hin und fütterte die beiden Kätzchen, und auch Ansgar schwieg eine geraume Weile. Schließlich räusperte er sich unecht, und sie konnte hören, wie er unbehaglich auf seinem Schemel hin und her zu rutschen begann.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte dich nicht verletzen. Es ist nur so, dass unsere Sprache wirklich schwer zu lernen ist. Jeder sagt das.«
    »Du sprichst sie doch auch«, antwortete Katharina, drehte sich halb zu ihm herum und musste dann selbst lächeln, als sie den verwirrten Ausdruck auf seinem Gesicht sah. »Unsere Sprache, meine ich.«
    »Das ist etwas anderes«, behauptete Ansgar. »Großvater und Arla haben sie mich von Anfang an gelehrt, und richtig kann ich sie bis heute nicht.«
    »Vor allem scheinst du Probleme damit zu haben, sie zu verstehen«, sagte eine Stimme von der Tür her. »Oder habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, als ich gesagt habe, dass ich zuerst mit ihr reden werde?«
    Erik kam herein, bedachte Ansgar mit einem zusätzlichen strafenden Blick und sah sich dann langsam und prüfend um; als erwarte er, dass sich hier in den wenigen Tagen, die sie fort gewesen waren, irgendetwas verändert hätte.
    »Wir haben nur über die Katzen gesprochen!«, versicherte Ansgar hastig. »Über

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