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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Welt, wie?«, fragte Ansgar. »Es gibt Städte, die noch weit größer sind. Cölln, zum Beispiel. Sag nicht, dass du noch nie davon gehört hast. Es liegt nicht einmal eine halbe Tagesreise von Ellsbusch entfernt.«
    Sie hatte diesen Namen schon gehört, natürlich. Aber es war nur ein Name, ein fast mystischer Ort, der irgendwo existierte, oder auch nicht.
    »Novesium?«, schlug Ansgar vor. »Dahin kann man von Ellsbusch aus fast spucken.« Katharina schwieg.
    Auch Ansgar war für eine kleine Weile sehr ruhig, und ein Ausdruck von Verwirrung begann sich auf seinem Gesicht breitzumachen, den sie nicht verstand.
    »Du bist in deinem ganzen Leben nie aus diesem Kaff herausgekommen, habe ich Recht?«, fragte er schließlich.
    »Doch bin ich das!«, protestierte Katharina. »Ich war oft in der Burg.«
    »Aha«, sagte Ansgar. »Und wo noch?«
    Katharina setzte zu einer noch patzigeren Antwort an, musste sich aber dann eingestehen, dass sie es gar nicht konnte, und starrte ihn schließlich nur mit ärgerlich zusammengepressten Lippen an. Ansgar erwiderte ihren Blick ganz genau so spöttisch, wie sie es erwartet hatte, aber dann änderte sich das. Er sah mit einem Male verlegen aus, beinahe schon schuldbewusst.
    »Das tut mir leid«, sagte er dann auch. »Ich wollte mich nicht über dich lustig machen.«
    »Hast du auch nicht«, log Katharina. Und wenn sie es ganz genau nahm, dann stimmte das sogar. Seine Worte hatten sie wie böser Spott getroffen, aber es war wohl eher das Leben selbst, das sie verhöhnte.
    »Sie haben dich nie aus dem Dorf gelassen?«, hakte Ansgar nach. »Was warst du dort – so eine Art Sklavin?« Er korrigierte sich selbst, bevor sie antworten konnte. »Aber nein, bei euch gibt es ja keine Sklaven, nicht wahr? Ihr nennt sie Leibeigene, glaube ich.«
    Katharina schwieg. Nein, sie war weder Sklavin noch Leibeigene gewesen, aber es hatte mehr als eine Gelegenheit gegeben, da hatte sie sich fast gewünscht, es zu sein, besaßen diese für ihre Besitzer doch immerhin noch einen gewissen Wert. Niemand hatte ihr je verboten, das Dorf zu verlassen, aber zum einen hatte sie von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang arbeiten müssen, so lange sie sich zurückerinnern konnte (und das sieben Tage die Woche, denn von der Regel, am siebten Tage ruhen zu sollen, hatte Vater Cedric zumindest in ihrem speziellen Fall nichts gehalten), und selbst wenn es anders gewesen wäre, hätte sie gar nicht gewusst, wohin sie gehen sollte.
    »Ich zeige dir Santen«, fuhr Ansgar fort, als sie sich weiter nur in beharrliches Schweigen hüllte. »Du wirst Augen machen. Die Stadt ist riesengroß. Ich glaube, ganz Bjarnisund würde allein auf den Marktplatz passen.«
    Gut, jetzt war sie davon überzeugt, dass er log, um sie zu beeindrucken. Aber sie erkannte auch die gute Absicht dahinter, und plötzlich stahl sich wieder ein flüchtiges Lächeln auf ihre Lippen.
    »Und die Menschen dort werden dir gefallen. Sie sind sehr freundlich.«
    »Aber es sind Fremde«, gab Katharina zu bedenken.
    »Und du hast Angst vor Fremden?«, fragte Ansgar.
    Wie sollte sie nicht? Vater Cedric hatte ihr schließlich oft genug erklärt, wie es ihr ergehen würde, wenn sie die Sicherheit von Ellsbusch verließ. Fremde hielten nichts von elternlosen Bettelmädchen, die ihnen das Wenige wegaßen, was sie besaßen, und sie womöglich am Ende noch bestehlen würden.
    »Ja«, seufzte Ansgar. »Ich sehe schon, mein Großvater hat Recht. Es wird eine Weile dauern.«
    »Was?«, fragte Katharina misstrauisch.
    »Dir zu zeigen, wie das Leben wirklich ist«, antwortete er, »und dass nicht alle Fremden ganz automatisch deine Feinde sind.«
    »Aber auch nicht von vornherein meine Freunde.«
    Ansgar wollte antworten, runzelte aber dann nur die Stirn und starrte auf einen Punkt irgendwo hinter ihr. Sie drehte sich ebenfalls herum und sah sofort, was ihn abgelenkt hatte.
    Von der Höhe des Hügels aus hatten sie nicht nur einen weiten Ausblick über das Umland, sondern auch auf den Rhein, dessen Schleife vom Steg aus betrachtet genau hinter diesem Hügel verborgen war. Ein Schiff näherte sich. Es war noch zu weit entfernt, um Einzelheiten oder gar die Menschen an Bord erkennen zu können, aber sie sah trotzdem, dass es von gänzlich anderer Bauart war. Viel plumper als die schlanken Drachenboote und ohne Ruder, aber auch deutlich größer. Und sie hätte nicht einmal in Ansgars Gesicht sehen müssen, um zu wissen, wie sehr ihn der Anblick erschreckte.
    »Was ist das?«,

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