Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
eine einladende Geste mit der linken Hand auf die Pferde; die andere presste er immer noch gegen die Seite. »Nur keine Angst. Es ist ganz leicht.«
    Das bezweifelte Katharina. Sie sah zu einem der riesigen Pferde hoch (täuschte sie sich, oder waren sie größer geworden, seit sie das letzte Mal hingesehen hatte?) und war ziemlich sicher, ein boshaftes Glitzern in seinen Augen zu sehen.
    »Aber jetzt ist wirklich nicht –«, begann sie erneut, nur um sofort wieder von Ansgar unterbrochen zu werden:
    »– der richtige Moment, uns darüber zu streiten. Möchtest du lieber warten, bis Wulfgar zurückkommt? Vielleicht ist er ja ein besserer Reitlehrer als ich.« Er stellte sich mit dem Rücken zu einem der Pferde hin, verschränkte die Hände vor dem Bauch und bedeutete ihr mit einem Nicken, mit einem Fuß hineinzusteigen, um in den Sattel zu kommen. Katharina war jetzt sicher, dass das Pferd größer geworden war – ein gutes Stück sogar –, und das Schnauben, mit dem es auf ihre Annäherung reagierte, klang ganz eindeutig drohend. Aber sie überwand ihre Furcht, nahm Ansgars Angebot an und stieg mit einer Leichtigkeit in den Sattel, die sie selbst ein bisschen überraschte.
    Damit hörten die guten Neuigkeiten aber auch schon auf. Das Pferd schnaubte und bewegte sich zugleich unruhig, beinahe als spürte es ihre Angst. Katharina klammerte sich instinktiv fester an die Zügel, als sie sah, wie hoch über dem Boden sie sich plötzlich wiederfand.
    »Siehst du?«, fragte Ansgar. »Das war schon der schwierigste Teil. Alles andere geht fast von selbst.«
    »Ach?«, murmelte Katharina kleinlaut.
    »Tu einfach dasselbe wie ich, dann kann gar nichts passieren«, riet ihr Ansgar.
    Katharina wälzte mittlerweile ernsthafte Mordgedanken, aber sie vergingen fast augenblicklich, als sie sah, welche Mühe es Ansgar kostete, sich in den Sattel des zweiten Tieres zu schwingen. Er gab keinen Laut von sich, aber seine Lippen zuckten, und sie konnte trotz des schlechten Lichts sehen, wie blass er war. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich jetzt überdeutlich.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. Ich wollte dir nicht so wehtun.«
    »Hast du auch nicht«, log Ansgar. »Aber du hast meine gebrochene Rippe getroffen. Zweimal.«
    Das letzte Wort, fand Katharina, war höchst überflüssig gewesen, aber ihr schlechtes Gewissen regte sich jetzt noch mehr. Ihre angeknackste Rippe schmerzte kaum noch, und da sie sich in den letzten Tagen zwangsweise geschont und keinerlei körperliche Arbeit verrichtet hatte, war die Verletzung schon so gut wie verheilt und piekste allenfalls ein bisschen, wenn sie eine falsche Bewegung machte. Ansgar hingegen war mit seinem Großvater und den anderen unterwegs gewesen, und so, wie sie ihn mittlerweile zu kennen glaubte, war er viel zu stolz, um sich zu schonen.
    »Aber für ein Mädchen schlägst du ganz schön zu«, räumte er widerwillig ein.
    Katharina schluckte die Bemerkung, dass er für einen Jungenziemlich weinerlich war, im letzten Moment herunter und warf ihm nur einen neuerlichen, fragenden Blick zu. Ansgar lenkte sein Pferd in einem engen Bogen neben sie und streckte die Hand aus, um nach dem Zügel ihres Reittiers zu greifen. Katharina hielt instinktiv die Luft an und fragte sich im nächsten Moment selbst, was sie eigentlich erwartet hatte. Das Pferd trabte gehorsam los und schwankte zwar ein bisschen, aber das war auch schon alles.
    Das und der Umstand, dass sie in die falsche Richtung ritten.
    »Bjarnisund liegt dort«, sagte sie mit einer entsprechenden Kopfbewegung.
    Ansgar nickte. »Ich weiß.«
    »Aber wir reiten nicht dorthin«, fuhr Katharina fort, nachdem eine weitere Weile verstrichen war. Sie hatten die Stelle fast wieder erreicht, an der sie Wulfgar gesehen hatten, und entfernten sich nun ein Stück vom Waldrand. Um nicht sofort gesehen zu werden, ritten sie aber im Großen und Ganzen weiter parallel zum Wald.
    »Wenn du in Bjarnisund hättest bleiben wollen«, antwortete Ansgar lächelnd, »dann hättest du dir den Weg bis hierher eigentlich sparen können. Und vor allem«, fügte er nach einer winzigen Pause und in hörbar verändertem Ton hinzu, »dein kleines Bad im Rhein. Mir wäre das Wasser ja zu kalt; vor allem nachts.«
    Es dauerte einen Moment, bis Katharina begriff, was seine Worte bedeuteten. »Moment mal«, sagte sie. »Soll das heißen, du … hast mich die ganze Zeit über … beobachtet?«
    »Ole und ich haben auf dich aufgepasst«, verbesserte sie Ansgar.

Weitere Kostenlose Bücher