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Die Tochter der Seidenweberin

Die Tochter der Seidenweberin

Titel: Die Tochter der Seidenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Niehaus
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süß. Ein wenig eigenwillig, aber gut, fand Fygen. Dann krauste sie die Nase. Die Horchata hinterließ einen leicht pelzigen Geschmack auf der Zunge.
    De la Vega reichte ihr die Schale, und Fygen nahm sich eines der fingerlangen, noch warmen Gebäckstücke. »Die Horchata wird erst mit Fartons wirklich zu einem Genuss«, sagte er und griff ebenfalls zu. Bedächtig tunkte er das Gebäck in seinen Becher, bevor er es sich genüsslich in den Mund schob.
    Fygen tat es ihm gleich.
    »Wundervoll!«, schwärmte sie mit einem Lachen. »Mit dieser Köstlichkeit sollte man Handel treiben!«
    Der Gedanke erinnerte sie an den Grund, der sie eigentlich in die Llotja geführt hatte: die Suche nach dem Faktor der Ravensburger Handelsgesellschaft. Jetzt konnte sie auf diesen Halunken pfeifen. Sie würde auch ohne ihn diese wundervolle Seide aus Valencia nach Köln bringen. Vielleicht konnte ihr de la Vega dabei behilflich sein, überlegte sie. Dennoch sollte der feine Herr Alexander nicht ungeschoren davonkommen. Zumindest wollte sie den Schaden, den er ihr zugefügt hatte, ersetzt bekommen.
    Wie beiläufig fragte sie: »Ist Euch ein Herr Alexander bekannt? Er ist Obmann der Ravensburger Handelsgesellschaft.«
    De la Vega blickte sie für einen Moment verblüfft an. Wieder zog er eine einzelne Augenbraue empor, doch dann umspielte ein amüsiertes Lächeln seine Lippen, und er nickte. »Ihr kennt Herrn Alexander? Ein ehrenwerter Kaufmann. Ich kenne ihn gut. Was wollt Ihr von ihm?«
    Fygen zog es vor, ihre wahre Meinung über den Faktor der Ravensburger Handelsgesellschaft für sich zu behalten. »Ich habe Geschäftliches mit ihm zu besprechen. Soweit ich weiß, handelt er mit Seide. Man sagte mir, er sei vielleicht hier in der Llotja anzutreffen.«
    »Nun, er ist öfter hier.« De la Vega nickte. Dann hielt er inne und schien zu überlegen. »Nein«, fuhr er fort, »heute habe ich ihn hier noch nicht gesehen. Am besten, Ihr geht in seine Bodega. Jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt, doch nach der Siesta werdet Ihr ihn dort sicher antreffen.«
     
    »Herein!«, sagte Lisbeth. Sie stand am Fenster in ihrer Schreibstube, mit dem Rücken zum Raum, die Hand unbewusst auf den Unterleib gelegt. In Gedanken weilte sie noch beim vergangenen Abend. Es war eine schöne Feier gewesen, obschon der Tag mit einem Missklang begonnen hatte.
    Bei der Morgensuppe hatte Lisbeth Mertyn daran erinnert, dass es seine Aufgabe wäre, die benötigten Gewürze für den Maitrunk zu kaufen. Seit alters her war es Sitte, dass der Herr des Hauses dies am Morgen des Maiumtrunks in höchsteigener Person tat.
    Mertyn hatte abwesend genickt, und Lisbeth war davon ausgegangen, dass er sich der Sache annehmen würde. Doch weit gefehlt! Als die Köchin um die Sext bei ihr anfragte, ob der Hausherr die Kräuter besorgt habe – schließlich musste der Maitrunk einige Stunden ziehen –, suchte sie Mertyn in seinem Kontor auf.
    Er habe zu tun, hatte er ihr knapp beschieden, kaum dass er den Kopf von seinen Büchern gehoben hatte. Schließlich müsse er ans Geldverdienen denken und könne sich nicht um solchen Firlefanz kümmern. Solle sie doch eine Magd schicken oder selbst gehen, wenn ihr so viel daran liege.
    Zunächst war Lisbeth verärgert gewesen, doch dann hatte sie beschlossen, sich von Mertyn nicht den Abend verderben zu lassen. Sie war selbst auf den Domhof und zu Sankt Johann gegangen, hatte Karneel, Ingwer, Nelken und Galgan, ein sehr erhitzendes Gewürz, gekauft. Dazu, obwohl es ein kostspieliges Vergnügen und er eigentlich für den Geschmack nicht vonnöten war, noch etwas Zimt in Stangen. Dann machte es wenigstens Sinn, dass ihr Gatte sich so ausgiebig ums Geldverdienen kümmerte, dachte Lisbeth, nicht ohne einen Anflug von Bosheit.
    Die Köchin hatte derweil den Wein, einen leichten von der Mosel, in die blaugraue Rumpfkanne gefüllt. Eigenhändig hatte Lisbeth die Gewürze abgemessen und mit einer großen Menge Honig in die Kanne gegeben, die daraufhin mit einer Schweinsblase luftdicht verschlossen wurde.
    Bereits am frühen Abend waren die Gäste erschienen. Man hatte die Fenster zum Saal im Obergeschoss weit geöffnet, um die milde Frühlingsluft hereinzulassen, und an der Tafel herrschte eine freudige Stimmung. Jeder sehnte sich nach dem Frühjahr, und als Lisbeth Platten mit gebratenen Maifischen auftragen ließ, erhob sich beifälliges Gemurmel. Von jeher galt das Auftauchen der schmackhaften Seefische, die den Rhein heraufkamen, um zu laichen, als

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