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Die Tochter der Seidenweberin

Die Tochter der Seidenweberin

Titel: Die Tochter der Seidenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Niehaus
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Schlamperei zu Euren Fehlern zählt. Warum also?«
    De la Vega schwieg einen Moment. Das Gespräch entwickelte sich in eine Richtung, die er nicht erwartet hatte und die ihm ganz und gar nicht behagte.
    »Lützenkirchen aus Köln!«, sagte er schließlich halblaut, so als käme der Name aus verschütteten Tiefen der Vergangenheit auf seine Lippen. Er hatte gedacht, all das läge weit hinter ihm, doch als Fygens Order – die Order der Faktorei Lützenkirchen – bei ihm eintraf, hatte sie an die alte Wunde gerührt, von der Alejandro geglaubt hatte, sie sei längst vernarbt. Der alte Groll war wieder in ihm erwacht und hatte ihn dazu hingerissen, die Bestellung zwar nicht zu sabotieren, sie jedoch auch nicht mit der üblichen Sorgfalt zu behandeln. Doch das konnte er ihr unmöglich erklären! Müde rieb er sich mit der Hand über das Gesicht.
    Doch dann durchfuhr Alejandro ein gänzlich anderer Gedanke. Was, wenn es mehr als eine Familie mit dem Namen Lützenkirchen in Köln gab? Wenn diese Frau hier überhaupt nichts mit ihm und seinem Vater zu schaffen hatte? »Ihr seid verwandt mit Wilhelm Lützenkirchen?«, fragte er.
    Fygens Stirn umwölkte sich. Woher kannte der Spanier den Namen ihres Schwiegervaters? Sie nickte irritiert. »Er war der Vater meines Mannes. Aber was hat das mit Eurer Seidenlieferung zu tun?«
    »Habt Ihr ihn gut gekannt?«
    »Den alten Lützenkirchen?«, fragte Fygen mit Befremden und konnte nicht verhindern, dass Bitternis in ihr aufstieg. Sie hatte es nie beweisen können, doch sie war sicher, dass Peters Vater die Schuld am gewaltsamen Tod ihres eigenen Vaters trug. »Nein, ich bin ihm nie begegnet. Er starb, als ich noch ein Kind war«, entgegnete sie mit ungewollter Heftigkeit.
    Alejandro blickte Fygen abschätzend an. Sie mochte ein wenig jünger sein als er selbst. Er schüttelte den Kopf. »Er starb vor zehn Jahren. Hier in seinem Haus in Valencia«, verbesserte Alejandro sie. »Ich war dabei.«
    Erstaunt blickte Fygen ihn an, doch was de la Vega da sagte, konnte durchaus der Wahrheit entsprechen. Sie erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem sie Peters Mutter ohne das Wissen ihres Mannes besucht hatte, um herauszufinden, welche Rolle Peters Vater damals beim Tod ihres, Fygens, Vaters gespielt hatte.
    Fygen seufzte. So lange war das alles schon her. »Kurz nach dem gewaltsamen Tod meines Vaters hat Wilhelm Lützenkirchen Köln verlassen und sich angeblich auf eine Handelsreise nach Valencia begeben. Dort sei er jedoch nie angekommen, hieß es, und er ist auch nicht nach Köln zurückgekehrt. Seitdem gilt er als tot. Das war im Jahr 1470 .«
    »In dem Jahr kam er nach Valencia zurück«, bestätigte Alejandro.
    Fygen biss sich auf die Lippe. Hierher hatte Peters Vater sich also verdrückt, um sich der Gerichtsbarkeit seiner Heimatstadt zu entziehen, dachte sie empört. Er hat sich einfach aus dem Staub gemacht, hatte munter zwanzig Jahre hier gelebt und sie alle im Glauben gelassen, er sei tot! Wie sich wohl Augusta gefühlt haben würde, wenn sie das erfahren hätte? »Was für ein Mistkerl, einfach seine Familie im Stich zu lassen!«, brach es aus Fygen heraus.
    »Er hatte hier auch eine Familie«, entfuhr es Alejandro gegen seinen Willen hitzig.
    Fygen starrte ihn entgeistert an. Das war ja wohl der Gipfel der Verderbtheit! Nicht nur, dass der feine Herr Lützenkirchen sich der Verantwortung für sein schändliches Tun entzog und seine Familie zurückließ, nein, er hatte zudem auch noch hier in Valencia eine neue Familie gegründet … Fygen stutzte. Etwas an de la Vegas Worten hatte sie irritiert. »Wieso zurückgekommen?«, fragte sie. »War er denn vorher schon hier?«
    De la Vega blieb ihr die Antwort schuldig. Stattdessen schnaubte er verächtlich durch die Nase und strich eine Haarsträhne beiseite, die ihm in die Augen fiel.
    Es war eine kurze Handbewegung, nur, doch die Geste ließ Fygen erstarren. So hatte Peter sich die widerspenstige Locke aus dem Gesicht gestrichen, wenn ihn etwas aufgeregt hatte. Fygen blickte Alejandro in die Augen, und ihr Gesicht verlor alle Farbe. Es waren Augen von unverschämtem Blau, die ihren Blick erwiderten. Augen, die von jeher vermocht hatten, sie zu verwirren. Es waren Peters Augen – die Augen ihres Mannes!
    Für einen Moment nur loderte der Gedanke in ihr auf, doch sogleich verwarf sie ihn wieder. Sie musste sich irren!
    Ihre Trauer um Peter schien sie zu narren.
    Doch da war die auffällige Art, wie de la Vega die Brauen

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