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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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sind.«
    Er führte sie zum Wehrgang, der die Hauptburg von der Vorburg trennte.
    »An dieser Stelle hast du dich immer mit Karim getroffen, nicht wahr?«
    Stephan nickte. »Hierher kommt selten jemand. Ein guter Ort, um unter sich zu sein.«
    Seine Hände griffen nach den ihren. Wieder durchströmte sie dieses wunderbare Kribbeln.
    »Du hast gar keine Fragen?« Er sah sie liebevoll an.
    »Nein.«
    »Nein?« Er hob die Brauen. »Was ist mit dir geschehen? Wo ist das vorwitzige Mädchen geblieben?«
    »Sie hat Vertrauen.«
    »Vertrauen?«
    Antonia nickte. »Ich habe genügend Vertrauen, um zu schweigen.«
    Er runzelte verwirrt die Stirn.
    »Verstehst du das nicht? Ich habe immer viel geredet und dachte, sonst nähme mich niemand wahr.«
    »Dabei bewundern dich so viele Männer.«
    »Nein, sie bewundern nicht mich, sondern meinen gesellschaftlichen Stand. Ich bin die Tochter des Grafen. Eine gute Partie, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Du unterschätzt dich. Du bist weit mehr als das.«
    »Für dich, ich weiß. Und seit ich es weiß, muss ich dich nicht mehr ständig in ein Gespräch verwickeln. Ich darf auch mit dir gemeinsam schweigen.«
    »So habe ich das noch nie gesehen.« Er lachte leise. Doch dann wurde er wieder ernst. »Wirst du mir dafür eine Frage beantworten, Antonia?«
    »Gewiss.« Sie lächelte ihn an.
    »Warum ich?«
    »Du meinst, warum ich dich liebe?«
    Er nickte.
    »Kann man Liebe erklären?«
    »Du weichst mir aus.«
    Sie senkte den Blick. »Nein«, sagte sie leise. »Aber von Anfang an zog mich etwas an. Etwas, das dich von allen anderen Männern unterscheidet. Du hast Schweres erlebt, dir einen Harnisch zugelegt, der die meisten Menschen auf Abstand hielt. Aber wer sich ein wenig Mühe gibt, der erkennt, dass hinter dieser grimmigen Rüstung ein warmherziger, liebevoller Mann steckt.«
    Er räusperte sich. »Das sind nicht gerade die Tugenden, die von einem Ritter erwartet werden.«
    »Deshalb versteckst du sie?«
    »Ich fürchte, du irrst dich.«
    »Ich fürchte, du willst nicht zugeben, dass ich recht habe.«
    »Du weißt nichts von mir.«
    »Ich weiß genug von dir, um dich zu lieben.«
    »Würdest du mich auch noch lieben, wenn du wüsstest, dass ich etwas Schreckliches getan habe?«
    Einen Moment lang glaubte sie, er wolle sie necken, doch als sie in seine Augen sah, erschrak sie. Seine Seelenflamme war nur noch ein schwaches Glimmen. Unwillkürlich nahm sie ihn in die Arme. »Ganz gleich, was du getan hast, ich werde dich immer lieben.«
    Er erwiderte ihre Umarmung und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Ihr Herz schlug schneller. Was bedrückte ihn? Wessen hatte er sich schuldig gemacht? Sie erwartete seine Erklärung, doch er schwieg, hielt sie nur fest und drückte sie an seine Brust.
    Ein dicker Regentropfen fiel ihr in den Nacken. Ein zweiter. Stephan ließ sie los.
    »Lass uns hineingehen!« Noch während er sprach, brach der Himmel auf. Das waren keine Regentropfen mehr – eine neue Sintflut schien auf die Erde herabzustürzen. Doch Antonia blieb stehen und sah Stephan unverwandt an. Ein Blitz zuckte über den Himmel. Gleich darauf brachte ein Donnerschlag die Burg schier zum Erzittern.
    »Komm!« Stephan griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich.
    Als sie im Hof ankamen, waren sie bereits bis auf die Haut durchnässt. Einer der Knechte rannte über den Hof, stieß mit Stephan zusammen, stürzte. Stephan zog ihn auf die Beine. »Wohin so eilig?«
    »Ins Dorf!«, rief er. »Wir brauchen den alten Jecklin! Das Fohlen von der Myra steckt fest.«
    »Sie fohlt schon heute?«
    Der Knecht nickte. »Nur Jecklin kann ihr noch helfen.«
    Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel, und im gleichen Augenblick krachte der Donner. Das Unwetter tobte unmittelbar über ihnen.
    »Spar dir den Weg! Ich kümmere mich um das Fohlen.«
    »Aber Herr Stephan, nur der Jecklin …«
    »Halt den Mund!« Stephan ließ den Knecht stehen und rannte zum Stall. Antonia folgte ihm. Myra war eine der wertvollsten Zuchtstuten ihres Vaters. Sie hatte bereits vier prächtige Fohlen zur Welt gebracht. Der Verlust dieses Tiers wäre überaus schmerzlich gewesen. Kein Wunder, dass der Knecht außer sich war.
    Im Stall flackerte eine kleine Öllampe, ansonsten war es dunkel. Einer der Stallburschen wachte bei Myra und redete beruhigend auf sie ein. Das Pferd zitterte und schnaubte.
    »Wie lange hält dieser Zustand schon an?«, fragte Stephan.
    »Seit heute Vormittag«, antwortete der Junge. »Fred will Jecklin

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