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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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lebensgefährlich! Kein Mann bei Verstand würde diesen Weg wagen!«
    »Unsinn!« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das war eine Kleinigkeit.«
    Sie schien einer Ohnmacht nahe zu sein.
    »Ist dir nicht gut, Liebste?« Besorgt nahm er sie in die Arme.
    »Oh, Rudolf, du hättest tot sein können! So etwas darfst du nie wieder tun!«
    Sie schmiegte sich an seine Brust und ließ sich von ihm festhalten.
    »Ich weiß schon, was ich tue«, flüsterte er ihr zu.
    »Nein, Rudolf. Das weißt du nicht.« Sie hob den Kopf und sah ihm unverwandt in die Augen. »Wie deine Mutter es ausdrückt, verbrennt dich das Feuer. Nur deshalb hast du Meinolf an der Tafel angegriffen, und es bedurfte sieben kräftiger Männer, um dich zu bändigen.«
    »Sollte ich etwa zulassen, dass Meinolfs Lügen die Seele meiner Mutter vergiften?«
    Sibylla seufzte. »Und was unternehmen wir jetzt?«, fragte sie, statt ihm zu antworten.
    »Ich habe mich entschlossen, deinen Vater um Verzeihung zu bitten. Es war nicht angemessen, ihn zu schlagen, obwohl er selbst schuld war. Schließlich hätte er sich nicht in meinen Streit mit Meinolf einmischen müssen.«
    »Ähm … ja, das wäre vielleicht nicht verkehrt. Aber ich meinte eigentlich, was wir jetzt unternehmen sollen.«
    »Jetzt?« Er musterte sie verwirrt. »Du meinst, ich sollte ihn nicht sofort aufsuchen?«
    »Auf keinen Fall! Er ließe dich umgehend wieder einsperren.«
    »Und wenn schon! Du hast doch gesehen, wie unzulänglich euer Kerker ist.«
    »Rudolf, bitte, du hattest unfassbares Glück. Wage nicht noch einmal so viel! Du wärst nicht der Erste, der dort in den Tod stürzt.«
    Sie wand sich aus seinen Armen. »Es ist wohl besser, wenn ich deine Mutter hinzuziehe. Sie weiß am besten, was zu tun ist.«
    »Muss das sein?«
    »Ja, das muss sein.« Wie so oft bildete sich wieder eine strenge Falte zwischen ihren Brauen. »Setz dich und warte, bis ich zurückkomme!«
    »Nun gut.« Er folgte ihrer Aufforderung. »Sehe ich da übrigens einen Teller mit Apfelkuchen auf dem Tisch?«
    »Ja, bediene dich! Aber bitte nicht weglaufen. Ich bin gleich zurück.«
    Dann verschwand sie aus der Tür.
    Rudolf hatte gerade das letzte Stück Kuchen verzehrt, als Sibylla mit seiner Mutter zurückkehrte.
    »Zu welchen Tollheiten hast du dich wieder hinreißen lassen, Rudolf?« Lena schüttelte den Kopf. »Sieh mich an!«
    »Willst du überprüfen, wie heftig es lodert?« Er hob den Blick. »Das brauchst du nicht erst an den Augen abzulesen. Mir geht es prächtig.«
    »Allzu prächtig.« Sie zog einen Stuhl heran und nahm ihm gegenüber Platz, während Sibylla unschlüssig stehen blieb.
    »Du bist also aus dem Kerkerfenster und dann über das Dach gestiegen.«
    »Das war recht einfach.«
    »Und du würdest die Kletterei natürlich jederzeit wiederholen – habe ich recht?«
    »Jederzeit, Mutter.« Er grinste.
    »Das habe ich befürchtet.« Sie seufzte. »Ulf wird darauf keine Rücksicht nehmen. Dem ist es gleich, ob du dich zu Tode stürzt oder nicht.«
    »Ich? Mutter, da kann ich nur lachen! Schließlich weiß ich genau, was ich tue. Hat Sibylla dir schon erzählt, dass sie meine Frau werden will? Wie wäre es, wenn du ihren Vater im Namen unserer Familie um ihre Hand bittest? Ich entschuldige mich bei ihm auch für den Faustschlag. Aber nicht bei Meinolf. Der könnte gut einen weiteren Hieb vertragen. Oder besser zwei. Statt eines Waffengangs ein schöner Faustgang. Was hältst du davon, Mutter?« Er schlug sich mit der rechten Faust so heftig in die linke Handfläche, dass es laut klatschte.
    »Gar nichts, Rudolf.«
    »Ach, nun sieh mich doch nicht so vorwurfsvoll an. Er hat es doch verdient! Solche Märchen zu erzählen – von wegen, Antonia sei ertrunken.« Er schnaubte geräuschvoll. »Oder meinst du, ich sollte ihn lieber in den Brunnen werfen? Das wäre ihm angemessen, oder? Er redet vom Ertrinken, und ich bade ihn ein wenig im Brunnen.« Rudolf sprang auf. »Ich bin gleich wieder da!«
    »Rudolf!« Die Stimme seiner Mutter zerschnitt die Luft.
    »Ja, schon gut.« Missmutig setzte er sich wieder. »Kann ich dann wenigstens noch ein Stück Kuchen haben?«
    Seine Mutter warf Sibylla einen kurzen Blick zu, die nickte und verließ das Gemach.
    »Rudolf, ich weiß, dass du im Augenblick nicht Herr deiner Sinne bist. Du solltest dich aber trotzdem zusammennehmen.«
    »Weißt du, was lustig wäre, Mutter?«
    »Was denn?«
    »Wenn Meinolf merkt, dass ich verschwunden bin. Das wird er bestimmt vor dir

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