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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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könnten wir. Aber wir sind bereit, Euch ein Angebot zu machen, Rudolf von Birkenfeld.«
    »Ihr wollt mir ein Angebot machen?« Rudolf runzelte die Stirn. »Da bin ich aber gespannt.«
    »Wir können Euch dabei helfen, selbst Graf von Birkenfeld zu werden.«
    »Ich habe Euch bereits erklärt, dass ich nicht nach der Grafschaft trachte.«
    »Aber so könntet Ihr den Familienbesitz erhalten. Wir werden Eure Familie besiegen. Wir werden Euch alles nehmen und Euren Ziehvater nach Ägypten zurückjagen, wo er bei seiner ungläubigen Sippschaft unterkriechen mag. Ihr könntet es verhindern, indem Ihr einen Pakt mit uns schließt.«
    Rudolf senkte den Blick und betrachtete die Füße seines Gegenübers. »Herr Meinolf, seid Ihr sicher, dass Euch die Stiefel nicht zwicken?«
    »Was soll das heißen?«
    »Nun, ich dachte, wenn man einen Pferdefuß hat, ist es ziemlich lästig, Stiefel zu tragen. Ich schließe weder Pakte mit den Feinden meiner Familie, noch verkaufe ich meine Seele an den Satan. Komm, Meret!«
    »Meinst du wirklich, er hat einen Pferdefuß?«, flüsterte Meret, als sie den Rittersaal verlassen hatten und zu ihrer Kammer hinaufstiegen.
    »Und zwei Hörner. Man sieht sie nur nicht.«
    »Er macht mir mehr Angst als der Graf von Regenstein«, sagte sie leise.
    Rudolf nickte. »Er ist der Gefährlichste von allen. Aber keine Sorge! Der Herr ist mit denen, die reinen Herzens sind. Das hast du doch heute in der Pfingstmesse gehört, nicht wahr?«
    Der Abend zog sich quälend lang hin. Rudolf wartete darauf, dass es Nacht wurde, um zu Sibylla hinabzusteigen. Den Weg über die Treppe vermied er – zu leicht hätte ihn einer der Waffenknechte sehen können. Eberhard wäre gewiss nicht erfreut gewesen, hätte er gewusst, wen seine Tochter immer wieder heimlich empfing, auch wenn nichts Unschickliches zwischen ihnen geschah.
    Als es vollends dunkel war, zögerte er. War es überhaupt sinnvoll, sich einer solchen Gefahr auszusetzen? Er atmete tief durch. So fing es immer an. Er hinterfragte alles nach dem Sinn, und wenn er sich zu lange damit beschäftigte, lautete die Antwort stets Nein. Nichts hatte mehr Sinn, alles schien gleichgültig, das Leben war trostlos. Seine Mutter hatte ihn gelehrt, gegen diese Heimsuchungen anzukämpfen. Tätig zu werden, um nicht in das tiefe Loch zu stürzen, selbst wenn ihm alles aussichtslos erschien. Das fehlende Gleichmaß war sein Fluch. Vor allem die Tage, an denen das Leben ihm so schwer wurde, dass er seiner überdrüssig zu werden drohte. Was, wenn es nun wieder geschah? Er war ein solcher Dummkopf gewesen. Wenn die Schwermut ihn vollends packte und die Regensteiner seinen Zustand bemerkten, wäre er ihnen hilflos ausgeliefert. Sie würden seine Schwäche ausnutzen, ihn womöglich zu Taten verleiten, die er bei klarem Verstand niemals auch nur in Betracht gezogen hätte.
    Er knotete das Seil am Fensterkreuz fest. Dann stieg er hinab zu Sibyllas Fenster.
    »Ihr kommt spät, Herr Rudolf«, empfing sie ihn. Er bemerkte sogleich ihren prächtigen Surcot, hellblau mit feinen Silberstickereien. Ein Kleid, in dem sie auf jedem königlichen Empfang geglänzt hätte.
    »Ihr seht bezaubernd aus, Fräulein Sibylla.«
    Sie senkte den Blick. Ihre Wangen röteten sich auf liebreizende Weise. Wie konnte es sein, dass ausgerechnet im Garten der Regensteiner eine solch bezaubernde Rose blühte? Sibylla war nicht nur von angenehmem Äußeren, sondern auch von verständiger, freundlicher Wesensart. Es war die richtige Entscheidung gewesen, sie zu besuchen. Das Leben konnte nicht sinnlos sein, wenn es noch solche Kostbarkeiten zu entdecken galt.
    »Sagt, ist es wahr?« Sie hob den Blick. »Mein Vater erzählte mir, Birkenfeld und Hohnstein hätten uns die Fehde erklärt.«
    »Was hätte Eure Familie getan, wäre sie an unserer Stelle? Das Unrecht hingenommen und gezahlt?«
    »Vermutlich nicht«, gab sie zu. »Aber nehmt doch Platz, Herr Rudolf!« Sie wies auf zwei Stühle, die mit Lammfellen belegt waren, und einen kleinen Tisch. Darauf stand ein Silberteller mit Backwerk.
    »Bitte, bedient Euch!«
    »Ihr seid die vollendete Gastgeberin, Fräulein Sibylla.«
    »Nur bei Gästen, die mir willkommen sind.«
    »Ich weiß, die anderen empfangt Ihr mit dem Schürhaken.«
    Sie lachte. »Werdet Ihr mir das dauerhaft vorhalten?«
    Er griff nach einem Stück Kuchen. »Gewiss nicht, auch wenn ich sagen muss, dass Ihr mich nachhaltig beeindruckt habt.«
    »Und was werdet Ihr nun tun, da Fehde zwischen unseren

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