Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
starrten wir beide in den Schnee hinaus. Ich war mir nicht sicher, was Tove dachte. Vielleicht dachte er gar nichts. Ich wusste nicht einmal, was ich selbst dachte.
Eigentlich war es egal, ob Tove schwul war oder nicht. Auch wenn er es nicht gewesen wäre, hätte das an meinen Gefühlen für ihn nichts geändert. Aber das würde uns nicht davon abhalten, ein gutes Team zu werden und eine würdige Ehe zu führen. Auf unsere Art. Wenigstens das verdiente er, und ich würde alles dafür tun, es ihm zu geben.
»S ollen wir reingehen?«, fragte Tove plötzlich. »E s ist ziemlich kalt.«
»J a, ich friere auch.«
Er stand auf, reichte mir dann die Hand und zog mich hoch. Das wäre zwar nicht nötig gewesen, war aber eine nette Geste. Schweigend gingen wir zum Palast zurück und ich drehte den Verlobungsring an meinem Finger. Das Metall war eiskalt und der Ring fühlte sich auf einmal viel zu groß und zu schwer an. Ich hätte ihn am liebsten abgenommen und zurückgegeben, aber das konnte ich nicht.
5
Pläne
I ch hatte das Tryllisch-Lehrbuch, das Tove mir gegeben hatte, in meine Tasche gesteckt, um mich zu beschäftigen, während Aurora noch einmal die letzten Details der Hochzeitsfeier durchging. Morgen würde ich heiraten, also hoffte ich, dass alles gut vorbereitet war. Wir hatten keine Zeit mehr, noch irgendetwas zu organisieren.
Ich saß in einem Sessel, das Lehrbuch aufgeschlagen auf dem Schoß: Willa und Aurora gingen mit rund zwanzig Hochzeitsplanern die Checkliste durch. Aurora hatte sogar Duncan eingespannt, der gerade den Tischschmuck auf Vollständigkeit überprüfte.
Manchmal baten sie mich um Hilfe, und dann sprang ich bereitwillig auf, aber meiner Meinung nach war Aurora ganz froh darüber, dass ich mich nicht in ihre Planung einmischte.
All meine Brautjungfern waren hier und die meisten sah ich heute zum ersten Mal. Willa war meine Trautzeugin und hatte den Rest meines Gefolges ausgewählt, da sie alle infrage kommenden Mädchen kannte. Aurora hatte darauf bestanden, dass die Hochzeit riesig werden musste, also hatte ich zehn Brautjungfern.
»M orgen findet die Hochzeit des Jahrhunderts statt, und du steckst die Nase in ein Buch«, seufzte Willa gegen Abend. Aurora hatte alles zweimal überprüft und außer ihr, Willa, Duncan und mir waren alle nach Hause gegangen.
»I ch muss das lernen.« Ich deutete auf mein Buch. »N ur so kann ich alte Verträge und Abkommen lesen. Wie man eine Riesenparty organisiert, muss ich nicht wissen. Dafür habe ich ja Aurora und dich.«
»R ichtig.« Willa lächelte mich an. »I ch glaube, es ist alles vorbereitet. Du wirst morgen eine wundervolle Hochzeit feiern.«
»D anke«, sagte ich und klappte mein Buch zu. »I ch weiß wirklich zu schätzen, was du für mich getan hast.«
»N a hör mal. Das hat doch Spaß gemacht.« Sie lachte. »W enn ich selbst schon keine Märchenhochzeit haben kann, dann sollte ich wenigstens eine planen dürfen, richtig?«
»N ur weil du keine Prinzessin bist, musst du doch nicht auf eine Märchenhochzeit verzichten«, sagte ich und stand auf.
Sie lächelte mich traurig an, und mir wurde klar, in welches Fettnäpfchen ich da gerade getreten war. Willa, eine Tryll-Marksinna, führte eine Beziehung mit meinem Bruder Matt, einem Menschen. Wenn jemand davon erfuhr, würde man sie beide verbannen. Sie würde ihn niemals heiraten dürfen.
»S orry«, sagte ich geknickt.
»A ch was«, winkte sie ab. »W ir wissen alle, dass du dein Bestes tust.«
Sie sprach von meinen Anstrengungen für die Gleichstellung von Tryll, Trackern und Mänsklig. Uns liefen scharenweise die Bürger davon, weil sie sich in Menschen verliebten und lieber ins Exil gingen, als ihre Liebe aufzugeben. Niemand hatte sich dafür entschieden, zu bleiben.
Es war in jeder Hinsicht sinnvoller, den Leuten nicht vorzuschreiben, wen sie lieben durften und wen nicht. Das klappte sowieso nicht. Es wäre viel besser, diese Liebe zu legalisieren und unseren Bürgern zu ermöglichen, bei uns zu bleiben und weiterhin als nützliche Mitglieder der Tryll-Gesellschaft zu leben.
Ich hatte es noch nicht geschafft, alle davon zu überzeugen, da ich zu viel Kraft und Energie auf das Vittra-Problem verwenden musste. Wenn das erst gelöst war (falls es überhaupt eine Lösung dafür gab), würde ich die Gleichstellung aller Bewohner von Förening zu meiner obersten Priorität machen.
»S ind wir hier fertig?«, fragte ich.
Willa nickte. »J awohl. Du musst nur noch ins Bett gehen,
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