Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
niemandem, und du kannst mich nicht einfach für dich beanspruchen, wenn dich deine Gefühle übermannen.
Und ich weiß, dass du das auch gar nicht willst«, fuhr ich fort. »W ir wollten beide nicht, dass es darauf hinausläuft. Wir waren nur zusammen, wenn sich gerade die Gelegenheit dazu bot. Gestohlene Augenblicke, heimliche Küsse. Ich verstehe, warum es so war. Und ich gebe dir auch keine Schuld, aber … ich kann das einfach nicht mehr.«
»I ch wollte nicht …« Finn verstummte und fuhr dann fort. »I ch wollte das nicht für dich. Ich meine, die Sache zwischen uns, was auch immer sie sein mag. Du verdienst viel mehr, als ich dir jemals geben kann, und viel mehr Liebe, als ich dir geben darf.«
»I ch versuche, das zu ändern«, sagte ich. »U nd ich muss zugeben, dass meine Motive nicht ganz uneigennützig waren. Ich wollte die Gesetze ändern, damit ich eines Tages mit dir zusammen sein darf. Aber … darauf kann ich nicht zählen. Und so heirate ich morgen einen anderen.«
»I ch habe nichts anderes von dir erwartet, Prinzessin«, sagte Finn leise. »U nd es tut mir leid, dass ich dich durcheinandergebracht habe.« Er ging zur Tür, blieb dann stehen und sagte, ohne mich anzusehen. »I ch wünsche dir alles Glück der Welt für deine Ehe. Ich hoffe, ihr beide werdet ein wunderbares Leben führen.« Dann ging er.
Ich versuchte, meine Tränen herunterzuschlucken. Ich wollte Willa morgen nicht mit einem roten, geschwollenen Gesicht schockieren. Ich ging zu meinem Schrank, zog mein Kleid aus und schlüpfte in einen Schlafanzug. Auf dem Weg zurück zum Bett fiel mir die Schachtel auf, die auf meiner Kommode stand. Das Geschenk von Finn.
Langsam klappte ich den Deckel hoch. In der Schachtel lag ein schmaler Silberring mit einem herzförmigen Granaten, meinem Geburtsstein. Und aus irgendeinem Grund brach sein Anblick mir das Herz. Ich legte mich schluchzend auf mein Bett und trauerte um eine Beziehung, die ich nie wirklich gehabt hatte.
6
Altar
E igentlich wollte ich, dass Matt mich zum Altar führte, schließlich war er seit meiner Kindheit meine wichtigste Bezugsperson gewesen. Aber die Tryll-Honoratioren wären wahrscheinlich vor Schreck tot umgefallen, wenn ich meinem Wunsch nachgegeben hätte. Marksinna Laris hätte mich wahrscheinlich sofort wegen Geisteskrankheit von der Thronfolge ausschließen lassen.
Aber wenigstens konnten Marksinna Laris und die anderen Tryll nicht bestimmen, wen ich in mein Ankleidezimmer ließ. Duncan stand schon den ganzen Vormittag vor meinem Zimmer und scheuchte alle außer Willa und Matt weg. Alle anderen würden mich später im Ballsaal sehen, wenn mich Willas Vater Garrett zum Altar führte.
Ich war schon seit Stunden fertig. Nachdem ich mich offiziell von Finn losgesagt hatte, war an Schlaf nicht mehr zu denken gewesen, und ich war schon vor Sonnenaufgang auf den Beinen, um mich vorzubereiten. Willa war zwar irgendwann gekommen, um mir zu helfen, aber ich hatte inzwischen gelernt, mich selbst zu frisieren und zu schminken. Sie musste mir nur noch dabei helfen, mein Hochzeitskleid zuzuknöpfen. Außerdem versuchte sie, mich zu beruhigen, und das war das Wichtigste.
»D u bist so blass«, sagte Willa beinahe traurig. »F ast so weiß wie dein Hochzeitskleid.«
Sie setzte sich neben mich auf die Truhe am Fuß des Betts. Die lange Satinschleppe meines Kleides umfloss uns, und Willa arrangierte sie immer wieder neu, damit sie keine Falten bekam oder schmutzig wurde. Auch ihr Kleid war sehr schön, aber schließlich hatte sie es auch selbst ausgesucht. Es war von dunklem Smaragdgrün mit schwarzen Stickereien.
»H ör doch auf, ständig an ihr herumzuzupfen«, sagte Matt, als Willa wieder einmal versuchte, mein Kleid glatt zu streichen. Er tigerte in meinem Zimmer auf und ab, nestelte an seinen Manschettenknöpfen und zog an seinem Hemdkragen.
»I ch zupfe nicht an ihr herum.« Willa warf Matt einen bösen Blick zu, ließ aber von meinem Kleid ab. »E s ist Wendys Hochzeitstag, und ich will nur, dass sie perfekt aussieht.«
»D u machst sie nervös.« Matt winkte mir zu, da ich ins Leere starrte.
»W enn sie hier jemand nervös macht, dann du«, konterte Willa. »D u rennst schon den ganzen Morgen hier auf und ab.«
»S orry.« Er blieb stehen, wirkte aber nicht wirklich ruhiger. »M eine kleine Schwester heiratet, und zwar viel früher, als ich erwartet hätte.« Er strich sich durch das blonde Haar und seufzte. »D u musst das nicht machen, Wendy. Das weißt
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