Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1

Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1

Titel: Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hocking Amanda
Vom Netzwerk:
angelegt war. Auf den ersten Seiten waren Kinderbilder von Matt zu sehen. Maggie betrachtete das Album mit mir und seufzte, wenn sie meinen Dad auf den Bildern sah. Einmal berührte sie sanft ein Foto von ihm und sagte, er sei ein sehr gut aussehender Mann gewesen.
    Obwohl wir uns alle einig waren, dass mein Vater ein toller Mensch gewesen war, sprachen wir kaum über ihn. Damit vermieden wir, auch über meine Mutter reden zu müssen und darüber, was passiert war. Nichts vor meinem sechsten Geburtstag zählte, und dazu gehörten leider auch alle Erinnerungen an meinen Dad.
    Matt war auf den meisten Bildern zu sehen, und es gab viele von meiner Mutter und meinem Dad mit Matt, auf denen sie unglaublich glücklich wirkten. Alle drei hatten blonde Haare und blaue Augen. Sie sahen aus wie die ideale Reklamefamilie für eine Grußkartenfirma.
    Weiter hinten im Album veränderte sich alles. Sobald Bilder von mir auftauchten, sah meine Mutter nur noch mürrisch und traurig aus. Auf dem ersten Bild war ich ein paar Tage alt und trug einen Strampler mit blauen Lokomotiven drauf. Meine Mutter starrte mich wütend an.
    »D u warst so ein süßes Baby!«, sagte Maggie lächelnd. »A n diesen Tag erinnere ich mich noch. Du hast einen Monat lang Jungenkleider getragen, weil alle so sicher gewesen waren, dass du ein Junge werden würdest.«
    »D as erklärt einiges«, murmelte ich und Maggie lachte. »W arum haben sie mir keine neuen Sachen gekauft? Geld hatten sie doch genug.«
    »A ch, keine Ahnung«, seufzte Maggie und blickte ins Leere. »D eine Mutter wollte es so.« Sie schüttelte den Kopf. »S ie war ziemlich seltsam.«
    »W ie hätte ich denn heißen sollen?«
    »H m…« Maggie schnippte mit den Fingern, als es ihr wieder einfiel. »M ichael! Michael Conrad Everly. Aber dann warst du ein Mädchen, also mussten sie umdisponieren.«
    »W ie sind sie dann auf Wendy gekommen?«, fragte ich naserümpfend. »M ichelle wäre doch naheliegender gewesen.«
    »N un…« Maggie schaute an die Decke und dachte nach. »D eine Mutter weigerte sich, dir einen Namen zu geben, und dein Vater… ihm fiel wohl nichts ein. Also hat Matt dir den Namen gegeben.«
    »S timmt.« Ich erinnerte mich daran, dass ich das schon mal gehört hatte. »A ber wieso Wendy?«
    »E r mochte den Namen Wendy eben«, sagte Maggie achselzuckend. »E r war ein Riesenfan von Peter Pan, dem Jungen, der niemals erwachsen wurde. Ironischerweise war Matt ein Junge, der schon von klein auf erwachsen war.« Ich musste lächeln. »V ielleicht will er dich deshalb immer beschützen. Er hat dir einen Namen gegeben. Du warst sein Baby.«
    Dann kam ein Foto, auf dem ich etwa drei Jahre alt war und von Matt getragen wurde. Ich lag mit ausgestreckten Armen und Beinen auf seinem Arm, und er grinste wie ein Honigkuchenpferd. So rannte er mit mir durchs Haus, tat so, als flöge ich, und nannte mich »V ogel Wendy«. Ich hatte mich immer halb kaputtgelacht.
    Als ich älter wurde, zeichnete sich mehr und mehr ab, dass ich meiner Familie überhaupt nicht ähnlich sah. Meine dunklen Augen und wirren Locken bildeten einen krassen Kontrast zu ihnen.
    Auf allen Bildern von mir und meiner Mutter sah sie total entnervt aus, als hätte sie sich vor dem Foto eine halbe Stunde lang mit mir herumgestritten. Wahrscheinlich stimmte das auch. Ich war immer gegen alles gewesen, wofür sie stand.
    »D u hattest einen starken Willen«, gab Maggie zu und betrachtete ein Foto von mir, das mich mit Schokoladentorte beschmiert an meinem fünften Geburtstag zeigte. »D u wusstest immer ganz genau, was du wolltest. Und als Baby hattest du schreckliche Koliken und hast oft geschrien. Aber du warst immer unglaublich süß, klug und lustig.« Maggie strich mir sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »D u warst immer liebenswert, Wendy. Du hast nichts falsch gemacht. Sie war das Problem, nicht du.«
    »I ch weiß«, nickte ich.
    Aber zum ersten Mal glaubte ich wirklich, dass alles ganz allein meine Schuld gewesen war. Wenn Finn die Wahrheit gesagt hatte, wofür diese Bilder sprachen, dann war ich nicht das Kind dieser Familie. Ich war nicht einmal ein Mensch. Ich war genau das, was meine Mutter in mir gesehen hatte, und außer ihr hatte es nur niemand gemerkt.
    »W as ist los?«, fragte Maggie und sah mich besorgt an. »D u siehst ja furchtbar aus.«
    »N ichts ist los«, log ich und klappte das Album zu.
    »I st gestern Abend etwas passiert?« Liebe und Sorge standen in ihren Augen, und es war unmöglich,

Weitere Kostenlose Bücher