Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
sagte Finn. »W enn also jemand den Abend ruiniert hat, dann ich. Aber der Abend ist gut gelaufen. Elora ist nur übersensibel, was die Kroners angeht.«
»W arum? Wieso machen sie ihr so zu schaffen? Sie ist die Königin.«
»M onarchen kann man stürzen«, sagte Finn ruhig. »W enn du für die Position ungeeignet erscheinst, können sie die Thronfolge anfechten und sind dann selbst Anwärter auf den Titel.«
Mir wich das Blut aus dem Gesicht. Der Druck, einen guten Eindruck zu machen, wurde mir plötzlich viel zu groß. Mir war schlecht, und ich schluckte mühsam. Der Ball hatte mir schon genug Angst eingejagt, bevor ich gewusst hatte, dass es meine Mutter den Thron kosten konnte, wenn ich versagte.
»K eine Angst. Du wirst das toll machen.« Seine Miene wurde wieder traurig, und er fügte leise hinzu. »E lora hat außerdem einen Plan, um sie zufriedenzustellen.«
»U nd wie lautet der Plan?«, fragte ich.
Er antwortete nicht, sein Blick wurde abwesend und sein Gesicht ausdruckslos. Er runzelte die Stirn und nickte dann.
»T ut mir leid«, sagte Finn. »D u musst mich entschuldigen. Elora braucht meine Hilfe, um in ihr Zimmer zu gelangen.«
»E lora hat dich in ihr Zimmer gerufen?«, stammelte ich. Es gelang mir nicht, meinen Schock zu verbergen.
Irgendwie kam es mir unangebracht vor, dass Finn Elora so spät nachts noch aufsuchen würde. Vielleicht weil sie ihn gerade telepathisch darum gebeten hatte und ich immer noch nicht wusste, in welcher Beziehung er eigentlich zu ihr stand.
Ich war doch tatsächlich ein bisschen eifersüchtig auf meine Mutter, und als ich das merkte, wurde mir obendrein noch schwindelig.
»J a. Ihre Migräne ist ziemlich schlimm.« Finn wich einen Schritt zurück.
»O kay. Na, dann viel Spaß«, murmelte ich.
Die Tür schloss sich leise hinter ihm, und ich ging ins Badezimmer, nahm meinen Schmuck ab und schlüpfte in meinen bequemen Pyjama. In dieser Nacht schlief ich nur sehr unruhig. Was alles von mir erwartet wurde, machte mir Angst.
Ich wusste nichts über diese Welt und ihre Bewohner und sollte dennoch eines Tages über sie regieren. Das wäre an sich ja noch nicht schlimm gewesen, aber ich musste so viel innerhalb einer knappen Woche lernen, damit sie daran glaubten, dass ich überhaupt die Richtige für dieses Amt war.
Wenn ich versagte, würde meine Mutter all das verlieren, wofür sie so hart gearbeitet hatte. Und obwohl ich meistens kein besonders großer Fan von Elora war, mochte ich Aurora noch viel weniger, und der Gedanke, für den Untergang einer Königsfamilie verantwortlich zu sein, gefiel mir ebenfalls nicht.
13
Die Tryll
G lücklicherweise gab es auch in Förening faule Sonntage, an denen nichts los war. Ich wachte erst spät auf, aber der Koch war noch da und machte mir Frühstück. Ich sah Finn kurz auf dem Flur, aber er nickte mir nur freundlich zu.
Danach warf ich mich auf mein Bett und fürchtete schon, dass ich den Rest des Tages in Langeweile verbringen müsste. Doch Rhys klopfte an die Tür und störte mich in meinem Selbstmitleid. Er lud mich ein, in seinem Zimmer mit ihm und Rhiannon DVD s zu gucken.
Sein Zimmer war eine männliche Version von meinem, was logisch war, da er meins schließlich auch eingerichtet hatte. Der einzige Unterschied war, dass vor seinem Fernseher ein riesiges Polstersofa stand. Wir einigten uns schließlich auf die Herr-der-Ringe -Trilogie, weil Rhys darauf bestand, die Filme seien wahnsinnig witzig für Leute, die tatsächlich Zeit mit Trollen verbracht hatten.
Rhys nahm zwischen uns auf dem Sofa Platz. Anfangs saß er genau in der Mitte, aber nach drei oder vier Stunden Filmmarathon bemerkte ich, dass er in meine Richtung rutschte. Das gefiel mir.
Er und Rhiannon plauderten und lachten, und ich fühlte mich bei ihnen sehr wohl. Nach dem gestrigen Abend, an dem ich es nicht geschafft hatte, die perfekte kleine Prinzessin zu spielen, zu der mich Elora machen wollte, fühlte es sich sehr gut an, zu entspannen und zu lachen.
Rhiannon ging zu Beginn des dritten Filmes, weil sie am nächsten Morgen früh aufstehen musste. Rhys rutschte aber nicht von mir weg. Er saß so dicht neben mir auf der Couch, dass sein Bein gegen meines drückte.
Ich überlegte, ob ich den Abstand zwischen uns vergrößern sollte, aber ich sah eigentlich keinen Grund dafür. Der Film war gut, er war heiß und ich genoss seine Gesellschaft. Es dauerte nicht lange, bis sein Arm »w ie zufällig« um meine Schultern wanderte, und ich musste
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