Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
und musste anfangen, mich wie eine zu benehmen.
»N ein, das hattest du nicht verdient.« Er kratzte sich die Schläfe und schüttelte den Kopf. »I ch habe nur meine Wut an dir ausgelassen. Als du heute Morgen nicht in deinem Zimmer warst, bin ich in Panik geraten. Die Sache mit den Vittra…« Er schüttelte wieder den Kopf.
»W as haben die Vittra denn vor?«, fragte ich und spürte, wie ich Angst bekam.
»D arüber musst du dir keine Sorgen machen«, fegte Finn meine Ängste weg. »I ch wollte damit nur sagen, dass ich ziemlich aufgewühlt war, als ich dich nicht finden konnte, und dich deshalb angeschrien habe. Entschuldige.«
»N ein, es ist meine Schuld. Ihr hattet recht«, sagte ich, aber Finn fuhr sich nur mit der Hand durchs Haar und wich meinem Blick aus. Dann registrierte ich etwas. »W oher wusstest du eigentlich, dass ich nicht in meinem Zimmer war?«
»I ch habe nach dir gesehen.« Finn schaute mich an, als sei ich ein Idiot. »I ch sehe jeden Morgen nach dir.«
»D u schaust in mein Zimmer, wenn ich schlafe?« Ich starrte ihn mit offenem Mund an. »J eden Morgen?« Er nickte. »D as wusste ich nicht.«
»W arum auch? Du schläfst dann immer«, sagte Finn.
»N a ja… das finde ich irgendwie schräg.« Ich schüttelte den Kopf. Matt und Maggie hatten früher nachts oft nach mir gesehen, aber es war ein seltsames Gefühl, dass Finn mir beim Schlafen zusah, selbst wenn es nur einen Augenblick lang war.
»I ch muss sicherstellen, dass du gesund und in Sicherheit bist. Das gehört zu meinem Job.«
»M anchmal klingst du wie eine Schallplatte mit Sprung«, murmelte ich resigniert. »D u machst immer nur deinen Job.«
»W as sollte ich deiner Meinung nach denn sonst sagen?«, konterte Finn und sah mich direkt an.
Ich schüttelte den Kopf und wich seinem Blick aus. Meine Hose wurde auf einmal sehr interessant, und ich zupfte Fusseln vom Stoff. Finn sah mich immer noch an. Wollte er sich denn nicht mal fertig anziehen? Offenbar nicht. Ich musste das Schweigen irgendwie füllen.
»W as ist ein Mänsklig?« Ich sah Finn an und er atmete aus.
»Ü bersetzt heißt Mänsklig einfach ›Mensch‹.« Er lehnte den Kopf gegen den Türrahmen und beobachtete mich. »R hys ist ein Mensch.«
»D as verstehe ich nicht. Warum ist er hier?«
»W egen dir«, sagte Finn und verwirrte mich damit noch mehr. »D u bist ein Changeling, Wendy. Man hat dich bei der Geburt gegen ein anderes Baby ausgetauscht. Und das bedeutet, dass dieses andere Baby bei uns lebt.«
»D u meinst…« Ich verstummte, aber plötzlich war mir alles sonnenklar. »R hys ist Michael!«
Plötzlich fühlte sich meine Schwärmerei für Rhys total schräg an. Er war nicht mein Bruder, aber der Bruder meines Bruders, obwohl Matt gar nicht mein richtiger Bruder war. Trotzdem. Es fühlte sich auf einmal… falsch an, ihn attraktiv zu finden.
Und ich hätte es merken müssen. Unfassbar, dass es mir nicht aufgefallen war. Rhys und Matt sahen sich enorm ähnlich– blondes Haar, blaue Augen, die gleiche Gesichtsform. Aber Matts Sorgen hatten ihn hart gemacht, und Rhys lächelte und lachte gern und oft.
Vielleicht hatte ich es deshalb nicht gemerkt. Ihre gegensätzlichen Persönlichkeiten hatten mich getäuscht.
»M ichael?« Finn sah mich verständnislos an.
»J a, so hat ihn meine Mutter– Kim, meine falsche Mutter– genannt. Sie wusste, dass sie einen Sohn gehabt hatte. Rhys.« Mir schwirrte der Kopf. »A ber wie… wie haben sie das denn gemacht? Uns vertauscht?«
»D as ist recht einfach«, erklärte Finn müde. »N ach Rhys’ Geburt leitete Elora deine Geburt ein, setzte Überzeugungskraft bei der Familie und dem Krankenhauspersonal ein und tauschte dich dann gegen ihn aus.«
»S o einfach kann es nicht sein. Die Überzeugungskraft hat bei Kim nie richtig gewirkt«, warf ich ein.
»N ormalerweise tauschen wir nur Jungs gegen Jungs und Mädchen gegen Mädchen aus. Aber Elora hatte sich nun mal die Everlys ausgesucht«, sagte Finn. »E s funktioniert nicht so gut, wenn die Mutter statt eines Jungen plötzlich ein Mädchen hat. In solchen Fällen schöpfen die Mütter manchmal Verdacht, so wie deine Pflegemutter.«
»M oment, Moment!« Ich hob die Hände und schaute ihn an. »S ie wusste, dass es gefährlich war und dass Kim möglicherweise durchdrehen würde? Und sie hat mich trotzdem dort gelassen?«
»E lora war überzeugt davon, dass die Everlys am besten zu dir passen würden«, beharrte Finn. »U nd sie lag damit nicht völlig
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