Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
beinahe lachen.
Er brachte mein Herz nicht so zum Rasen wie Finn, aber seine Umarmung fühlte sich gut an. Bei Rhys fühlte ich mich so normal wie noch nie zuvor, und dafür musste ich ihn einfach mögen. Schließlich lehnte ich mich an ihn und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
Mir war nicht bewusst gewesen, dass es mehr als elf Stunden dauern würde, die drei Herr-der-Ringe -Filme in der Extended Edition nacheinander zu schauen. An einem langweiligen Sonntag um ein Uhr nachmittags war das noch eine brillante Idee gewesen, aber gegen Mitternacht verwandelte es sich in einen Kampf gegen den Schlaf, in dem ich den Kürzeren zog.
Morgens schlief ich tief und fest auf der Couch in Rhys’ Zimmer und merkte nichts von dem Aufruhr, der im Haus herrschte. Ich hätte absolut nichts dagegen gehabt, ihn zu verschlafen, aber irgendwann riss Finn voller Panik die Tür auf und riss mich aus dem Tiefschlaf.
»O h Mann!«, brüllte ich und sprang von der Couch. Finn hatte mich zu Tode erschreckt und mein Herz klopfte zum Zerspringen.
»W as ist los? Ist alles okay?«
Statt zu antworten, blieb Finn in der Tür stehen und starrte mich an. Hinter mir wachte Rhys sehr viel langsamer auf als ich. Offenbar hatte Finn ihn nicht so in Schrecken versetzt wie mich.
Ich warf einen Blick auf Rhys, der selbst in einem T-Shirt und Jogginghosen gut aussah, und allmählich dämmerte mir, dass Finn denken musste, er habe uns in flagranti erwischt. Ich trug immer noch meine bequeme Schlabberkleidung, aber wir hatten aneinander gekuschelt geschlafen. Und selbst falls er dieses Detail nicht gemerkt haben sollte, ließ sich nicht leugnen, dass ich die Nacht hier verbracht hatte. Mein müdes Hirn suchte verzweifelt nach einer Ausrede, aber gerade fiel mir nicht einmal mehr die harmlose Wahrheit ein.
»S ie ist hier«, sagte Finn ausdruckslos.
Rhys stöhnte, also wusste ich, dass uns Ärger bevorstand. Er war jetzt hellwach und stand verlegen neben mir. Ich wollte fragen, was eigentlich los war und warum Finn so sauer wirkte, aber Elora unterbrach meine Gedanken.
Sie erschien im Türrahmen, ihr smaragdgrüner Morgenmantel umwallte sie dramatisch. Sie stand hinter Finn, aber sie schaffte es irgendwie, alles im Raum in den Hintergrund treten zu lassen. Ich hatte sie schon ein paarmal unglücklich dreinblicken sehen, aber noch nie so streng wie heute Morgen. Eloras Stirn war so tief gefurcht, dass es schmerzhaft aussah, und in ihren Augen brannte Wut.
»W as macht ihr da?«, dröhnte ihre Stimme in meinem Kopf. Sie hatte ihre telepathische Stimme dazugeschaltet, um einen größeren Eindruck zu erzielen.
»S orry. Wir haben DVD s geschaut und sind dabei eingeschlafen«, stammelte ich.
»E s war meine Schuld. Ich habe den Film…«, versuchte Rhys mir zu helfen.
»E s ist mir egal, was ihr gemacht habt! Wisst ihr denn nicht, wie unangemessen dieses Verhalten ist?« Sie schaute Rhys wütend an, und er wich zurück. »R hys, du weißt, dass so etwas inakzeptabel ist.« Sie rieb sich die Schläfen, als verursache die Situation ihr Kopfschmerzen. Finn sah sie besorgt an. »I ch will jetzt nicht mit dir reden. Mach dich für die Schule fertig und geh mir aus den Augen!«
»J a, Ma’am«, sagte Rhys schnell. »S orry.«
»U nd was dich angeht…« Elora zeigte mit dem Finger auf mich, aber ihr schienen die Worte zu fehlen. Sie sah nur enttäuscht und angewidert aus. »E s ist mir egal, wie man dich bisher erzogen hat, aber du solltest wissen, wie sich eine Lady verhält.«
»I ch habe nichts…«, begann ich, aber sie hob die Hand und ich verstummte.
»A ber um ehrlich zu sein, bin ich am meisten enttäuscht von dir, Finn.« Sie schrie nicht mehr, und als sie Finn ansah, wirkte sie nur noch müde. Er senkte beschämt den Blick, und sie schüttelte den Kopf. »I ch kann nicht fassen, dass du so etwas zugelassen hast. Du weißt, dass du sie nicht aus den Augen lassen darfst.«
»I ch weiß. Es wird nicht wieder passieren«, sagte Finn und verbeugte sich entschuldigend vor ihr.
»J a, und dafür wirst du sorgen. Bring ihr endlich bei, wie wir Tryll leben. Und ich will euch alle heute nicht mehr sehen.«
Sie hob die Hände, als sei sie fertig mit uns. Dann schüttelte sie den Kopf und verließ das Zimmer.
»E s tut mir so leid«, entschuldigte Rhys sich mit schamroten Wangen, und irgendwie wirkte er dadurch nur noch niedlicher.
Aber das war mir im Moment wirklich egal. Mein Magen hatte sich zu einem schmerzhaften Knoten verschlungen, und ich
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