Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
ihn. Sie ist merkwürdig, wenn sie jemanden liebt. Ihr Gesicht wirkt viel weicher und strahlender.« Rhys schüttelte in die Erinnerung versunken den Kopf. »F ür mich machte das alles nur noch schlimmer, weil ich sehen konnte, dass sie zu Güte und Großzügigkeit fähig ist. Es machte mich traurig, dass sie für mich nur eisige Blicke aus der Entfernung übrig hatte.«
»E s tut mir so leid.« Ich legte ihm sanft die Hand auf den Arm. »I ch weiß nicht, was ich sagen soll. Ehrlich gesagt, kann ich mir kaum vorstellen, wie schrecklich es für dich gewesen sein muss, so aufzuwachsen.«
Er zwang sich zu einem Lächeln und schüttelte dann den Kopf, um die Erinnerung loszuwerden.
»E gal. Jedenfalls verließ Finns Vater Elora für seine Frau, was ja nicht falsch ist.« Rhys schaute nachdenklich. »A ber ich glaube, sie hätte alles hingeworfen und wäre mit ihm durchgebrannt, wenn er sie wirklich geliebt hätte. Aber darum geht es nicht.«
»W orum geht es dann?«, fragte ich ängstlich.
»A ngeblich lässt sie Finn für sich arbeiten, weil sie seinen Vater immer noch liebt, obwohl er sie nie so geliebt hat. Zwischen Finn und Elora läuft nichts, da bin ich mir sicher.« Rhys seufzte tief. »A ber…«
»A ber was?«
»F inns Dad hat sie nie so angesehen, wie Finn dich ansieht.« Er legte eine Pause ein, in der ich versuchte zu kapieren, was er damit meinte. »D as macht es dir noch schwerer. Sie wollte nie Mutter sein und jetzt besitzt du auch noch das Einzige, was sie nie bekommen konnte.«
»W ovon sprichst du? Ich habe nichts, was sie will, und auf keinen Fall Finn. Ich… wir haben nie… es ist nur sein Job.«
»W endy«, sagte Rhys mit traurigem Lächeln. »I ch kann meine Gefühle nur schlecht verbergen, das weiß ich. Aber du bist noch viel schlechter darin.«
»I ch weiß nicht, wovon du sprichst«, stotterte ich und schaute weg.
»V on mir aus.« Rhys lachte hohl. »G anz wie du meinst.«
Dann machte er einen Witz, um die Stimmung aufzuhellen. Aber ich hörte gar nicht zu. Meine Gedanken rasten und mein Herz hämmerte. Rhys bildete sich das sicher nur ein. Und falls nicht, würde Elora Finn doch sicher nicht dafür bestrafen. Oder etwa doch?
20
Kündigung
F inn erschien am Fuß der Treppe und ich sprang hastig auf. Er war sicher nicht länger als eine Viertelstunde weg gewesen, aber mir war es wie eine Ewigkeit vorgekommen. Rhys neben mir stand viel langsamer auf. Finn schaute uns verärgert an, drehte sich dann um und ging, ohne ein Wort zu sagen, die Treppe hinauf.
»F inn!« Ich joggte hinter ihm her und Rhys verzog sich diskret in die Küche. »W arte! Finn! Was ist passiert?«
»W ir haben uns unterhalten«, erwiderte Finn trocken. Ich hastete ihm hinterher, aber da er nicht langsamer wurde, packte ich ihn am Arm und zwang ihn, auf halber Treppe stehen zu bleiben. Er drehte den Kopf und hielt Ausschau nach Rhys, aber mich sah er nicht an. »I ch habe dir doch gesagt, du sollst dich von dem Mänsklig fernhalten.«
»R hys hat mir Gesellschaft geleistet, während ich auf dich wartete«, sagte ich. »H ör schon auf damit.«
»S eine Gegenwart ist sehr gefährlich für dich.« Finn hielt den Blick auf den oberen Treppenabsatz gerichtet. »G enau wie meine Gegenwart.« Ich fand es scheußlich, dass er mich nicht ansah.
»W as soll das denn heißen?«, fragte ich.
»L ass meinen Arm los«, sagte Finn.
»S ag mir einfach, was los ist, dann lasse ich dich in Ruhe«, sagte ich und hielt ihn weiter fest.
»I ch wurde meiner Pflichten enthoben«, sagte er langsam. »E lora hält die Lage für sicher und ich war ungehorsam. Ich soll meine Sachen packen und sobald als möglich den Palast verlassen.«
Alle Luft entwich aus meinen Lungen. Meine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Finn würde mich verlassen, und das war allein meine Schuld. Er hatte mich verteidigt. Ich hätte mich selbst verteidigen müssen. Oder einfach den Mund halten.
»W as?«, brachte ich schließlich heraus. »D as ist nicht richtig. Du kannst nicht… Du bist schon so lange hier und Elora vertraut dir. Sie darf nicht… das ist alles meine Schuld! Ich habe ihr nicht gehorcht!«
»E s ist nicht deine Schuld«, beharrte Finn. »D u hast nichts falsch gemacht.«
»D u kannst nicht einfach abhauen! Morgen ist der Ball, und ich weiß doch gar nichts!«, fuhr ich verzweifelt fort. »I ch bin noch lange keine Prinzessin. Du musst mir noch so viel beibringen!«
»N ach dem Ball wäre meine Aufgabe
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