Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
werden uns an die Traditionen halten«, entgegnete Elora. »U nd du wirst tun, was ich sage.«
»B ei allem Respekt«, unterbrach Finn unseren Streit. Und überraschte damit alle. »W enn dies der Wunsch der Prinzessin ist, dann sollte er ihr vielleicht erfüllt werden. Ihre Wünsche werden bald die wichtigsten des Landes sein, und dieser ist so bescheiden, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand daran Anstoß nehmen könnte.«
»V ielleicht«, sagte Elora mit gezwungenem Lächeln und einem bösen Blick, dem er aufrecht und furchtlos standhielt. »A ber im Moment sind meine Wünsche noch die wichtigsten, und bis sich das ändert, habe ich das letzte Wort.«
Ihr Lächeln wurde breiter und noch bedrohlicher, und sie fuhr fort: »U nd bei allem Respekt, Tracker, vielleicht kümmerst du dich ein bisschen zu viel um ihre Wünsche und ein bisschen zu wenig um ihre Pflichten.« Finn wirkte kurz getroffen, sah ihr aber schnell wieder in die Augen. »U nd eigentlich war es doch deine Pflicht, sie genau über die Taufe zu informieren und dafür zu sorgen, dass sie bestens auf morgen vorbereitet ist, stimmt’s?«
»D as ist richtig«, antwortete Finn ohne einen Hauch von Scham.
»D ann hast du offenbar versagt«, urteilte Elora. »I ch frage mich allmählich, womit du deine Zeit mit der Prinzessin verschwendet hast. Habt ihr überhaupt trainiert?«
Plötzlich stieß Rhys sein Weinglas um. Es zerbrach und rote Flüssigkeit spritzte über das Tischtuch. Alle hatten nur auf Elora und Finn gestarrt und ihn nicht beachtet, aber aus dem Augenwinkel hatte ich gesehen, dass er es absichtlich getan hatte.
Rhys begann sich zu entschuldigen und versuchte, die Lache aufzutupfen. Elora hatte aufgehört, Finn wütend anzustarren, und er musste sich nicht länger verteidigen. Rhys hatte ihn gerettet, und ich war ungeheuer erleichtert.
Nachdem alles wieder gesäubert war, begann plötzlich Willa, die Rhys eigentlich nicht besonders mochte, sich angeregt mit ihm zu unterhalten, und er stieg sofort in das Gespräch ein. Sie redeten nur, damit Elora und Finn nicht weitersprechen konnten.
Elora schaffte es dennoch, ein paar bissige Kommentare an mich zu richten, zum Beispiel: »W irklich, Prinzessin, du solltest wissen, wie man eine Gabel benutzt.« Aber sobald sie ihre Sätze beendet hatte, erzählte Willa schnell eine lustige Anekdote über eine flüchtige Bekannte oder sprach über einen Film oder ihren letzten Urlaub. Ihr Redefluss fand kein Ende, und die meiste Zeit waren wir alle sehr dankbar dafür.
Nach dem Abendessen behauptete Elora, sie bekomme Migräne und habe noch eine Million Dinge für morgen zu erledigen. Sie entschuldigte sich dafür, dass es heute keinen Nachtisch gab, blieb aber an ihrem Platz am Kopf der Tafel sitzen. Alle anderen begannen verunsichert, sich zu verabschieden. Garrett sagte, er müsse jetzt gehen, und Elora nickte abwesend.
»B is morgen Abend«, sagte sie tonlos. Sie starrte an ihm vorbei in die Luft, und er versuchte, seine Besorgnis zu verbergen.
»P ass auf dich auf«, sagte er und berührte sanft ihre Schulter.
Finn, Rhys und ich standen auf, um Garrett, Willa und Rhiannon zur Tür zu begleiten, aber Eloras Stimme ließ mich erstarren. Ich glaube, die anderen erstarrten auch, allerdings verbargen sie es besser.
»F inn?«, sagte Elora ausdruckslos und starrte immer noch ins Leere. »W ürdest du mich in meinen Salon begleiten? Ich habe noch etwas mit dir zu besprechen.«
»J a, natürlich«, antwortete Finn und verbeugte sich leicht.
Ich starrte ihn an, aber er wich meinem Blick aus. Er stand bewegungslos mit hinter dem Rücken verschränkten Händen da und wartete darauf, dass meine Mutter ihm weitere Anweisungen gab.
Ich wäre wohl stocksteif stehen geblieben, bis Elora mich weggeschickt hätte, aber Willa hakte sich bei mir unter und zog mich mit.
Rhys und Rhiannon waren direkt vor uns und unterhielten sich flüsternd miteinander. Garrett warf Elora noch einen letzten Blick zu und ging dann zur Eingangstür.
»I ch komme morgen früh um zehn zu dir«, sagte Willa in bewusst fröhlichem Tonfall.
»W arum?«, fragte ich wie betäubt.
»U m dir bei den Vorbereitungen zu helfen. Es gibt so viel zu tun!«, sagte sie und schaute zurück in Richtung Esszimmer. »U nd deine Mutter ist offenbar nicht sehr hilfsbereit.«
»W illa, sprich nicht schlecht über die Königin«, sagte Garrett ohne rechte Überzeugung.
»N a ja, ich werde jedenfalls kommen und dir bei allem helfen. Du
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