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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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der Tod, und ich drückte mir die Hände auf den Mund, um schweigen zu können.
    »Was ist das?« flüsterte der Rote. »Was ist dieses Feuer im Kopf, das mich nicht ruhen lässt?« Ich schaute zu ihm hinüber, aber er hatte mich nicht angesprochen.
    Gegen Morgen schliefen wir beide erschöpft ein. Es war gut, dass es seine eigenen Leute waren und nicht die von Seamus, die uns mit den ersten Sonnenstrahlen fanden. Ich schreckte auf und kam zitternd auf die Beine, ebenso wie er; wir waren beide von einem Rascheln im Gebüsch draußen wach geworden. Es war kaum genug Zeit, um nachzudenken, dann hörten wir den Ruf eines Seevogels ganz in der Nähe, und der Rote verblüffte mich, indem er die Hände an den Mund legte und diesen Ruf nachahmte. Einen Augenblick später kam eine blonde Gestalt mit abgerissenen Kleidern vor die Höhle und schob das Dickicht weg, um ziemlich atemlos hineinzustürzen.
    »Ein steiler Weg«, sagte Ben, denn es war tatsächlich der Gefährte des Briten, der sich nun vornüberbeugte, die Hände auf die Knie stützte und nach Luft schnappte. Hinter ihm kam der andere Mann, John. Er sah erst mich, dann den Roten fragend an.
    »Sie ist also immer noch da«, stellte er fest.
    Der Rote runzelte die Stirn. »Ich habe euch doch gesagt, ihr solltet ohne mich gehen«, meinte er. »Was ist mit Rotbart und seinen Männern? Hat man euch nicht verfolgt?«
    Ben grinste. »Doch, aber wir waren schnell und leise und haben ein paar Tricks angewandt. Es gab ein kleines Problem in der Bucht, aber nichts, womit wir nicht umgehen konnten.«
    »Ich habe euch gesagt, ihr solltet ohne uns abfahren«, wiederholte der Rote. Es klang, als gefiele es ihm nicht, wenn man ihm nicht gehorchte. Ich selbst war nie so froh gewesen, jemanden zu sehen, wie diese beiden. Zumindest hatten wir jetzt eine Möglichkeit, ihn in einem Stück die Steilwand hinunterzubekommen, trotz der Beinwunde.
    »Wir haben über Nacht abgelegt«, erklärte John, und das nicht im Geringsten entschuldigend.
    »Und die See war rau genug, um unsere Gedärme zu kochen«, fügte Ben hinzu. »Aber jetzt sind wir hier. Du willst dich vielleicht umbringen, um ein Held zu werden, aber erwarte nicht, dass wir dir dabei helfen.«
    »Das Schiff wartet unterhalb der Felsen«, sagte John. »Ich würde sagen, wir haben noch genug Zeit; mit einigem Glück sind wir weg, bevor sie sich auch nur rühren. Aber wir müssen uns jetzt beeilen. Gut, dass wir dich sobald gefunden haben.« Der Rote sagte nichts, sondern tastete nach seinem Rucksack und hinkte nach vorn.
    »Wunderbar«, sagte Ben mit einem Blick auf den Verband und dann auf das Gesicht des Roten. »Wie hast du eigentlich erwartet, ohne uns hier wegzukommen? Du hättest es nicht einmal den halben Weg hinunter zum Wasser geschafft; es ist so steil wie ein Kirchendach und bröckelt überall ab.«
    »Wir hätten es schon geschafft«, erklärte der Rote. Seine Begleiter sahen mich an und dann einander, aber es fiel kein weiteres Wort.
    Als wir die Höhle verließen, sah ich mich nach den Resten der Kerze um, denn ihr Kräuterduft hing immer noch in der Morgenluft. Aber ich war zu langsam. Es war der Rote, der sich ungeschickt bückte, um den kleinen Rest Bienenwachs vom Felsen zu nehmen, einen Augenblick lang in der Hand zu halten und ihn in die Tasche zu stecken.
    »Das ist selbstverständlich Unsinn«, sagte er zu sich selbst. Die anderen waren am Höhleneingang, Ben hielt Wache, und John schob Zweige und Äste weg. »Nichts als Träume. Und dennoch, was für Träume! Man könnte in diesem verfluchten Land seinen Verstand verlieren.«
    Dann drehte er sich um und hinkte nach draußen, und ich folgte ihm, da mir gar nichts anderes übrig blieb.

KAPITEL 8
    Später fragte ich mich, wieso es mir nicht das Herz brach, über das Meer davonzugehen, weg vom Wald und meinen Brüdern. Das Schiff fuhr nach Osten, vielleicht ein wenig nach Süden; ich nahm an, wir waren auf dem Weg nach Britannien. Aber wo dort? Hätte ich richtig denken können, wäre ich ich selbst gewesen, wäre mir dieser Tag unerträglich vorgekommen. Aber das Meer war nicht nur unvorstellbar groß, sondern auch aufgewühlt vom Wind, und es dauerte nicht lange, bis ich in dem kleinen Segelboot lag und vor mich hin würgte und das wenige Essen, das ich in mir hatte, wieder von mir gab. Zwischen den Magenkrämpfen musste ich mir die Kommentare von Ben und John und des säuerlichen Bootsmanns anhören, der das Ruder hielt. Der Rote sagte kein Wort. Ich fragte

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