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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Edelsteinen.
    Herr, grüßte ich ihn lautlos. Ich wandte mich der Herrin des Waldes zu, die an seiner Seite stand. Herrin. Was meint Ihr damit: endlich hier? Er lachte, und das Geräusch hallte in der großen Felsenkammer wider. Ein Summen von Stimmen war zu hören, das sofort erstarb, als auch er wieder schwieg.
    »Du glaubst doch nicht, du wärest zufällig hier?« wollte der Schimmernde wissen. »Oder doch? Ich verstehe, wie wenig die von deiner Art begreifen. Eure Zeit in der Welt ist nur kurz, und eure Kenntnisse sind entsprechend.«
    Ich bin nicht hierher gekommen, um mich beleidigen zu lassen. Ich war gereizt. Sie hatten mir bis jetzt wenig Hilfe geleistet, von dem Regen einmal abgesehen. Aber Feenvolk oder nicht, ich würde mich nicht von ihnen schikanieren lassen. Was wollt ihr von mir?
    »Von dir, Kind des Waldes, nichts.« Es war sie, die jetzt sprach, die Herrin, und zumindest in ihrer Stimme schwang eine Spur Wärme mit. »Nichts über das hinaus, was du ohnehin tun musst. Zeig mir deine Hände, Sorcha.«
    Ich streckte sie aus und blinzelte, als eine Laterne näher herangetragen wurde. Sie betrachteten meine Hände.
    »Diese Hände zeigen keine Spuren kürzlicher Arbeit«, erklärte der mit dem Flammenkopf stirnrunzelnd. »Wie sollen deine Brüder überleben, wenn du deine Aufgabe vernachlässigst? Wie sollen diese Hemden ohne Spindel oder Webrahmen entstehen?«
    Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Das ist ungerecht. Und wieder lachten alle, Herrin und Damen, und ihre wohlklingenden Stimmen füllten meine Ohren mit süßer Verachtung.
    »Gerecht«, keuchte der Schimmernde vergnügt. »Gerecht, sagt sie! Was für ein Kind sie ist! Bist du sicher, dass das das richtige Mädchen ist? Denn sie kommt mir dumm und faul vor.«
    Er ging auf mich zu, legte mir die Hand unters Kinn und bog meinen Kopf ein wenig nach hinten, um mich genauer ansehen zu können. Seine Augen waren sehr leuchtend, bewegten sich, veränderten sich. Es war schwer, seinen Blick zu erwidern, ohne schwindelig zu werden.
    »Das brauchst du mich nicht zu fragen«, sagte die Herrin des Waldes. »Du weißt genau, dass sie die Richtige ist. Sie faucht dich an, wenn du über sie lachst; nach alledem noch hält sie den Kopf hoch. Es gibt keinen Grund, an ihrer Kraft zu zweifeln.«
    »Sie vernachlässigt ihre Arbeit. Die Zeit läuft ab«, sagte er, und nun hielt er meine Hände und drehte sie hierhin und dahin. »Ich frage mich, ist das Eitelkeit? Weinst du darüber, dass deine Hände nie wieder weich und weiß sein werden?«
    »Lass sie los.«
    Ich fuhr herum; die Dame und der Herr und ihr Gefolge wandten alle ihre seltsamen, schimmernden Augen dem Höhleneingang zu, durch den ich hereingekommen war. Das flackernde Licht ihrer Fackeln zeigte den Roten, der dort schwankend stand, sein Gesicht kreidebleich, eine Hand um des Gleichgewichts willen gegen die Felsenwand gestützt. Seine Miene war zornig.
    »Ich sagte, lasst sie los.«
    Der Schimmernde ließ seine Hände von meinen Händen und lächelte, ein kleines, gefährliches Lächeln, das dem Briten vollkommen entging.
    »Berühre sie noch einmal, und du wirst dafür bluten«, erklärte der Rote sehr leise, und er hinkte vorwärts, um sich neben mich zu stellen. Nach einem Augenblick begann das Gefolge, träge und höhnisch zu klatschen. Der Rote setzte dazu an, den Arm zu heben, aber ich streckte die Hand aus und hielt ihn auf. Er hatte zweifellos nicht die geringste Ahnung, mit wem er es hier zu tun hatte.
    Der Schimmernde verschränkte die Arme und beobachtete uns mit einem dünnen Lächeln. Ob er in der Sprache des Briten sprach oder einer anderen, weiß ich nicht mehr, nur, dass wir ihn alle verstanden.
    »Lord Hugh von Harrowfield, das ist wohl dein Name, wie? Es heißt, stille Wasser sind tief; aber unter dieser beherrschten Maske trägst du eine Last von Zorn junger Mann. Du bist weit weg von daheim, zu weit, würden einige sagen. Was bringt dich über das Meer und in den Wald und unter Fremde?«
    Der Rote sah ihm in die Augen. Er nutzte meine Schulter jetzt als Stütze; es sah aus, als könne das Bein sein Gewicht nicht mehr lange tragen.
    »Ich brauche dir nicht zu antworten«, sagte er.
    » Du wirst es dennoch tun «, erwiderte der Schimmernde, und ich sah so etwas wie einen winzigen Blitz aus seinen Augen auf den Briten zuzucken. Der Rote schnappte nach Luft – was immer es war, es hatte ihm wehgetan.
    »Du wirst antworten.«
    Der Brite schwieg; er schob mich ein wenig hinter sich.

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