Die Tochter der Wälder
der graue Hund wie ein kleiner Schatten hinter mir, war ihr Blick voll lebhafter Neugier.
»Vergiss das hier nicht«, sagte der Rote, als ich an ihm vorbeikam, und reichte mir meinen kleinen Rucksack, der oben auf seinem gelegen hatte. Ich nickte dankend. Hinter mir hörte ich, wie seine Mutter wieder auf ihn einredete, und ich war froh, nicht hören zu können, was sie sagte.
Ich nehme an, jemand hatte mir ein Schlafzimmer ausgesucht, das man einer Barbarin für angemessen hielt; klein, abgelegen, karg möbliert, sehr nahe an den Dienstbotenquartieren und in Hörweite der geschäftigen Küche. Wenn sie glaubten, mich auf diese Weise beleidigen zu können, hatten sie sich verrechnet. Denn ich liebte das kleine, rechteckige Zimmer mit seinen Steinmauern und dem harten Strohsack auf einem Holzrahmen sofort, ich liebte die schwere Eichentür, die sich direkt in eine vernachlässigte Ecke eines Gartens voller wuchernder Kräuter öffnete. Sobald es hell sein würde, würde ich nach draußen gehen und sehen, ob dort Mieren wuchsen. Ein alter Rosenbusch kletterte direkt vor der Tür die Wand hoch, und eine winzige Kriechpflanze mit blauen Blüten bedeckte die Steintreppe. Es gab einen moosigen Weg, der fast ganz von Unkraut überzogen war. Durch das einzelne, runde Fenster hoch oben in der Wand würde der Mond auf meinen Schlummer niederschauen. Es gab eine Holztruhe, einen Krug und eine Schüssel. Megan brachte mir warmes Wasser und ein anderes Mädchen mit furchtsamem Blick einen Teller mit Brot, Käse und getrocknetem Obst. Ich legte meine Tasche aufs Bett und wartete, dass Megan ging. Die Hündin schnüffelte in den Zimmerecken herum, und als sie endlich zufrieden war, nahm sie all ihre Kraft zusammen und unternahm eine heroischen Versuch, auf den Strohsack zu springen, wo sie sich dann mit der Nase auf den Vorderpfoten niederließ.
»Wo sind deine Sachen?« fragte Megan unbehaglich. »Dein Nachthemd und die anderen Dinge?« Ich schüttelte mit dem Kopf und zeigte auf meinen kleinen Rucksack.
»Das ist alles?« Sie schien entsetzt. Ich konnte die unausgesprochenen Fragen hören. Wo um alles in der Welt hat er dich aufgelesen? Was ist über ihn gekommen, dass er dich mit hierher gebracht hat, und mit nichts weiter als den Kleidern, die du trägst? Warum?
Aber was sie dann sagte, überraschte mich. »Das war Simons Hund«, sagte sie. »Simon ist der Bruder von Lord Hugh. Er hat sie Alys genannt. Sie ist jetzt alt; er hatte sie, seit er ein Kind war. Seit er weggegangen ist, hat sie niemanden in ihre Nähe gelassen. Hat sich überwiegend selbst versorgt. Sie hätte einem die Finger abgebissen, wenn man ihr zu nahe kam, bis heute.« Vorsichtig streckte sie die Hand nach dem kleinen Hund aus; Alys reagierte mit einem Knurren und fletschte die Zähne. »Siehst du?« meinte Megan vergnügt. »Boshaftes kleines Biest. Aber dich scheint sie zu mögen.«
Mir gelang eine Art Lächeln; sie grinste zurück, und ihre natürliche Neugier wurde stärker als die Vorsicht.
»Ich werde mit Lady Anne sprechen«, sagte sie. »Ich werde dir ein Nachthemd und ein paar andere Dinge bringen. Und morgen früh hole ich dich ab und zeige dir alles.«
In jener Nacht schlief ich; aber Müdigkeit bis auf die Knochen und die Wirkung des Weines genügten nicht, die nächtlichen Schrecken vollkommen auszulöschen, die mich immer noch heimsuchten, und ich erwachte plötzlich aus einem Traum, den ich lieber unerwähnt lasse, einem Traum, den ich häufig hatte, der Art Traum, die ihren Weg in meine täglichen Gedanken webte, so dass ich immer noch schauderte, wenn ein Mann mich auch nur zufällig berührte. Alys lag schwer auf meinen Füßen; sie war nicht aufgewacht. Der abnehmende Mond schien ins Zimmer. Und draußen waren leise Stimmen zu hören.
Ich stand auf und ging leise zum Fenster. Beide Türen waren verriegelt, obwohl ich lieber eine offen gelassen hätte, um die nächtlichen Düfte von Lavendel und Geißblatt zu riechen und die kalte Brise auf meiner Haut zu spüren. Aber ich vertraute niemandem mehr; ich war nicht mehr geschützt von diesem Mantel der Unschuld. Nun stellte ich mich mit den Zehenspitzen auf die Holztruhe und spähte in den Garten. Zwei schattenhafte Gestalten unterhielten sich leise; beide trugen dunkle Kleidung, und ich sah das Glitzern von Waffen im matten Licht. Einer von ihnen ging durch ein Tor in der Mauer; er hatte helles Haar und eine schwungvolle Art, sich zu bewegen, selbst mitten in der Nacht. Der andere war
Weitere Kostenlose Bücher