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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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kannst, solltest du es tun und so bald wie möglich.«
    Sag mir, was es ist. Wie kann ich etwas dagegen tun, wenn ich es nicht weiß?
    »Nein. Es kann sein, dass es einfach nicht wahr ist.«
    Er gab nicht nach, und ich konnte nichts mehr von ihm erfahren. Wir saßen schweigend beisammen, und nach einer Weile nahm er meine Hand in seine, und ohne jeden Grund hatte ich plötzlich das schreckliche Gefühl, dass dies das letzte Mal war, dass wir uns berührten. Der letzte Rest unserer kostbaren Zeit verging, und ich kämpfte gegen die Tränen an, als der Himmel heller wurde. Zu weinen hätte niemandem geholfen.
    Wir versammelten uns am Ufer, um uns zu verabschieden, und dort tat Finbar etwas, was mich mehr erschreckte als all seine warnenden Worte. Er nahm das Amulett, das ihm um den Hals hing, den glatten Stein mit der Rune, und hängte es mir um den Hals.
    Ich hob protestierend die Hand – nein, es gehört dir, Mutter hat es dir gegeben –, aber er hatte sich bereits abgewandt, und ich konnte sein Gesicht nicht mehr sehen. Es war eine Geste von schrecklicher Endgültigkeit gewesen.
    Lebt wohl, bis zum nächsten Mal. Lebt wohl, meine Lieben.
    ***
    Ich hatte Simon gesagt, er könne seine Geschichte auf jede Art zu Ende bringen, die er wollte. Es war seine eigene Wahl, hatte ich gesagt; es gab mehr Wege als Fäden in einem großen Wandbehang, und er war der Weber. Aber meine Geschichte – wieso konnte ich das nicht mit meiner eigenen Geschichte tun? Warum mussten die Fäden dieser Geschichte einen Stoff der Gewalt bilden, das Rot von Blut und Verrat annehmen, den Ruch von Korruption und Qual und Abschieden? Mit der klaräugigen Vertrautheit einer Unschuldigen hatte ich Simon davon erzählt, wie notwendig es war, sein Schicksal in die Hand zu nehmen, und nie geglaubt, dass ich mich keine zwei Jahre später seinen Schlägen gegenüber hilflos finden würde.
    Finbar hatte immer die Wahrheit gesucht, und ich sollte entdecken, dass seine Vision ihm nichts Falsches gezeigt hatte. Aber es geschah erst später; so viel später, dass ich seine Warnungen schon wieder abgetan hatte und wie üblich meiner Arbeit nachging und das warme Wetter genoss, denn ein halbes Jahr war vergangen, und es war beinahe wieder Mittsommer. Zwei Hemden waren fertig, und das Dritte halb genäht. Aus meiner Höhle beobachtete ich die Sonne und das langsame Reifen der Beeren und glaubte, dass meine Brüder nun jeden Abend kommen könnten. Vielleicht an diesem Abend. Es waren Schwäne auf dem See, einige mit halberwachsenen Kindern; dort draußen beobachtete mich Conor vielleicht bereits mit seinem Menschenblick, während er in seinem weißen Gefieder dahinschwamm. Linn hatte gelernt, an den seichten Stellen Fische zu fangen, was einem Hund wirklich selten gelingt. Ihre Geduld, während sie reglos im Wasser stand, den Blick auf eine unsichtbare Beute fixiert, erstaunte mich.
    Und dann veränderte sich alles innerhalb eines einzigen Tages. Die Sonne lockte mich aus der Höhle, und ich ging zum Ufer, um mich auf die Felsen zu setzen, und nahm meine Näharbeit mit. Ich ließ meine Füße ins Wasser hängen und spielte mit den Zehen im Kies. Eine Gruppe von Schwänen war nicht weit vom Ufer entfernt, putzte sich das Gefieder und fischte in aller Ruhe. Ich glaubte, dass sie warteten. Es war recht schwierig, den Ärmel einzunähen, ich beugte mich über meine Nadel, ignorierte die Stacheln in meinen Fingern dank langer Übung und wünschte mir wieder einmal, ich hätte besser aufgepasst, als eine der Dienerinnen versucht hatte, mir das Nähen beizubringen.
    Ich hatte Linn vergessen, bis ich sie bellen hörte, irgendwo weiter am Ufer. Ich nahm an, dass sie von der Jagd nach Hause kam. Es war spät für sie, immer noch draußen zu sein. Dann begann das Bellen wieder, und es lag eine Warnung darin. Ich stand auf und spähte am Seeufer entlang. Nichts war zu sehen. Einen Augenblick später hörte ich eine Stimme fluchen, und das Bellen endete in einem schrecklichen, gurgelnden Jaulen. Ein Schauder lief mir über den Rücken. Ich ging den Weg entlang, auf den Schutz der Bäume zu, so leise ich konnte. Meine Sinne waren von Angst geschärft, aber dennoch waren die Männer zu rasch für mich. Es waren drei von ihnen, einer kam durch die Büsche hinter dem Höhleneingang, das schlaffe Lächeln zeigte ungleichmäßige, gelbliche Zähne. Er hatte ein blutbeflecktes Messer in der Hand. Ein anderer tauchte plötzlich hinter mir auf, sprang von den Felsen, packte mich

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