Die Tochter der Wälder
Eamonn von den Marschen versprochen. Wenn er schon seine Ostgrenze nicht sichern kann, indem er sie an einen von uns verheiratet, kann er es ja mit der nördlichen versuchen.«
Diarmid holte tief Luft. »Das wird eine furchterregende Allianz. Was, wenn sie sich gegen Vater wenden? Ich hoffe, dass er unsere Verteidigungsanlagen oben beim Fluss verstärkt. Seamus war immer ein Verbündeter, aber diese Neuigkeiten machen mich unruhig. Wir sollten uns darauf konzentrieren, unsere Kräfte gegen Northwoods zu verbünden, und um das tun zu können, müssten wir unseren Nachbarn trauen.«
»Ich weiß wenig von seinen Verteidigungsanlagen«, sagte Conor müde. »Es sieht nicht so aus, als hätte er einen Ersatz für Donal gefunden, und es gibt keine großen Aktivitäten, aber es ist Winter. Vielleicht wird Vater seine Männer im Frühjahr wieder zusammenrufen.«
»Was ist mit Eilis?« fragte Padraic, der im Licht der Laterne an einem Webrahmen aus Eschenholz arbeitete. »Ist sie damit zufrieden? Ist Eamonn nicht ein wenig alt für sie?«
»Es ist gegen ihren Willen«, sagte Conor leise und warf unserem ältesten Bruder, der immer noch im Schatten stand und den Kopf gesenkt hatte, einen Blick zu. »Aber sie ist eine gute Tochter und wird tun, was man ihr sagt. Sie hat nie verstanden, wie Liam einfach gehen konnte, ohne ihr zu sagen, warum. Ihr Herz schmerzt immer noch, aber sie wird eine treue Ehefrau und liebevolle Mutter sein. Und es ist besser so.«
»Besser für wen?« fragte Diarmid verbittert.
Es war ein trauriger Besuch. Ich wünschte mir so sehr, sprechen zu dürfen, denn ich konnte ihre Trauer sehen, ihren Zorn, ihre Schuldgefühle, und ich konnte spüren, wie es sie schier zerriss, wie es sogar dazu führte, dass sie sich gegeneinander wandten, aber ohne Sprache gab es wenig, was ich für sie tun konnte. Ich umarmte Liam, aber ich konnte ihm nicht sagen, dass ich wusste, dass Eilis ihn liebte und auf ihn gewartet hätte, wenn das möglich gewesen wäre. Ich nahm Diarmids Hände in meine und erforschte die Bitterkeit in seinen Zügen; ich hätte ihm gerne gesagt, dass wir ihm alle verziehen hatten; dass Oonagh sich jeden von ihnen hätte aussuchen können – es war nur sein Pech, dass sie ihn zu ihrem Spielzeug gemacht hatte. Ich hätte ihm gern gesagt, dass er nicht so hassen sollte. Aber ich konnte nicht sprechen. Was Finbar anging, so saß er allein da, die Arme um die Knie geschlungen, das lange Haar ungekämmt, und starrte auf das dunkle Wasser des Sees hinaus. Er schaute mich nicht an, und er sagte kein Wort.
So ging die Nacht weiter, und Padraic beendete den Webrahmen. Cormack flickte meine Stiefel, sorgfältig beobachtet von einer unruhigen Linn. Diese beiden Brüder hatten sich nicht so sehr verändert, dachte ich. Padraic war immer so auf eine Aufgabe oder ein Problem konzentriert, dass das Schreckliche, was mit ihnen geschehen war, für ihn vielleicht nur eine weitere interessante Herausforderung darstellte. Zumindest schien er damit zufrieden zu sein, seine einzige Nacht der Freiheit damit zuzubringen, zu basteln und zu reparieren und hin und wieder ein Wort ins Gespräch einzuflechten. Er zumindest würde überleben, dachte ich. In Cormacks Fall war es vielleicht Mangel an Phantasie, der ihm half. Das war kein freundlicher Gedanke von mir, fürchte ich, aber Cormack neigte dazu, die Welt in Schwarz und Weiß zu sehen, und das machte sein Leben in einiger Hinsicht einfacher. Seine Schwäche war seine Aggressivität, wie Lady Oonagh schon vor uns herausgefunden hatte. Indem sie das gegen Cormacks liebste und vertrauteste Begleiterin gewendet hatte, hatte sie ihn dazu gebracht, an seiner eigenen Integrität zu zweifeln, und nun würde ihn dieser Zweifel nie wieder ganz verlassen.
Später sprachen sie mehr über die Inseln und welche Strategien man benutzen konnte, sie zurückzuerobern; und sie zeichneten Landkarten in den sandigen Boden, ersetzten Mensch und Baum mit Blatt und Zweig. Ich lauschte ihnen halb; gut genug, um zu hören, wie Conor sagte, dass man die Inseln nie mit Gewalt zurückerobern konnte. Hatten sie denn nicht die Geschichte gehört, sagte er, dass jemand kommen würde, weder Ire noch Brite, sondern beides; ein jemand mit dem Zeichen des Raben, um das Gleichgewicht wieder herzustellen? Nur dann konnte der Bruch zwischen unseren Völkern überbrückt werden.
»Das ist nur eine Geschichte«, tat Cormack es ab. »Wir könnten noch hundert Jahre oder mehr auf das Erscheinen eines
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