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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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räkelten sich in der Sommersonne; riesige, schlanke, elegante Tiere sahen uns mit großen Augen an, als wollten sie sagen: Das hier ist unser Platz. In diesen Augen lag das ganze Geheimnis des Ozeans. Es waren vielleicht zehn oder zwölf von ihnen, und während ich noch hinsah, kam ein weiteres aus dem Wasser und bewegte sich mit schwerfälliger Anmut auf den Strand. Es schüttelte seinen lang gezogenen, schweren Körper von einer Seite zur anderen, und ein Schauder silberner Tröpfchen bildete einen blendenden Kreis ringsherum. Dann ließ es sich seufzend neben seinen Genossen nieder. Ich setzte mich vorsichtig auf den Felsen, bewegte mich langsam, um sie nicht zu erschrecken. Denn dies war einer jener Orte, wo die Harmonie des Natürlichen fast unberührt ist; wo Welten einander begegnen und miteinander sprechen, und Menschen sich nur mit äußerster Vorsicht regen sollten. Eines der Geschöpfe hob den Kopf und sah mir zu; dann legte es Kopf und Hals über den Rücken eines anderen und schloss die Augen langsam wieder. Ich spürte ein Lächeln reinen Entzückens auf meinen Lippen. Lange Zeit verging, während ich diesen Geschöpfen zusah, während ich unter diesem Maihimmel saß und die Seevögel über mich hinwegsegelten. Ich spürte die Macht dieses Ortes, spürte, wie sie in mich eindrang, mich beruhigte und mich mit Freude erfüllte. Es war ein Gefühl, das sich in Worten nur schwer beschreiben lässt und wie ich es mitunter an den tiefsten, geheimsten Stellen des Waldes erlebt hatte, oder auf dem Dach von Sevenwaters, wenn ich ohne ein Wort mit Finbar sprach. Es ist alles gut. Alles wird gut werden. Das Rad dreht sich und dreht sich weiter. Hier war ein Ort, an dem die Seele heilte.
    Nach einer Weile erinnerte ich mich, dass ich nicht alleine war, und drehte mich um, um den Roten anzusehen. Er saß auf den Felsen hinter mir, hatte sein Buch in der Hand, seine Feder und das Tintenfass, aber er arbeitete nicht. Er sah mich an.
    »Wir werden eine Weile hier bleiben«, sagte er ruhig. Dann schlug er das Buch auf und entkorkte das Tintenfass. »Ben kommt später zurück; er hat noch etwas zu tun. Du bist hier in Sicherheit.« Bei diesen Worten kamen die Fragen alle wieder zurück. Wie konnte er so unerträglich ruhig sein? Würde er mir denn keine Erklärung geben? Wie benutzt man seine Hände, um warum? zu fragen. Warum hast du mich hergebracht?
    »Später«, sagte er. »Wir haben den ganzen Tag. Später werden wir reden – kannst du im Augenblick verstehen, dass ich diese Hände einmal ausruhen sehen wollte, nur für einen Tag? Dass ich meine Gefangene freilassen wollte, nur ein wenig? Genieße deinen Tag, Jenny. Morgen fängt alles wieder von vorne an.«
    Warum heute? Was ist mit Elaine und deiner Mutter und – Aber das konnte ich nicht in Gesten sagen. Außerdem wusste er genau, was ich fragen wollte, aber er tauchte die Feder in die Tinte, drehte die Seiten des Buchs um und begann zu schreiben, mit dem offenen Himmel über ihm und dem weiten Meer vor ihm, und es schien, er hatte nur noch Augen für seine ordentliche Aufzeichnung dessen, wie die Dinge gewesen waren, waren und immer sein würden.
    Also zog ich die Stiefel aus und kletterte zur anderen Seite des Strandes, der bis auf die leichten Fußspuren von Vögeln unberührt war. Hier gab es keine großen Seegeschöpfe, die in der Sonne lagen, sondern zarte kunstvolle Muscheln, Fragmente gebleichten Holzes und komplizierte Algennetze, die die Flut zurückgelassen hatte. Der Sand fühlte sich unter meinen nackten Füßen gut an, so gut, dass ich meine Röcke raffte und zu laufen begann, verletzter Knöchel oder nicht, mit der Brise im Haar und schließlich der kalten Berührung des Meers an meinen Füßen. Mein Herz klopfte von all dieser Freiheit. Ich lief durch die kleinen Wellen, und der Saum des blauen Kleides wurde nass und sandig; ich lief über den Strand, und die Möwen folgten mir hoch droben und riefen sich etwas zu. Ich rannte, bis ich schwindelig und atemlos war, bis ich das andere Ende des Strandes erreicht hatte, wo sich die felsigen Klippen aus dem Sand erhoben. Dort lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Steine und lauschte dem Klopfen meines Herzens und atmete die wilde Seeluft ein. Mir war nicht klar geworden, ich hatte nicht begriffen, wie schmerzlich die Last war, die auf mir lag, bis ich heute für einen einzigen Tag frei davon war.
    Ich konnte den Roten sehen, eine weit entfernte Gestalt auf den Felsen. Sein Haar war die einzige

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