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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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hübscher und wilder war als jedes Mädchen aus dieser Gegend.«
    Der Rote bückte sich, eine Alge vorsichtig in seinen großen Händen haltend. Er legte sie auf den Hals der Seejungfrau.
    »Toby nahm sie mit nach Hause, und seine Mutter suchte ihr missmutig ein Gewand, um sich zu bedecken, und sein Vater war hin- und hergerissen zwischen Bewunderung und schlimmen Vorahnungen, als Toby erklärte, er werde sie am nächsten Tag heiraten. Aber seine Großmutter sagte, sie wird nicht lange bleiben. So ist das immer mit dem Seevolk. Du glaubst, sie gehören dir, und dann hören sie den Ruf der Wellen und sind weg.
    Die beiden zogen weg vom Meer, bis nach Elvington, wo Toby davon lebte, auf Märkten und Versammlungen zu spielen. Die Frau aus dem Meer hielt sein Haus sauber und schlief in seinem Bett, und nach einiger Zeit brachte sie zwei kleine Töchter mit dunklem Haar und mit Augen zur Welt, die weit in die Ferne schauten. Und die Leute gingen nur ungern in der Abenddämmerung an ihrem Haus vorbei, denn manchmal hörte man den Klang der Flöte, aber manchmal auch die Stimme der Frau, die ein klagendes Lied sang, das einem die Haare sträubte, solche Sehnsucht lag darin.
    Drei Jahre vergingen, und ihr Leben muss nicht angenehm gewesen sein, denn Tobys Frau wurde bleich und dünn, und ihr üppiges Haar trocken und brüchig. Man hörte nicht mehr die süßen Klänge der Flöte im Zwielicht. Die Leute sagten, die Frau sei nah am Tod und der Mann außer sich, denn sie war die Frau seiner Seele, und er konnte den Gedanken, sie aufzugeben, nicht ertragen.
    Dann, eines Morgens, stahlen sie sich aus Elvington davon, so lautlos, wie sie gekommen waren: Toby, seine blasse junge Frau und die beiden kleinen Töchter in einem Karren. Sie reisten zum Strand, und mit jedem Schritt, den der Esel auf die tosende Brandung und das weite Meer zutat, leuchteten die Augen der Frau heller, und desto bleicher und älter sah Toby aus.
    Es war wieder Abenddämmerung, als sie schließlich auf den Felsen standen. Die kleinen Mädchen planschten in den seichten Stellen und kümmerten sich nicht um die Kälte des Wassers. Niemand weiß, was Toby zu seiner Frau sagte oder sie zu ihm. Aber es heißt, die beiden standen Hand in Hand nebeneinander, bis zu dem Augenblick, wo die letzte Spur der Sonne im Wasser verschwand, und dann holte Toby seine Flöte heraus und begann eine Klage zu spielen. Und als das Lied vorüber war, war die Frau aus dem Meer weg, zurückgelitten in die Umarmung der Wellen. Aber draußen im dunkler werdenden Wasser konnte man blitzende Fischschwänze sehen und den Klang seltsamer Stimmen hören – den Widerhall des Abschiedsliedes.«
    Und? Ich bewegte die Hände. Ich wollte mehr. Eine Geschichte musste ein richtiges Ende haben.
    »Sie war ein Geschöpf der Tiefe, und dorthin musste sie zurückkehren oder sterben. Toby verstand das, aber es half ihm wenig. Denn er hatte nur seine Erinnerung an sie, an jeden einzelnen Augenblick, in dem sie ihm gehört hatte. Das war alles, was er hatte, um seine Einsamkeit fern zu halten. Seine Töchter wuchsen auf und heirateten, und ihre Nachkommen leben immer noch in dieser Gegend, aber das ist eine andere Geschichte.«
    Der Rote setzte sich mit dem Rücken zu mir, recht nah, aber nicht zu nah. Wir schwiegen beide, während sich die Geschichte in unseren Köpfen niederließ. Ich dachte, Toby hatte einen Schatz gefunden, die Frau seiner Träume, obwohl er sie dann wieder verlor. Alles, was du aufgefischt hast, war ein mageres Mädchen mit einem Fluch, der alle zerstört, die ihr nahe kommen. Du hast einen schlechten Handel abgeschlossen, Hugh von Harrowfield. Du solltest mich lieber vergessen und gehen lassen. Aber wo hat ein Brite eine solche Geschichte gehört? Es war tatsächlich ein seltsamer Tag.
    Der Rote hatte die kleine Tasche hinunter zum Strand gebracht. Er bot mir einen Schluck Wasser an, nahm einen Laib Haferbrot heraus, den er teilte, und ein Stück Käse, das er mit seinem kleinen Messer schnitt. Ich stellte fest, dass ich tatsächlich Hunger hatte. Er sah mir beim Essen zu, aß selbst aber wenig. In dem Raum zwischen uns hingen die unausgesprochenen Gedanken schwer. Als ich fertig war, packte er Flasche und Tuch weg, schlang die Arme um die Knie und schaute nach Westen.
    »Heute«, sagte er, »habe ich die letzte Seite meines Tagebuchs geschrieben. Es ist Zeit, ein anderes zu beginnen. Diese Berichte gehen weit zurück. Jede Eiche, die sie gepflanzt haben, jede Hütte, die sie

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