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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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meine Liebe.« Er sah mich von oben bis unten an und ließ sich dabei Zeit. »Eine Dame, wie ich sehe. Du hast uns alle überrascht. Hugh hat uns überrascht. Ich hielt ihn nie für einen jener Männer, die zunächst mit ihren Lenden denken und später mit ihrem Kopf. Nicht unseren Hugh. Ein schrecklicher Fehler. Dennoch, er ist vielleicht nur von kurzer Dauer.«
    Ich ging weiter und kämpfte gegen das Bedürfnis an, ihm einen Tritt zu versetzen. Vor mir und hinter mir trugen die Leute Decken und Körbe, schwatzten und lachten. Lady Annes Idee war wirklich gut gewesen. Wo steckte Ben? Ich glaubte, irgendwo weiter vorn seinen blonden Kopf entdeckt zu haben.
    »Ich höre, du warst ein wenig – indisponiert, meine Liebe«, sagte Richard mit seidiger Stimme. »Wirklich schlimm. Ich bin so froh, dass du dich zumindest heute zeigst. Man muss den Schein waren, jetzt, wo du zur Familie gehörst. Ich frage mich, ob die hiesigen Leute sich an ein Halbblutgör als neuen Erben für Harrowfield gewöhnen werden? Nicht sonderlich gut, würde ich denken. Überhaupt nicht gut. Kein Brite und kein Ire, aber zur gleichen Zeit beides. Hast du das schon einmal gehört? Sag mir, gehörte das zu deinem ursprünglichen Plan? War das der Grund, wieso sie dich hergeschickt haben?«
    In dieser Weise fuhr er noch einige Zeit fort, während ich versuchte, seine Worte nicht zu hören; es würde bald dämmern, und ich fürchtete, was geschehen könnte, wenn ich der Gruppe nicht entfliehen und einen einsamen Ort finden konnte. Die Begegnung mit meinen Brüdern durfte nicht lange dauern. Ich würde sie sehen und sie berühren und sie warnen können; und dann mussten sie sich verbergen bis zur Morgendämmerung, denn hier waren sie nichts weiter als Barbaren, die sich zu tief ins Feindesland vorgewagt hatten.
    »Ich verstehe einfach nicht«, sagte Richard, »wieso er dich geheiratet hat. War er so verzweifelt, dich zu bekommen, dass er seine Zukunft opfern musste, um seine Begierde zu befriedigen? Jeder andere Mann hätte sich einfach genommen, was er wollte. Versteh mich nicht falsch, meine Liebe. Dein Zauber ist ganz offensichtlich. Du würdest das Blut eines jeden Mannes zum Kochen bringen. Aber ein Ehering? Das war wohl kaum nötig. Das genügt, einen glauben zu lassen, was sie über Hexen und Bannsprüche und Liebestränke erzählen. Etwas hat den Jungen um den Verstand gebracht, lange genug, um dir den Ring anzustecken; und ich wette meinen besten Hengst darauf, dass es nicht dein süßer, junger Körper alleine war, so köstlich er auch sein mag. O bitte, verzeih mir die Bemerkung über Finger. Ich sehe, dass du keinen Ring tragen kannst. Diese Hände sind wohl kaum dazu geeignet. Nicht gerade der attraktivste Teil deiner Anatomie, meine Liebe, wenn ich das sagen darf. Nun, das ist eine andere Sache, die mich fasziniert …«
    Wir erreichten das Flussufer. Es war kurz vor der Dämmerung; die Leute breiteten ihre Decken auf dem Gras aus, und Lady Anne befahl, dass das Bierfass angestochen wurde. Jemand holte eine Flöte heraus und begann, Tanzlieder zu spielen. Ich sah Ben am Rand dieser Gruppe, als hielte er nach Anzeichen von Ärger Ausschau. Fünf oder sechs seiner Männer waren rings um uns platziert. Er machte seine Arbeit gut. Aber dies war der einzige Abend, an dem ich mir weniger Schutz gewünscht hätte.
    Mir blieb keine andere Wahl, als bei Richard und seiner Schwester zu sitzen. Ich gehörte nun zur Familie, was immer sie von mir halten mochten. Sie aßen und tranken; ich saß auf dem Boden, gerade aufgerichtet, und dankte Lady Anne im Stillen dafür, dass sie ihren Bruder in ein Gespräch über den Verkauf überzähliger Vorräte verwickelte. Rings um uns her entspannten sich alle genügend, um den warmen Abend zu genießen, und zweifellos half ihnen ein Überfluss an gutem Bier dabei. Ich sah Margery mit ihrem kleinen Sohn. Er konnte nun alleine sitzen, und sein braunes Haar war lang genug gewachsen, um sich ein wenig zu locken. Margery war immer noch blass, aber hier und da unterhielt sie sich kurz mit jemandem. Ben entspannte sich nicht. Er und seine Männer patrouillierten am Rande der Gruppe, die Hände am Schwertgriff.
    Die Sonne sank unter die Baumwipfel, und der Himmel wurde lavendelfarben, lila und dunkelgrau. Über uns seufzten die Weiden und schwiegen dann. Gerahmt von ihren Zweigen wurde das Flusswasser langsam dunkler. Fackeln wurden entzündet und rings um die Wiese aufgestellt. Zu dem Flötenspieler gesellten sich

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