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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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schlafen. Nachts ging ich im Zimmer auf und ab, den Kopf voller Bilder, wie der Rote von den Männern meines Volkes gefangen und mit heißen Eisen gefoltert wurde. Von den Schwänen, die über stürmisches Wasser flogen und für die jeder Flügelschlag schwieriger wurde. Vom Roten, der irgendwo verwundet wurde, auf feindlichem Gebiet, ohne jede Hilfe. Allein im Wald. Kein Mädchen mit Nadel und Faden wäre dort. Ich hatte nicht einmal mehr die Zeit gehabt, ein Ebereschenkreuz in seine Kleidung zu sticken, bevor er mich verließ. Ich dachte an Finbar, wie ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte, zu schwach, um aufrecht zu gehen. Zu schwach zum Fliegen. Ich stellte mir das Gesicht des Roten vor, wenn er endlich den jungen Mann ohne Vergangenheit fand. Den Mann, den er für seinen Bruder hielt. Es konnte nicht Simon sein. Wenn ich imstande gewesen wäre, ihm das zu sagen, dann wäre er vielleicht nicht weggegangen. Dann sprach wieder meine leise Stimme, die vernünftige: Eile dich, Sorcha. Eile dich. Es ist keine Zeit für solche Gedanken. Spinne. Webe. Nähe deine Hemden. Du hast weniger Zeit, als du glaubst. Dennoch, ich konnte meine Gedanken weniger beherrschen, als mir lieb war. Der kleine Ring um meinen Hals, unter meinem Kleid, wo niemand ihn sehen konnte. Wenn ich allein war, holte ich ihn manchmal heraus, fragte mich, wie es dem Roten gelungen war, bei meinen geschwollenen, verbogenen Fingern die Größe einzuschätzen. Ich fragte mich, ob meine Hände jemals wieder sein würden, wie sie einmal gewesen waren, klein, weiß und fein. Sollte dies jemals geschehen, würde ich längst von hier weggegangen sein. Ich würde sowohl Mann als auch Ring hinter mir zurückgelassen haben. Es war gleich, ob die Größe die richtige war oder nicht. Dennoch, wenn ich daran dachte, bemerkte ich, wie ich die Hand um den Ring schloss, als wollte ich ihn nicht loslassen. Er gehört mir, sagte etwas tief in mir. Dieses Gefühl beunruhigte mich.
    In der Abwesenheit ihres Sohnes übernahm Lady Anne die Zügel des Haushalts, wie sie es offensichtlich schon häufiger getan hatte. Aber diesmal war die Aufgabe nicht so leicht. Die Tage folgten ihrem vertrauten Muster, aber ohne den Roten war es nicht dasselbe. Es dauerte länger, um Streitigkeiten zu schlichten. Ein Mann zündete die Scheune eines anderen an, und ein Esel konnte erst in letzter Minute gerettet werden. Ein Fremder, der die Straße entlangkam, machte in einer der Siedlungen Rast. Am nächsten Morgen fand man ihn tot im Hof, ein Dolch steckte zwischen seinen Rippen. Einige der Männer hatten etwas dagegen, Befehle von Ben entgegenzunehmen. Wofür hielt er sich? Er war vielleicht ein Pflegesohn von Lord Hughs Vater gewesen, aber das gab ihm nicht das Recht, sich aufzuspielen, wenn Hugh nicht da war. Der junge Bursche wurde ein wenig zu aufgeblasen. Außerdem war Meister Benedict nicht hier gewesen, an dem Tag, als Lord Hugh – nun, man wusste schon. Lady Anne sagte ihnen, sie sollten mit ihrer Arbeit weitermachen und aufhören, Bens und ihre Zeit zu verschwenden. Sie gehorchten mürrisch. Aber wir konnten es alle spüren. Die guten Zeiten waren vorbei. Als der Frühling zum Sommer wurde und Wärme das Land überzog, wuchsen Misstrauen und Unruhe unter den Menschen. Sie wurden ängstlich und zornig, nicht nur mir und denen, die mich beschützten, gegenüber, sondern auch gegeneinander.
    Die Dinge erreichten ein paar Tage vor Mittsommer einen Höhepunkt. Die Frau eines Kätners war angegriffen worden; man gab einem anderen die Schuld, dieser behauptete aber, unschuldig zu sein. Gruppen bildeten sich. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis einer zu weit ging und dem anderen eine schwere Wunde beibrachte. Lady Anne rief beide Gruppen zu sich und tat ihr Bestes, zu schlichten. Ben schaffte es, sie mit der Hilfe von ein paar Getreuen davon abzuhalten, einander an die Kehle zu gehen. Aber es kam zu keiner Lösung, und die Stimmung wurde übler. Noch immer hatte man nichts vom Roten gehört. Also schickte Lady Anne nach ihrem Bruder.
    Wenn die Atmosphäre im Haus zuvor schon angespannt gewesen war, befand sich alles, sobald Richard seine gut manikürten Hände um uns schloss, auf Messers Schneide. Seine Methode, das direkte Problem zu lösen, war sehr wirkungsvoll. Der Angeklagte wurde von mehreren kräftigen Männern im Rostbraun und Schwarz von Northwoods weggebracht. Später an diesem Tag erklärte Richard Lady Anne, der Mann habe gestanden. Noch später wurde er an einen Baum

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