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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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beibringen kann. Nun, meine Liebe, ich verlasse dich jetzt. Ich wünsche dir viel Spaß. Du wirst nicht mehr viel Zeit dazu haben.«
    Es war keine Zeit, ihn zu hassen. Keine Zeit für Angst. Nach einer Weile stellte ich fest, dass ich bestimmte Dinge auch im Dunkeln tun konnte, und ich hörte auf zu schlafen. Es war keine Zeit zum Ausruhen. Ich beendete das Vorderteil des letzten Hemdes und begann mit dem Rückenteil. Draußen war die Jahreszeit weit fortgeschritten, und erste Blätter wurden an meinem winzigen Fenster vorbeigewirbelt. Ich nahm an, dass wir nah an Meán Fómhair waren und dass ich hier seit drei Monden gefangen saß. Im Geist sah ich die späten Rosen blühen, die Beeren fett und glänzend an Johannisbeer- und Brombeerbüschen, die Bienen geschäftig im Lavendel. Ich dachte, die Äpfel reifen jetzt. Er sagte … aber ich ließ mich den Gedanken nicht beenden, denn es war keine Zeit für dumme Hoffnungen. Spinne. Webe. Nähe. Ein Fuß vor den anderen. Und noch mal. Weiter und weiter ins Dunkel hinein.
    Richard kam beinahe jeden Tag. Manchmal nur für ein paar Augenblicke, aber häufig ließ er sich viel Zeit. Nun, da er mich, wie er glaubte, in der Hand hatte, wurde er weniger vorsichtig. Denn immerhin würde ich kaum verraten können, was ich gehört hatte, selbst wenn ich die Gelegenheit erhielte, was unwahrscheinlich war. Und so erfuhr ich Stück für Stück eine andere Seite der Geschichte.
    »So, hier sind wir also wieder. Ich kann nicht behaupten, dass du gut aussiehst, meine Liebe, das wäre tatsächlich übertrieben. Geben sie dir genug zu essen? Das sollten sie. Ich möchte, dass du am Leben bleibst. Immerhin muss der Gerechtigkeit Genüge getan werden. Bedauerlich, dass Vater Stephen sich so verspätet. Ein beschäftigter Mann. Aber er wird kommen, hab keine Angst. Und wenn es allzu lange dauert, machen wir ohne ihn weiter. Hugh ist schwach. Er ist dir hörig, das ist das richtige Wort. Ich kann nicht wagen zu warten, bis er zurückkehrt. Selbst danach, selbst nachdem du davongerannt bist, um deine Gier mit einem anderen Mann zu befriedigen, und Hughs Geheimnisse vor seiner Nase verhökert hast, kann man sich nicht darauf verlassen, dass der Junge das Richtige tun wird. Nein, es muss bald geschehen, und in der Öffentlichkeit. Endgültig. Das ist es, was die Leute erwarten, und das ist es, was ich ihnen geben werde. Etwas Spektakuläres mit Feuer, denke ich. Auf diese Weise werden wir die Zauberin und ihre Bannsprüche in einem einzigen Spektakel von Hitze und Licht los. Göttlich. Ich werde solchen Spaß haben!«
    Ich zwang mich dazu, langsam und gleichmäßig weiterzuarbeiten. Aber er musste mir etwas angesehen haben.
    »Ich war in Versuchung«, sagte er, lehnte sich an die Wand, und der Hocker kippte auf zwei Beine. »Ich war tatsächlich in Versuchung. Diese Handarbeit ist sehr wichtig für dich, nicht wahr? Was hättest du alles getan, um sie zurückzubekommen? Hättest du …« Seine nächsten Bemerkungen will ich hier nicht wiederholen, denn sie hätten nicht einmal in die widerwärtigste Versammlung von Betrunkenen gepasst. »Das hätte ich versuchen können. Aber meine Schwester war schneller. Sie folgte den Anweisungen ihres lieben Hugh. Unglaublich. Obwohl ich ihr erzählt habe, was dein Volk mit Simon angestellt hat. Nun, es ist irgendwie auf perverse Art vergnüglich, dir zuzusehen, wie du dir wehtust, kleine Hure. Warum machst du das? Erregt es dich? Sehnst du dich nach Schmerz, befriedigt dich das? Dann hast du den falschen Mann geheiratet, Tochter von Eire. Er wäre nie genug für dich gewesen. Außerdem« – und nun änderte sich sein Tonfall – »war er versprochen. Er hat sich entschlossen, das zu vergessen, aber ich vergesse es nicht. Ich weiß, wie es sein sollte. Und so wird es auch sein, wenn wir dich … los sind. Hugh wird Elaine heiraten. Harrowfield wird Northwoods heiraten, und mit einer einzigen, großen Geste wird der größte und reichste Landsitz in Northumbria entstehen. Es ist einfach, so einfach. Und man bedenke, was solche Macht aus einem Menschen machen kann! Mit einem Streich gewinnt er alle Spielfiguren. Das befriedigt ihn auf eine Art, wie es keine Frau jemals könnte. Wem werden sich die Nachbarn um Schutz zuwenden? Wem werden sie trauen, ihre Kämpfer auszubilden und ihre Waffen zu erwerben? Wen werden sie bezahlen, um sich seines guten Willens zu versichern?« Er grinste und streckte die Arme hinter den Kopf. »Glaub mir, Mädchen, ein Mann,

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