Die Tochter der Wälder
tatsächlich gebrochen, Sorcha, bis auf …«
Wir drehten uns alle um und schauten Finbar an. Ich dachte, diese Geschichte wird noch viele Jahre erzählt werden und sich im Lauf dieser Jahre immer wieder verändern. Aber er wird immer den Beweis ihrer Wahrheit tragen. Er wird nie wieder vollständig zurückkehren. Er wird immer zwischen den Welten hin- und hergerissen sein und zu keiner von ihnen wirklich gehören. Es wird sein Fluch und sein Segen sein.
»Jenny, wie geht es dir? Aber vielleicht sollte ich dich bei deinem richtigen Namen nennen – Sorcha, nicht wahr?« Lady Anne war näher gekommen. »Ich kann kaum glauben, was ich gesehen habe, und dennoch muss ich es. Vater Dominic hat Recht; es ist ein Wunder, und wir sind gesegnet, dass wir Zeugen werden durften. Und nun hast du durch Gottes Willen deine Stimme wieder. Meine Liebe, du hast diesen Haushalt heute vollkommen auf den Kopf gestellt.«
»Es … es tut mir Leid.« Ich schaute zu ihr auf. Sie schien verändert, hinter ihren ruhigen Worten lag kaum unterdrückte Erregung, und ihre Augen blitzten vor Freude.
»Ich bin es, der es Leid tun sollte, denn ich habe dich schrecklich falsch beurteilt. Ich hätte nie gedacht, jemals etwas so Verblüffendes sehen zu dürfen. Man hätte glauben können, es sei ein Trick der Flammen und des Rauchs, die plötzliche Veränderung, als die Federn zu Fleisch wurden, die langen Hälse und wilden Augen dieser Vögel sich zu sechs jungen Männern veränderten. Ich muss sagen, die Menschen meines Haushalts sind davon sowohl verschreckt als verängstigt, und es wird Zeit brauchen, bis sie sich davon erholen. Das plötzliche Erscheinen deiner Brüder in ihrer Mitte, eine so wilde Bande von Iren, wie man sie sich nur vorstellen kann, und nur mit Lumpen bekleidet – das hat sie erschüttert. Eines daran können wir sofort beheben. Ich habe einen Mann geschickt, um angemessene Kleidung und Essen und Bier zu holen. Ich kann das alles kaum selbst begreifen; für meine Leute wird es ein Abend sein, an den sie sich noch lange erinnern.«
»Auf deinem Kleid ist Blut«, sagte Cormack stirnrunzelnd. »Bist du verletzt, Sorcha? Bist du verwundet?«
Ich schüttelte müde den Kopf und schaute das blaue Kleid an. Nun hatte es nicht nur das Zeichen des Meeres, sondern auch Brandspuren am Saum, und die Vorderseite des Mieders war dunkel verfärbt. Aber es war nicht mein Blut.
»Ich dachte, er hätte auf dich aufpassen sollen«, meinte Conor. »Sollte er nicht dein Beschützer sein?«
Ich sah ihn an. Was weißt du davon?
»Ich sah, wie er dich beobachtete, als du über den Sand liefst. Ich sah, wie er dich aus dem Feuer holte. Den Rest kann ich raten«, meinte er. »Wieso sollte ein solcher Mann dir zur Seite stehen, wenn ihm das nicht vom Feenvolk auferlegt wurde? Ich würde wetten, dass die Herrin des Waldes, als sie dich auf diesen Weg schickte, dafür sorgte, dass er immer in deiner Nähe war.«
»Besonders gut hat er seine Arbeit nicht getan«, meinte Diarmid. »Seht sie euch doch nur an!«
»Er ist ihr Mann«, knurrte Liam.
Die anderen drehten sich um und starrten ihn an.
»Wie bitte?«
»Das hat der Priester gesagt. Conor hat es mir erzählt. Er meinte, sie sollten warten, bis ihr Mann zurückkehrte, um für sie zu sprechen. Ich denke, das ist er.«
Plötzlich war ich zum Ziel missbilligender Blicke geworden.
»Ist das wahr? Dass du mit einem Briten verheiratet bist?«
»Unsinn. Sie ist noch ein Kind.« Das war Diarmid mit zorniger Stimme.
Obwohl ich wieder sprechen konnte, fiel es mir sehr schwer. Stattdessen umklammerte ich den Ring, der mir um den Hals hing, schlang den anderen Arm um die Knie und wandte mich ab. Am Fenster stand Finbar immer noch reglos, mit dem Rücken zum Raum.
»Ähem.« Ich glaube, sie hatten vergessen, dass Lady Anne anwesend war. Sie hatte ihre Worte nicht verstanden, aber mein Unbehagen bemerkt. »Eure Schwester braucht Ruhe, einen Krug Bier, und dann muss sie schlafen. Ihr regt sie nur auf.« Sie legte den Arm um meine Schulter und hielt mir den Becher an die Lippen, so dass ich trinken konnte. »Da, meine Liebe. Langsam.« Dann wandte sie sich wieder an Conor. »Jen-Sorcha hat eine schlimme Zeit hinter sich; die seltsamen Ereignisse dieses Abends haben von uns ihren Tribut gefordert. Ich werde dafür sorgen, dass ihr alle erhaltet, was ihr braucht, warme Kleidung, Speis und Trank. Wenn ich zurückkomme, wird Zeit genug für Erklärungen und Fragen sein. Vater Dominic wird mit euch
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