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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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sprechen wollen, und mein Sohn ebenfalls.«
    »Sorcha geht nirgendwo allein hin«, sagte Conor barsch. »Glaubt Ihr, dass wir sie nach allem, was wir hier gesehen haben, einen Augenblick weglassen? Bringt her, was gebraucht wird.« Dann sprach er leise mit den anderen.
    »Sag ihr«, erklärte Liam grimmig, »dass wir keine Zeit verschwenden wollen. Jeder Augenblick ist kostbar, jede Verspätung hält uns nur länger an diesem verfluchten Ufer. Ich will, dass Sorcha morgen früh mit uns auf ein Schiff gebracht wird.«
    Conor übersetzte es Wort für Wort. Lady Anne zog die Brauen hoch.
    »Sorcha«, wandte sie sich flehentlich an mich, »ist es möglich, zu erklären … kannst du …«
    Mit einiger Schwierigkeit fand ich meine Stimme.
    »Schon gut«, krächzte ich, »Lady Anne meint es nicht böse. Und – ich würde mich sehr gerne waschen und wieder warm werden.«
    »Ich mache mir nicht wegen der Lady Sorgen«, erwiderte Conor. »Welche Garantie haben wir denn für unsere Sicherheit, sobald du durch diese Tür gehst? Wie kannst du diesen Leuten noch vertrauen, nach dem, was man dir heute Abend angetan hat?«
    »Conor.« Ich stand zitternd auf und klammerte mich an Lady Annes Arm. »Ich bin müde und schmutzig, und ich verspreche, dass ich bald zurück sein werde. Ich habe hier fast ein Jahr gewohnt, eine lange Zeit. Seit ich Sevenwaters verlassen habe, hatte ich kein Heim mehr, und dieser Ort ist zu meinem Zuhause geworden, und es gibt Menschen, von denen ich mich verabschieden muss. Ich weiß, es fällt euch schwer, das zu glauben, aber diese Leute waren … sie waren auf ihre Art gut zu mir. Und wie du sagst, ich habe einen starken Beschützer, der sich immer noch hier befindet. Mir wird nichts geschehen.«
    »Dann wird Liam mit dir gehen und Wache stehen.«
    »Nein. Diese Menschen kennen mich. Ihr dürft dieses Zimmer nicht verlassen; sie sind immer noch wütend und verwirrt. Bitte, Conor.«
    »Nach allem, was Sorcha für uns getan hat, sind wir wohl kaum in der Position, ihr etwas abzuschlagen«, warf Padraic ein.
    Also ging ich mit Lady Anne einen Flur voll neugieriger Augen entlang bis zu einer rechteckigen, ordentlichen Kammer, wo Megan bereits mit warmem Wasser und Rosmarinöl und sauberen Handtüchern wartete. Diesmal war sie ein wenig schüchtern, als hätten die Wunder des Abends mich ihr zu weit entzogen. Sie ließ sich Zeit, mir das Haar zu waschen, und später, als ich versuchte, es zu kämmen, hielt sie das blaue Kleid hoch und betrachtete es stirnrunzelnd.
    »Oje! Ich fürchte, das ist nicht mehr zu retten. Das wirst du nicht mehr tragen.« Sie knüllte es zusammen, als wollte sie es in eine Lumpenkiste stecken oder sogar auf den Misthaufen werfen.
    »Nein!« flüsterte ich. »Nein …«
    Megan drehte sich wieder um, die braunen Locken wippten.
    »Dieses Kleid gehört mir«, brachte ich hervor. Sie lächelte strahlend.
    »Du kannst ja sprechen«, sagte sie staunend. »Und deine Stimme ist genauso, wie ich sie mir vorgestellt habe. Aber dieses Kleid muss zumindest gut gewaschen werden. Überlass das mir, ich tue, was ich kann, und dann bringe ich es dir zurück.«
    »Nein«, sagte ich wieder. »Wir haben nicht genug Zeit.«
    »Wie meinst du das?« fragte Lady Anne, die an einem Tisch an der Seite Wäsche sortiert hatte.
    »Meine Brüder«, sagte ich und zuckte zusammen, als der Kamm wieder einmal im Haar hängen blieb.
    »Lass mich das machen.« Megan nahm mir den Kamm ab und begann, die Strähnen meines vernachlässigten Haares geschickt voneinander zu trennen. Zumindest hatte das Öl die kleinen Tiere entfernt.
    »Sie wollen gleich morgen früh in See stechen«, sagte ich. »Ich muss bereit sein. Ich brauche meine Stiefel, und ich werde dieses Kleid mitnehmen.« Ich besaß nicht viel. Es war mir gleich, was ich zurückließ, bis auf dieses blaue Kleid mit den Spuren des Meeres, des Feuers und dem Blut. Drei Dinge waren kostbar für mich: dieses Kleid, Finbars Amulett, mein Ehering.
    Megans Gesicht war ein einziges Zeichen der Verwirrung.
    »Aber – aber was ist mit Lord Hugh?« sagte sie schließlich, ohne sich weiter um Lady Anne zu kümmern. »Ich verstehe, wieso diese jungen Männer – deine Brüder – gehen wollen; man muss nur hören, was die Leute hier im Haus erzählen. Sie sollten so schnell wie möglich verschwinden. Aber du? Du kannst doch nicht einfach gehen. Was wird aus ihm?« Dann wurde sie rot und senkte den Blick. »Es steht mir nicht zu, ich weiß. Es tut mir

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