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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Leid.«
    »In der Tat.« Lady Annes Stimme hatte man nicht entnehmen können, was sie von der Angelegenheit hielt. »Jenny, ich muss dich einen Augenblick lang allein lassen. Mein Sohn – mein jüngerer Sohn – ist zurückgekehrt; ich habe noch nicht einmal mit ihm allein gesprochen. Nur einen Augenblick. Ich komme gleich zurück. Bitte warte hier auf mich.«
    »Hast du das gesehen?« wollte Megan wissen, als sich die Tür hinter ihrer Herrin geschlossen hatte. »Simon, Lord Hughs Bruder – er ist hier, wo doch alle geschworen haben, er sei tot, umgebracht von den – nun, das haben sie gesagt, und jetzt ist er wieder da. Hat offenbar sein Gedächtnis verloren; er kann sich an nichts erinnern, seit der Zeit, als er mit Richards Leuten hier wegging. Lord Hugh hat ihn in einem Kloster gefunden, auf einer Insel, haben sie gesagt. Lady Anne wollte unbedingt mit Simon sprechen, aber das ging nicht, ehe sie sich nicht um dich gekümmert hatte. Und das, wo Lord Hugh verwundet ist und alles …«
    »Megan …« Ich berührte ihren Arm; es war schwer, sich wieder ans Sprechen zu gewöhnen.
    »Wie schlimm ist … geht es ihm gut? Konnten sie die Blutung aufhalten, haben sie …«
    »Er ist immer noch in einem Stück«, sagte sie und warf mir einen Seitenblick zu. »Aber er ist direkt wieder losgeritten, zusammen mit Ben und ein, zwei anderen. Er hatte den Arm in einer Schlinge. Er sucht nach seinem Onkel. Er ist gerade lange genug geblieben, um sich zusammenflicken zu lassen. Master Simon wollte mit ihm gehen, aber Lord Hugh hat ihn nicht gelassen. Er hat Simon gesagt, er solle sich stattdessen um den Haushalt kümmern. So konnte seine Mutter ihn wenigstens sehen, bevor er sich wieder davonmachte. Bist du sicher, dass du nach Hause zurückkehren willst?«
    Die Frage traf mich unvorbereitet.
    »Es ist das Beste«, sagte ich. »Ich gehöre nicht zu euch, und ich kann nie eine von euch sein.« Was, wenn die Wunde wieder zu bluten beginnt? Was, wenn er Richard findet und … warum hat ihn niemand aufgehalten? »Ich habe ihm nichts als Ärger gebracht. Nun ist es vorbei. Es ist Zeit, in den Wald zurückzukehren.«
    »Hast du Lord Hugh gefragt, was er davon hält?« Megan warf mir einen scharfen Blick zu, während sie mir die Ärmel meines neuen Kleides zuknöpfte.
    Was, wenn er zu schwach ist, um zu reiten, was, wenn seine Feinde im Hinterhalt liegen? Was, wenn er nicht zurückkehrt, bevor ich gehen muss?
    »Hast du ihn gefragt?« Sie strich mir das Haar zurück und band es mit einem zum Kleid passenden Band im bläulichen Rosa einer Herbstrose. Eine unpraktische Farbe.
    »Das ist es, was Lord Hugh wünschen würde«, sagte ich. »Ich gehöre nicht hierher, und meine Brüder brauchen mich.« Und er wird es vergessen. Sobald der Bann erst von ihm genommen ist; vielleicht sogar jetzt schon. Vielleicht von dem Augenblick an, als er seinen Arm weggenommen hat und die Maske wieder über sein Gesicht zog.
    Megan zog die Brauen hoch. »Vielleicht solltest du Lord Hugh fragen, wenn er zurückkommt«, meinte sie. »Ich möchte heute Nacht nicht an Richard von Northwoods Stelle sein, nicht um alles in der Welt.«
    Als wir ins Wohnzimmer zurückkehrten, hatte sich einiges verändert. Der beste Wein und Weizenbrot waren aufgetragen worden, zusammen mit kaltem Fleisch, und Lady Anne schnitt selbst den Käse. Ich sah mich rasch um, aber der Rote und Ben waren nicht da. Meine Brüder wirkten ein wenig ordentlicher, obwohl ihr langes, wirres Haar und ihre wilden Blicke schlecht zu den Kleidern passen wollten, die sie jetzt trugen. Vater Dominic hatte sie am Fenster um sich versammelt. Finbar stand am Rand der Gruppe und schwieg. Mit Hilfe von Conors Übersetzung und einer ganzen Reihe von Gesten schienen die anderen recht gut zu verstehen, um was es ging. Ich sah Messer in den Gürteln meiner Brüder. Es war riskant, ihnen diese Waffen zu gestatten, dachte ich. Wessen Idee war das gewesen? Vielleicht hatte niemand gewagt, sich ihnen zu widersetzen.
    An der Feuerstelle stand ein anderer Mann – der hochgewachsene, goldhaarige Mann, der nicht Simon sein konnte und dennoch unglaublicherweise Simon sein musste, denn zu seinen Füßen stand Alys und bebte vor Freude, wedelte so heftig mit dem Schwanz, dass es aussah, als bewegten sich die beiden Hälften ihres Körpers in unterschiedliche Richtungen.
    Wie liest man die Miene eines Menschen, wenn seine Vergangenheit weggewischt wurde? Simon war älter; in den drei Jahren, seit ich ihn zum

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