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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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erfüllt«, sagte er. »Du brauchst meinen Schutz nicht mehr.«
    »Es ist besser so.« Ich zwang die Worte heraus. »Besser für dich und für deinen Haushalt. Besser für alle.« Und ich dachte, wenn der Bann, den dir das Feenvolk auferlegt hat, noch nicht aufgehoben wurde, dann warte, bis ich dieses Land verlasse. Das Schiff wird mich hinter die neunte Welle tragen, und dann fängst du an zu vergessen.
    »Ich habe dir einmal gesagt«, meinte der Rote, »dass ich deine Stimme hören möchte. Ich glaubte nicht, dass die ersten Worte, die ich hören würde, diese sein würden.«
    Es ist wahr, dachte ich. Wir haben so gut gelernt, einander zu verletzen. Ist dies nach einem Jahr das einzige, was wir gelernt haben?
    »Das waren nicht die ersten Worte«, flüsterte ich und kämpfte gegen die Tränen an. Ich war entschlossen, nicht zu weinen.
    »Nein«, stimmte er mir zu. »Es waren nicht die Ersten. Du hast mich gerettet, und ich dich. Vielleicht war das tatsächlich der Grund für alles. Und nun ist es vorüber, und du möchtest nach Hause zurückkehren.« Er war höflich. Er hätte auf diese Weise mit jedem Gast sprechen können, der auf Reisen wollte. »Ich werde dafür sorgen, dass du sicher bis zur Küste gelangst. Ich bezweifle nicht, dass deine Brüder dich auf der Heimreise gut beschützen werden.«
    Ich schluckte. Das Licht war trüb; nur eine Lampe brannte in einer Nische und warf tiefe Schatten. Aber draußen war es beinahe Morgen. Es gab so viel zu sagen, und nichts davon konnte ich aussprechen.
    »Ich sagte, ich würde dir von deinem Bruder erzählen«, meinte ich schließlich. »Von Simon.«
    »O ja. Unsere Übereinkunft. Sicheres Geleit nach Hause im Austausch für Informationen. Das hatte ich beinahe vergessen.« Er versuchte beiläufig zu tun, aber ich konnte sehen, wie seine Hand zitterte, als er an seinem Verband zupfte.
    »Du blutest«, sagte ich. »Lass mich sehen.«
    »Nein.« Jetzt war er es, der vor meiner Berührung zurückwich. »Lass nur. Es hat nichts zu bedeuten. Du hast nach meinem Bruder gefragt. Das Gedächtnis ist etwas Seltsames. Simon erinnert sich an wenig aus der Vergangenheit, aber einiges ist ihm auf unserer langsamen Heimreise wieder eingefallen. Genug, um meinen Onkel schwer zu belasten.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Als ich … dein Onkel hat mit mir gesprochen, einige Zeit lang, ohne sich die geringsten Zügel anzulegen. Er hat mir vieles erzählt, was er nun bedauern wird. Er dachte … er dachte, ich würde es dir nicht sagen, er dachte, ich würde nie …«
    Ich konnte hören, wie der Rote angestrengt atmete, ein, aus, ein, aus, als könnte er sich selbst nicht recht trauen.
    »Mein Onkel – hat er Hand an dich gelegt, als … hat er dich angefasst, Jenny? Man hat mich davon abgehalten, ihn … Ben hat mich aufgehalten, aber wenn …«
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte ich mit einiger Schwierigkeit. »Ich bin nicht verletzt. Er sagte mir, er lege keinen Wert auf das, was sein Neffe übrig gelassen hat. Er hat mir nichts getan.«
    »Ich werde ihn umbringen«, sagte der Rote leise und wandte sich ab.
    »Du bist ein gerechter Mann«, sagte ich. »Diese Leute hängen von dir ab; du bist der Mittelpunkt ihrer Welt. Lass ab von deinem Zorn, und dann fälle das Urteil über ihn. Es wird einfacher sein, wenn ich weg bin.«
    Nun wandte er sich mir wieder zu, ließ mich einen Augenblick lang die tiefe Einsamkeit in seinem Blick erkennen, die Schatten und Linien, die so deutlich auf der weißen Haut zu sehen waren. Wie konnte ein Mann, der so viel hatte, so allein sein?
    »Mein Bruder«, erklärte er bedrückt, »hat wenig Erinnerungen an diese verlorenen Jahre. So sagt er zumindest. Aber was immer in seiner Vergangenheit geschah, er will kein Wort gegen dich hören. Ich habe gehört, wie er heute Abend mit meiner Mutter sprach. Er sprach von dir, als … als wärst du ein Engel. Er sagte: Ihre Hände sind die sanftesten der Welt, und sie kann wunderbare Geschichten erzählen, Geschichten, die du nicht glauben würdest und dennoch, wenn sie spricht, weißt du, dass jedes Wort wahr ist. Er hat den Rest vielleicht vergessen, aber an dich erinnert er sich.«
    »Ich …«
    »Schscht«, sagte er und streckte die Hand aus. Berührte sehr sanft meine Lippen. »Erzähl es mir nicht.« Er berührte mich nur einen Augenblick, und dennoch musste ich gegen das Bedürfnis ankämpfen, meine Hand auf seine zu legen, meine Lippen auf seine Handfläche zu pressen. Ich zwang mich, reglos zu

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