Die Tochter der Wanderhure
Mägde steckte, war er seines Lebens nicht mehr sicher. Wusste Adler aber noch nichts davon, bestand die Gefahr, dass er ihn noch auf Fuchsheim zur Hochzeit mit seiner Tochter zwang. All das hatte ihn zögern lassen, doch die Tatsache, dass der Fürstbischof von ihm erwartete, die Geheimnisse seiner Feinde auszuspionieren, hatte ihn schließlich dazu bewegt, nach Fuchsheim zu reiten.
Nun blickte Gressingen auf Hennebergs Dolch und versuchte zu begreifen, was eben geschehen war. Anscheinend hatte der junge Narr Streit mit Michel Adler angefangen und war kläglich gescheitert. Mit einem Fluch steckte Gressingen die Waffe unter sein Wams und folgte den Männern, die in das Brautgemach strebten. Bona von Fuchsheim war ein hübsches Ding, und einen Blick auf ihre nackte Gestalt zu werfen, war den meisten das Gedränge und ein paar Stöße in die Rippen wert.
Gressingen hatte Bona bereits halbnackt gesehen, aber dennoch zwängte auch er sich nach vorne und vermochte einen kurzen Blick auf das Mädchen zu erhaschen, das offensichtlich schreckensstarr auf dem Laken lag und die Mächte des Himmels anzuflehen schien, diese Heimsuchung enden zu lassen.
Der Eindruck täuschte ihn nicht. Bona hatte die Zeit, die zwischen dem Abgang der Frauen und dem Auftauchen der ersten Männer vergangen war, genutzt und die Hühnerblase in ihre Scheide gesteckt. Jetzt starb sie beinahe vor Angst, das Ding könnte vor der Zeit platzen und das austretende Blut vor aller Augen ihre Schande offenbaren.
Markgraf Albrecht stand neben dem Bräutigam mitten im Zimmer und beschrieb die körperlichen Vorzüge der Braut mit beredten Gesten. Ihm war anzusehen, dass er Mertelsbach noch ein wenig necken wollte, indem er ihn an der Ausübung seines eben erhaltenen Rechts hinderte, gerade weil der alte Ritter vor Gier auf sein Bräutchen beinahe verging.
Pratzendorfer hatte ebenfalls einen kurzen Blick auf die Braut geworfen, machte dann aber achselzuckend anderen Platz und verließ die Kammer wieder. Auf dem Flur stieß er beinahe mit Gressingen zusammen. Da die Aufmerksamkeit der übrigen Gäste sich auf die Braut richtete und sich niemand in Hörweite befand, packte er den Junker und stieß ihn in eine düstere Ecke, die nicht so leicht eingesehen werden konnte.
»Ihr kommt spät!«
»Ich wurde aufgehalten«, versuchte Gressingen sich herauszuwinden.
»Ihr hättet bereits gestern erscheinen und mit etlichen Leuten reden sollen! Oder habt Ihr vergessen, in wessen Diensten Ihr steht?« Pratzendorfer sprach mit leiser Stimme, dennoch schnitten seine Worte Gressingen ins Mark.
Er begriff, dass der Fürstbischof und dessen Vertrauter ihn als besseren Knecht ansahen, und nahm sich vor, Herrn Gottfried zu beweisen, dass er ein treuer Gefolgsmann war, der Achtung verdiente. Dazu aber war es unbedingt notwendig, den Bischof mit etlichen Neuigkeiten zu überraschen. Da er aber keine Lügen erzählen durfte, musste er schleunigst mit dem einen oder anderen Herrn ins Gespräch kommen.
Er kehrte dem Prälaten mit einer knappen Verbeugung den Rücken und wollte auf Steinsfeld zugehen, der ihm früher wie ein Hündchen gefolgt war. Er glaubte zwar nicht, dass dieser halbe Knabe irgendwelche Geheimnisse kannte, aber Hardwin würde ihm gewiss sagen können, wer von den Feinden des Fürstbischofs auf Fuchsheim weilte. Da sah er Otto von Henneberg in dessen Nähe stehen und wich zurück.
Nun geriet Gressingen in eine Gruppe Würzburger Gefolgsleute, die nicht in sein Doppelspiel eingeweiht waren und ihn daher für einen Rebellen gegen ihren Lehnsherrn hielten. Er vernahm etliche beleidigende Äußerungen, und ein Mann stieß ihm sogar den Ellbogen in die Rippen, um ihn zu provozieren.
Gressingen fuhr zu ihm herum und wies nach draußen. »Wenn Ihr wollt, können wir morgen unser Geschick im Lanzenstechen miteinander messen!«
»Es wird mir ein Vergnügen sein, Euch in den Staub zu schicken!« Der andere wandte ihm brüsk den Rücken zu und betrat mit seinen Freunden das Brautgemach, in dem Bona und Mertelsbach die Gaffer gleichermaßen zum Teufel wünschten, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Gressingen knirschte mit den Zähnen und schwor sich, es dem aufgeblasenen Kerl heimzuzahlen. Dabei achtete er nicht auf seine Umgebung und stand mit einem Mal einem Mann gegenüber, dem er während des Festes geflissentlich aus dem Weg hatte gehen wollen.
Von der sichtlichen Gier angewidert, mit der die Männer die nackte Bona anstarrten, hatte Michel die
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