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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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seinem instinktiven Gefühl für Gefahr heraus zog Eichenloh sein Schwert und winkte einigen Männern, ihm zu folgen. Als sie die Treppe hochstiegen, hörten sie von oben schabende Geräusche und wurden schneller. Sie kamen gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie einer der Knechte die Riegel der Tür zurückzog, hinter der Gressingen und Henneberg gefangen waren. Sofort stürmten die beiden Ritter mit den Schwertern in der Hand heraus.
    »Was ist hier los?«, hörte Eichenloh Gressingen fragen und übernahm anstelle des Knechts die Antwort.
    »Wir haben die Burg eingenommen. Übrigens Gott zum Gruße, Gressingen. Ich habe nicht gewusst, dass Ihr in die Dienste Herzog Albrechts von Österreich getreten seid. Jetzt wäre ich Euch dankbar, wenn Ihr mir Euer Schwert übergeben könntet. Diese Burg gehört ab sofort wieder König Friedrich.«
    »Eichenloh? Euch hat wohl der Teufel geschickt!«
    »Das ist keine besonders liebenswerte Begrüßung für einen alten Bekannten, aber ich will es Euch nachsehen. Auf jeden Fall habt Ihr Euch als Gefangener Seiner Majestät, König Friedrichs, zu betrachten.«
    »Nicht, solange ich noch mein Schwert in der Hand halte!« Gressingen wollte auf Eichenloh losgehen, sah dann aber die Söldner auf der Treppe auftauchen, und blieb stehen. Während er mit seinem Stolz kämpfte, sagte ihm sein Verstand, dass er in einem Zweikampf mit Eichenloh nichts gewinnen konnte. Zum einen hieß es von dem Mann, er sei noch niemals besiegt worden, und zum anderen trug sein Gegner eine Rüstung.
    Wuterfüllt ließ Gressingen die Waffe fallen. »Ihr habt gewonnen, Eichenloh. Ihr müsst mit dem Teufel im Bunde sein, sonst hättet Ihr diese Festung nie einnehmen können. Oder hat einer meiner Leute Euch eingelassen? Wenn ja, war er ein Narr, denn auf Friedrichs Dank kann er lange warten.«
    »Daran könnt Ihr noch lange herumrätseln! Gebt Ihr mir jetztEuer Ehrenwort, dass Ihr mein Gefangener sein wollt und nichts gegen mich und König Friedrich unternehmt, bis Euer Herr Euch auslöst oder gegen einen Gefolgsmann des Königs tauscht?«
    »Ihr habt mein Wort!« Kaum hatte Gressingen es gesagt, fiel ihm siedend heiß ein, dass er damit den Auftrag Herzog Albrechts von Österreich nicht mehr ausführen konnte. Wenn er jetzt den König tötete, würde er sich eines Eidbruchs schuldig machen, und das war der schnellste Weg zur Hölle, da Eidbrechern das Himmelreich auf ewig versagt blieb. Da kam ihm auch der andere, allerdings nicht ganz so schwerwiegende Eid wieder in den Sinn, den er ebenfalls nicht eingehalten hatte. Damals hatte er Trudi Adler geschworen, umgehend bei ihrem Vater um sie anzuhalten. Von diesem Schwur hatte der Prälat Cyprian Pratzendorfer ihn später entbunden. Das musste Pratzendorfer eben auch in diesem Fall tun. Die Belohnung, die Herzog Albrecht von Österreich ihm in Aussicht gestellt hatte, war das Risiko wert.
    Mit dieser Überlegung trat Gressingen auf Eichenloh zu und neigte mit einem spöttischen Lächeln das Haupt. »Ich gebe mich auf Ehre in Eure Hand!«
    Eichenloh juckte es bei diesen Worten im Nacken, ohne dass er einen Grund dafür erkennen konnte. Er kam auch nicht dazu, nachzudenken, denn in dem Augenblick trat der zweite gefangene Ritter auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. »Peter, du Teufelskerl. So ein Streich konnte wirklich nur dir gelingen!«
    »Otto von Henneberg!« Eichenloh klang bei weitem nicht so begeistert wie sein früherer Kampfgefährte. Er nahm es dem jungen Grafen immer noch übel, dass dieser ohne Abschied aus Fuchsheim verschwunden war, obwohl er sich so stark für ihn eingesetzt hatte. Schließlich wäre Otto ohne ihn als Michel Adlers Mörder verurteilt worden, und so, wie er Michel Adlers Witwe und vor allem Trudi kannte, hätten die beiden sich nichtmit weniger zufriedengegeben als mit dessen Kopf. Vermutlich zählte Magnus von Henneberg nun zu denen, die Trudis Mutter bedrängten, denn der Mann hatte aus seiner Verachtung für die Kibitzsteiner keinen Hehl gemacht.
    Andererseits konnte Otto nichts für die Borniertheit seines Bruders und war anderthalb Jahre lang ein zuverlässiger Mitstreiter gewesen. Die Erinnerung daran veranlasste Eichenloh, den jüngeren Henneberg freundlicher zu begrüßen, als er es eigentlich gewollt hatte. Dann wies er mit dem Kinn auf Gressingen. »Bist du etwa in dessen Dienste getreten? Da hättest du auch wieder zu mir kommen können.«
    »Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich das auch getan. Aber mein Bruder

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