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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hat mich auf Anraten des Prälaten Pratzendorfer nach Österreich geschickt, um …«
    Gressingen fand es an der Zeit, einzuschreiten, denn Henneberg war in seinen Augen dumm genug, Eichenloh auch noch von dem geplanten Mordanschlag auf König Friedrich zu berichten. Daher versetzte er ihm einen heftigen Rippenstoß und drängte ihn beiseite.
    »Ich war selbst überrascht, als Graf Otto in dieser Gegend aufgetaucht ist. Herzog Albrecht von Österreich hat uns erlaubt, den Winter auf Teiflach zu verbringen. Aber welchem Herrn wir im nächsten Frühjahr dienen, hatten wir noch nicht entschieden.«
    Otto von Henneberg zog beschämt den Kopf ein. Obwohl ihm der Auftrag, den König Friedrichs Bruder ihm und Gressingen erteilt hatte, als schändlich erschien, gebot ihm die Ehre, die Sache zu verschweigen. Außerdem hatte Gressingen eben geschworen, während der Zeit seiner Gefangenschaft nichts gegen den König zu unternehmen, und er war bereit, den gleichen Schwur zu leisten.
    Eichenloh hatte sich inzwischen damit abgefunden, zwei alte Bekannte übertölpelt und gefangen zu haben, und beschloss, sie inleichter Haft zu halten. Daher erlaubte er ihnen, ihre Schwerter zu behalten und sich innerhalb der Burg frei zu bewegen.
    »Allerdings nur bis zum inneren Tor. Den Zwinger und vor allem das Tor in der Schildmauer werdet ihr meiden«, erklärte er ihnen.
    Sowohl Otto von Henneberg wie auch Georg von Gressingen waren damit einverstanden. Letzterer hoffte dennoch auf eine Gelegenheit zur Flucht, während Graf Otto seine Worte ernst meinte.
    Durch ihr Ehrenwort waren die beiden Ritter von Gefangenen zu Gästen geworden. Während die einfachen Soldaten und die Knechte der Burgbesatzung mit einem eiskalten Kerker vorliebnehmen mussten, führte Eichenloh Gressingen und Graf Otto in die Halle, in der inzwischen ein kräftiges Kaminfeuer brannte. Dort saß Trudi, der man immer noch keine Kammer zugewiesen hatte, und starrte auf ihre fleckig gewordenen Stiefel. Sobald das Leder trocken war, musste es dringend mit einer Schweineschwarte eingerieben werden, um Schnee und Wasser widerstehen zu können. Eichenloh und seinen Gefangenen schenkte sie zunächst keinen Blick.
    Dafür starrte Hardwin die beiden Männer verblüfft an. »Beim Herrgott, Graf Otto und Junker Georg! Wie kommt Ihr in diese Gegend?«
    »Sie sind derzeit unsere Gäste«, erklärte Eichenloh kurz angebunden.
    Er wusste selbst nicht, weshalb er so ungehalten war. Dabei hätte er sich freuen müssen, Teiflach auf eine so leichte Weise gewonnen zu haben. Eines störte ihn jedoch. Warum hatte Herzog Albrecht von Österreich ausgerechnet zwei landfremde Ritter mit der Verwaltung dieser Burg beauftragt?
    Trudis halberstickter Aufschrei riss ihn aus seinem Grübeln. Sie sprang auf und lief auf Gressingen zu. »Herr Georg! Aber wie ist das möglich?«
    In Trudis Kopf wirbelten die Gedanken wie bunte Blätter im Herbstwind. So lange hatte sie sich danach gesehnt, ihren Geliebten wiederzusehen, und nun stand er als Gefangener vor ihr. In diesem Augenblick hasste sie Eichenloh und auch den König, der den Söldner gegen Teiflach ausgeschickt hatte, und verspürte gleichzeitig ein Glücksgefühl, weil sie endlich wusste, wohin ihr Geliebter sich gewandt hatte. Bei seiner Gefangennahme konnte es sich nur um ein Versehen handeln. Er war gewiss kein Feind des Königs, sondern hatte sich im guten Glauben hier auf dieser Burg aufgehalten. War sie bis eben noch stolz darauf gewesen, Eichenloh geholfen zu haben, schämte sie sich jetzt und hätte sich am liebsten Gressingen zu Füßen geworfen und ihn um Verzeihung gebeten.
    Im Gegensatz zu Graf Otto, der Trudi sofort erkannte, brauchte Georg von Gressingen ein paar Augenblicke, um zu begreifen, wer da vor ihm stand. Verblüffung über die unerwartete Begegnung zeichnete sich ebenso auf seinem Gesicht ab wie eine gewisse Furcht. Sollte Trudi ihn beim König wegen des gebrochenen Heiratsversprechens anklagen, half ihm auch die Lossprechung durch Pratzendorfer nicht viel. Zum einen konnte er nicht beweisen, dass sie tatsächlich erfolgt war, und zum anderen würde die kleine Metze bei Friedrich Zweifel wecken, ob seinem Ehrenwort zu trauen war. Dann würde er den Winter im kalten Kerker einer abgelegenen Burg verbringen müssen, ohne eine Möglichkeit, sich Friedrich von Habsburg auch nur zu nähern. Wenn er Aussicht auf Erfolg haben wollte, musste er das dumme Ding täuschen und so tun, als strebe er mit ganzem Herzen danach, ihrer

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