Die Tochter der Wanderhure
geschrien, was sie von ihm hielt, beherrschte sich aber, um in der Residenz des Königs nicht als keifendes Weib dazustehen. Sie legte sich die Worte zurecht, mit denen sie Friedrich gnädig stimmen wollte, damit er Georg von Gressingen nicht nur aus der Haft entließ, sondern nach Möglichkeit auch in seine Dienste nahm. Wenn Junker Georg Friedrichs Gefolgsmann wurde und ein Lehen erhielt, war er nicht auf ihre Mitgift angewiesen, und das würde seinem Stolz guttun.
Eichenloh schritt neben Trudi her und wirkte so grimmig, als hätte er eine schwere Niederlage erlitten. Als sie sich dem Portal des Audienzsaals näherten, räusperte er sich, um Trudi aus ihrem Sinnieren zu wecken.
Einer von Friedrichs Kammerherren empfing sie mit einem in selbstverliebter Würde erstarrten Gesichtsausdruck. Von Eichenloh wusste er nur, dass dieser ein Söldnerführer dubioser adliger Herkunft war, und Trudi war ihm völlig unbekannt. Daher neigte er nur kaum merklich seinen Kopf und verharrte in Schweigen.
»Dies ist Jungfer Trudi Adler auf Kibitzstein. Ihr allein haben wir es zu verdanken, dass wir Burg Teiflach ohne Verluste einnehmen konnten.« Eichenloh hatte Trudis Verdienste erst vor dem König herausstreichen wollen, doch nun bereitete es ihm eine diebische Freude, dies auch vor Gressingens und Graf Ottos Ohren zu tun, die von vier Söldnern flankiert hinter ihnen schritten.Trudi wurde rot und musste den Impuls unterdrücken, sich zu ihrem Geliebten herumzudrehen und sich für ihre Tat zu entschuldigen.
»Ich begrüße Euch im Namen Seiner Majestät, König Friedrichs III.« Die Verbeugung, die der Kammerherr nun vor Trudi machte, fiel um einiges tiefer aus als die vor Eichenloh. Dann sah er den Söldnerführer fragend an und wies mit dem Kinn auf Henneberg und Gressingen.
»Graf Otto von Henneberg, mainfränkische Linie«, stellte Eichenloh seinen einstigen Weggefährten vor und wies dann auf seinen zweiten Gefangenen. »Junker Georg von Gressingen, der von Herzog Albrecht eingesetzte Kastellan von Teiflach.«
Sofort traten zwei Wachen auf Gressingen und Graf Otto zu.
»Eure Schwerter, meine Herren!«
Mit einem verkniffenen Lachen öffnete Gressingen seinen Schwertgurt und reichte den Männern die Waffe. »Gebt sorgsam darauf acht. Es ist ein gutes Schwert und hat mir in so mancher Schlacht gute Dienste erwiesen.«
»Ich wusste gar nicht, dass Ihr bereits so viele Kämpfe ausgefochten habt!«
Eichenlohs Spott reizte Trudi, und sie fragte sich, warum er sich ihrem Geliebten gegenüber so benahm, als sei dieser sein Todfeind. Am liebsten wäre sie ihm über den Mund gefahren, doch da öffnete ein Diener das Portal, und der Kammerherr machte eine einladende Handbewegung. Eichenloh ist es nicht wert, dass ich einen Gedanken an ihn verschwende, sagte Trudi sich und schritt als Erste durch die Tür.
Der Saal wirkte viel zu groß für das einzige Möbelstück darin, den Sessel, auf dem der König Platz genommen hatte. Ein weiter Brokatmantel mit Hermelinbesatz umfing seine Gestalt, und auf seinem Kopf saß eine Krone mit rotem Stoffbesatz. Die linke Hand lag auf dem Knauf eines juwelengeschmückten Schwerts, das Friedrich III. vor sich auf den Boden gestellt hatte, währenddie Rechte ein Zepter hielt, das länger war als sein Arm. Sein Blick war in die Ferne gerichtet, und seiner Miene nach schien er nicht einmal zu bemerken, dass der Kammerherr Gäste hereingeführt hatte.
Auf Trudi wirkte Friedrich III. so edel und entrückt, dass sie kaum zu atmen wagte und sich schämte, weil ihr Kleid raschelte, als sie in einen tiefen Knicks sank. Die Männer in ihrer Begleitung beugten die Rücken so tief, als wollten sie den Boden küssen.
Auf ein Zeichen des Kammerherrn schlug der Herold des Königs mit seinem Stab dreimal auf den Fußboden. »Seine Erlaucht, Graf Otto von Henneberg, Jungfer Hiltrud Adler zu Kibitzstein, Junker Georg von Gressingen, Herr Hardwin von Steinsfeld, Herr Peter von Eichenloh«, kündete der Kammerherr die Gäste dem Rang nach an, den er ihnen zumaß.
Der König hob den Kopf und betrachtete die vier Männer und das Mädchen. »Ihr nennt den Besten zuletzt. Doch seid mir alle willkommen. Nun, Eichenloh, ist es Euch gelungen, diese Burg einzunehmen?«
Der Gefragte verbeugte sich erneut. »Es ist mir eine Freude, Euer Majestät berichten zu können, dass Euer Banner wieder über Teiflach weht.«
»Sehr schön. Ich wusste, Ihr würdet es schaffen.«
Trudis Augen blitzten zornig auf. Immerhin war es nur
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