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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Zudem hatte der Prälat mit Magnus von Henneberg einen unfähigen Anführer bestimmt. Wahrscheinlich hatten erst Hennebergs unsinnige Drohungen die Witwe auf Kibitzstein dazu gebracht, sich mit allen Mitteln zur Wehr zu setzen. Er selbst wäre damit zufrieden gewesen, wenn Marie Adlerin ihm in ihrem Namen und dem ihres Sohnes den Treueid geschworen hätte. Danach hätte er sichals gnädig erweisen und ihr den größeren Teil ihres Besitzes überlassen können.
    Ganz im Gegensatz zu seinen Plänen und ohne seine Zustimmung hatte Pratzendorfer Kibitzstein und die dazugehörigen Pfänder all jenen Burgherren, die sich unter Graf Magnus’ Kommando zusammengefunden hatten, als Beute versprochen. Damit hatte der Prälat jeden Kompromiss bereits im Ansatz verhindert, und wenn er, Gottfried Schenk zu Limpurg, hier das Gesicht verlor, dann war es allein Pratzendorfers Schuld.
    Ohne den Mann noch einmal anzusehen, drehte der Bischof sich um und trat auf Trudi zu. »Jungfer Hiltrud Adler zu Kibitzstein, wenn ich mich nicht irre.«
    Trudi, die die Worte des Bischofs verblüfft, aber auch sehr erleichtert aufgenommen hatte, neigte das Haupt. »Die bin ich, hochwürdigste Exzellenz.«
    »Seid so gut und reitet zur Burg! Übermittelt Eurer Mutter, dass Wir zu verhandeln wünschen.«
    »Gerne!« Trudi zog Wirbelwind herum und ritt durch die Gasse, die ihr die Soldaten öffneten. Die Männer sahen alles andere als zufrieden aus, denn sie hatten genau wie ihre Herren auf Beute gehofft. Aber die lange Belagerungszeit hatte sie gelehrt, dass es kein Spaziergang werden würde, die Burg im Sturm zu nehmen, und so tröstete sich so mancher mit der Aussicht auf den nächsten Feldzug. Lange konnte der Bischof diesen nicht hinauszögern, wollte er nicht vor aller Welt als zahnloser Wolf dastehen.

13.
    A uf Kibitzstein hatte man inzwischen bemerkt, dass sich im Lager der Feinde etwas Unerwartetes ereignete. Marie, Falko, Michi und Hilbrecht standen hinter den Zinnen und spähtenhinüber, und schließlich gesellte sich auch Anni zu ihnen. Die Wirtschafterin warf nur einen Blick auf die neu angekommene Reitergruppe und zeigte aufgeregt hinab. »Dort ist Uta! Da, bei den Fremden!«
    Marie starrte sie ungläubig an. »Was sagst du da?«
    Sie nahm die Person, die Anni ihr wies, in Augenschein, konnte aber nur erkennen, dass es sich um eine Frau handelte.
    »Du hast anscheinend schärfere Augen als ich«, murmelte sie enttäuscht und wandte sich an Falko und Michi. »Könnt ihr herausfinden, ob es sich um Uta handelt?«
    Ihr Sohn zuckte unschlüssig mit den Achseln. »Ich bin zu lange von Kibitzstein weg gewesen, um das sagen zu können.«
    »Mir geht es genauso. Ich kannte Uta nur als Kind«, setzte Michi hinzu.
    Anni blinzelte und spähte noch einmal hinüber, um sich die Reiterin genauer anzusehen. So sicher wie beim ersten Blick war sie nicht mehr, denn die Frau saß wie selbstverständlich im Sattel, während Uta lieber zu Fuß gegangen war, als sich einem Pferd zu nähern. Dann fiel ihr Blick auf die zweite, eindeutig weibliche Person.
    Sie schrie auf und schlug das Kreuz. »Herrin im Himmel, mach, dass ich mich nicht irre!«
    »Was ist denn jetzt los?«, fragte Marie ungehalten.
    Anstatt einer Antwort zupfte Anni Falko am Ärmel und wies auf die zweite Reiterin. »Sieh dir diese Frau an!«
    Im nächsten Augenblick wandte die Fremde ihr Pferd und ritt im scharfen Galopp auf Kibitzstein zu. Dabei rutschte ihr die Kapuze vom Kopf, und nun konnten die Beobachter auf der Mauer die langen, blonden Haare sehen, die wie eine Fahne im Wind wehten.
    Selbst Marie, deren Augen früher einmal besser gewesen waren, erkannte sie sofort. »Es ist Trudi!«
    Sie presste ihre Hände gegen die Brust, in der das Herz schierzerspringen wollte, und benötigte Falkos und Michis Hilfe, um von der Mauer hinabzusteigen.
    Die Wächter hatten die Rufe gehört und waren bereits dabei, beide Flügel weit aufzureißen. Michi wollte sie schon schelten, da der Feind dies als Aufforderung hätte ansehen können, Kibitzstein im Handstreich zu besetzen. Doch als er hinüberschaute, regte sich dort niemand.
    Trudi sprengte in den Burghof, sprang ohne Hilfe aus dem Sattel und eilte ihrer Mutter entgegen. »Mama!« Sie klammerte sich an Marie und begann vor Freude zu schluchzen.
    Marie legte den linken Arm um sie und streichelte sie mit der rechten Hand. »Kind, endlich! Ich bin so froh, dich wiederzu haben.« Trudi lachte und weinte zugleich. »Ich war beim König! Ich weiß

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