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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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eine willige Magd. Aber mich lasst gefälligst in Frieden!«
    Ritter Ingobert wollte erneut nach ihr greifen, doch sie tauchte unter seinen Armen hinweg und rannte auf den Gang hinaus. Zu ihrer Erleichterung folgte der Mann ihr nicht, sondern blieb in der Turmkammer stehen. Daher beruhigte sie sich wieder und erinnerte sich jetzt auch an das, was Bona von Fuchsheim ihr vor ein paar Monaten kichernd erzählt hatte. Die Freundin war ebenfalls mit ihrem Vater auf Dieboldsheim zu Gast gewesen und in einem abgelegenen Gang von dem Hausherrn bedrängt worden. Statt sich zu wehren, hatte sie dem Ritter den verlangten Kuss gewährt und auch zugelassen, dass er sie an Po und Busen befingert hatte.
    Statt empört zu sein, hatte Bona über die Begebenheit gelacht und gesagt, dass Männer nun mal so seien. Man müsse nur achtgeben,dass sie nicht zu aufdringlich würden. Sie war sogar stolz gewesen, das Interesse eines erwachsenen, hochangesehenen Mannes geweckt zu haben. Trudi aber schüttelte es bei dem Gedanken, und sie nahm es dem Dieboldsheimer doppelt übel, weil sich sein Gesicht in ihren Erinnerungen über das von Junker Georg schob. Nun dünkte ihr das, was Gressingen mit ihr getan hatte, weitaus schlimmer, als es gewesen sein mochte.
    Sie fragte sich, ob Bona recht hatte. Sahen alle Männer junge Mädchen als Freiwild an? Sie verneinte diese Frage sofort, denn ihr eigener Vater stellte weder den Töchtern anderer Ritter noch den Mägden in der heimatlichen Burg nach. Einen Mann wie ihn hätte sie jederzeit gerne geheiratet, und sie betete zur Jungfrau Maria, dass Georg von Gressingen diesem Vorbild so weit wie möglich entsprach.
    Als Trudi auf den Hof hinaustrat, versuchte sie, gleichmütig zu erscheinen. Ihr Vater wartete bereits mit den gesattelten Pferden und blickte an ihr vorbei, als erwarte er, ihr Gastgeber würde kommen, um sich von ihnen zu verabschieden.
    Ingobert von Dieboldsheim ließ sich jedoch nicht sehen, und daher trat Michel den Heimweg mit der Befürchtung an, seinen Gastgeber bald im feindlichen Lager zu sehen. Der offensichtliche Misserfolg seines Ritts ärgerte ihn so sehr, dass er nicht auf seine Tochter achtete.
    Trudi hatte sich von einem Knecht auf ihre temperamentvolle braune Stute helfen lassen und gab dem Tier den Kopf frei, um bei einem scharfen Ritt ihren Zorn auf den Dieboldsheimer ausrauchen zu lassen.
    Auch Ingobert von Dieboldsheim ärgerte sich, allerdings weniger über sich selbst als über das spröde Mädchen, das ihn so kalt hatte abfahren lassen. Dabei hatte er wirklich nicht mehr gewollt als einen Kuss und einen beherzten Griff unter ihr Kleid. Mehr war nicht möglich, das wusste er selbst, denn der Kibitzsteiner würde ihm genauso wie andere Väter die Fehde antragen, wenner seine Tochter auf den Rücken legte und vielleicht sogar schwängerte. So etwas konnte sich ein Graf von Castell oder jener unsägliche Hohenzoller von Brandenburg-Ansbach erlauben, der ebenso wie der Bischof von Würzburg danach strebte, die unabhängigen Herrschaften Frankens unter seinem Markgrafenhut zu vereinen. Ihm war der Würzburger lieber, denn der vermochte als Kirchenmann keine Dynastie zu gründen. Auch trat Herr Gottfried nicht so kriegerisch auf wie Albrecht von Hohenzollern, dem Kardinal Piccolomini den Beinamen Achilles verliehen hatte.

18.
    K aum war Trudi zu Hause angelangt, da schoss Uta aus dem Palas und kam auf sie zu. »Ich muss mit Euch sprechen, Jungfer. Es ist dringend.«
    Da Tratschen zu Utas Lieblingsbeschäftigungen zählte, seufzte Trudi, denn sie hätte sich lieber zurückgezogen, um in Ruhe nachdenken zu können. Aber sie wusste, dass sie diesem Plagegeist nicht entkommen konnte, und so ließ sie sich von einem Stallknecht aus dem Sattel heben, raffte ihr Reitkleid, so dass sie bequem gehen konnte, und winkte Uta, ihr zu folgen.
    »Nun, was gibt es?«, fragte sie, als sie ihre Schlafkammer erreichte und noch im Eintreten die Reitpeitsche in eine Ecke und die Handschuhe in eine andere feuerte.
    Die Magd bemerkte, wie es in ihrer Herrin brodelte, nahm aber an, es sei wegen des Streits mit Lisa, und während sie ihr die Bänder des Kleides löste, steuerte sie sofort auf ihr Ziel zu. »Ich habe zufällig mitbekommen, wie Hildegard, dieser elende kleine Bastard, Euch bei Eurer Mutter schlechtgemacht hat. Sie hat es so hingestellt, als wäre es Eure Schuld, dass Lisa sich Euch gegenüber so schlecht benimmt. Dabei sollten diese beidenBälger dankbar sein, dass Frau Marie sich

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