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Die Tochter des Fotografen

Die Tochter des Fotografen

Titel: Die Tochter des Fotografen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Edwards
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Abschied.«
    Phoebe kam mit dem kleinen Kätzchen in den Händen herbeigerannt, ein kleines Knäuel aus blassem Orange. Caroline strich ihr übers Haar und lächelte.
    »Darf ich es behalten?« fragte sie.
    |296| »Nein«, antwortete Caroline gebetsmühlenartig. »Du weißt doch, daß Tante Doro allergisch ist.«
    »Mama«, quengelte Phoebe, doch der Wind und das prächtige Tischgedeck lenkten sie ab. Sie rüttelte an Doros seidenem Ärmel. »Tante Doro. Das ist mein Kuchen.«
    »Meiner auch«, sagte Doro und legte ihren Arm um Phoebes Schultern. »Ich gehe auf Reisen, vergiß das nicht, also ist es auch mein Kuchen. Und Als und der deiner Mutter, denn sie sind heute fünf Jahre verheiratet.«
    »Ich komme mit auf die Reise.«
    »Nein, mein Schatz«, sagte Doro. »Diesmal geht es nicht. Diese Reise ist nur für Erwachsene. Für mich und Trace.«
    In Phoebes Gesicht zeichnete sich eine Enttäuschung ab, die ebenso tief war wie die zuvor empfundene Freude. In ihrer Sprunghaftigkeit und Lebendigkeit fühlte sie in jedem Moment die ganze Welt.
    »Hey, Süße«, sagte Al und beugte sich zu ihr herunter. »Meinst du, das Miezekätzchen hat was gegen ein bißchen Sahne?«
    Sie unterdrückte ein Lächeln und schüttelte dann den Kopf, für einen Augenblick von ihrem Verlust abgelenkt.
    »Prima«, sagte Al und nahm sie bei der Hand, während er Caroline winkte.
    »Die Katze kommt mir nicht ins Haus«, warnte Caroline.
    Sie stellte ein paar Gläser auf ein Tablett und ging zwischen ihren Gästen umher, noch immer ungläubig. Sie war Caroline Simpson, Phoebes Mutter, Als Frau, eine Organisatorin von Protestmärschen – eine völlig andere Person als die schüchterne junge Frau, die vor dreizehn Jahren mit einem Kind auf dem Arm in einer stillen Praxis gestanden hatte. Sie wandte sich dem Haus zu, dessen blasse Steinfassade vor dem ergrauenden Himmel merkwürdig lebendig schien. Es ist mein Haus, dachte sie, Phoebes Singsang aufnehmend. Dann lächelte sie über ihren nächsten Gedanken, der erstaunlich zutreffend war: Ich bin konfirmiert.
    |297| Sandra und Doro standen vor dem Geißblattbusch und lachten, während Mrs. Soulard eine mit Lilien gefüllte Vase den kleinen Steinweg hinauftrug. Der Wind drückte Al sein graues Haar ins Gesicht, als er seine hohle Hand vor ein Streichholz hielt, um die Kerzen anzuzünden. Die Flamme flackerte und zischte, brannte schließlich aber doch ruhig vor sich hin und erhellte die Tischdecke aus weißem Leinen, die kleinen transparenten Votivtassen, die Vase mit den weißen Blumen und die angebrochene Sahnetorte. Die Geräusche vorbeifahrender Autos wurden durch die lachenden Stimmen und die rauschenden Blätter gedämpft. Einen kurzen Augenblick hielt Caroline inne und dachte an Al, wie seine Hände in der Dunkelheit der Nacht nach ihr tasten würden. »Das ist Glück«, sagte sie zu sich selbst. »So fühlt sich das Glück an.«
    Die Feier dauerte bis nach elf Uhr. Doro und Trace blieben noch eine Weile, nachdem die letzten Gäste gegangen waren, und trugen die vielen leeren Tassen, den Rest des Kuchens sowie die Blumenvasen hinein, die Tische und Stühle verstauten sie in der Garage. Phoebe war mittlerweile im Bett. Al hatte sie ins Haus getragen, nachdem sie in Tränen aufgelöst gewesen war, müde und überreizt. Überwältigt von Doros Abschied, hatte sie geweint, mit großen, schweren Schluchzern, die ihr den Atem nahmen.
    »Laß gut sein«, sagte Caroline und stellte sich Doro am Treppenabsatz in den Weg; dabei streifte sie die weichen, dichten Blätter des Flieders. Vor drei Jahren hatte sie diesen Strauch gepflanzt, der lange Zeit nur eine Handvoll dünner Zweige gewesen, doch nun tief verwurzelt und kräftig in die Höhe geschossen war. Im nächsten Jahr würde er zahllose schwere Blüten tragen.
    »Ich räume morgen auf, Doro. Dein Flug geht doch sehr früh, bestimmt kannst du es kaum erwarten abzuheben.«
    »Allerdings«, sagte Doro mit so leiser Stimme, daß Caroline sich anstrengen mußte, sie zu verstehen. Mit dem Kopf wies sie zum Haus, in dem sich Al und Trace in der hell |298| erleuchteten Küche an den Abwasch machten. »Es ist ein so bittersüßes Gefühl, Caroline. Vorhin bin ich noch einmal durch alle Zimmer gegangen, ein letztes Mal. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht. Es ist seltsam, nun fortzugehen. Und trotzdem kann ich es kaum erwarten.«
    »Du kannst jederzeit wiederkommen«, sagte Caroline, die plötzlich mit den Tränen kämpfte.
    »Ich hoffe, daß ich

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