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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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gehorchte. Inzwischen hatte sie sich erhoben und ging unruhig vor den Fenstern auf und ab. Es war kühler geworden, und die weißen Vorhänge bauschten sich im Wind.
    Sie drehte sich um und funkelte mich an.
    »Mein Sohn hat nichts Falsches getan.«
    Offenbar ging es um Giulias Mann, dem der Kardinal durch sein Verhältnis mit seiner hübschen Frau Hörner aufgesetzt hatte. Orsino Orsini war der Spross einer der mächtigsten Familien des Landes, und trotzdem fehlte ihm
alles, was man von einem Mann in seiner Position erwartete. Hatte dieser Wicht etwa die Hand erhoben, um sich für die Schande zu rächen, die man ihm antat?
    »Er hat nichts damit zu tun«, versicherte Madonna Adriana. »Dass er sich Giulia verbunden fühlt, kann man ihm wohl kaum zum Vorwurf machen.«
    »Ach ja?« Ich ahnte die Antwort, aber ich wollte sie aus Adrianas Mund hören. »Stehen die beiden noch immer in Verbindung?«
    »Nur Briefe«, stieß sie hervor und fügte widerstrebend hinzu: »Er schreibt ihr ab und zu ein paar Zeilen, fragt nach ihrer Gesundheit und erzählt ihr, was sich auf dem Land tut.«
    »Und antwortet sie ihm?«
    »Aber natürlich antwortet sie ihm. Sie will ihn doch nicht noch mehr verletzen. Sie schickt den Boten immer mit einer Nachricht zurück. Das ist alles sehr unschuldig.«
    »Und weiß Borgia davon?«
    »Nein.« Sie machte keinen Hehl aus ihrer Verachtung angesichts einer so dummen Frage. »Warum sollten wir Il Cardinale mit einer solch unwichtigen Sache belasten?«
    Die Geliebte des Kardinals und ihr Mann tauschten geheime Briefe vor den Augen seiner Cousine aus, der er die Aufsicht über Giulia und seine Tochter übertragen hatte. War es wirklich keinem in den Sinn gekommen, dass Borgia das vielleicht wissen wollte?
    Ich schüttelte den Kopf über so viel Leichtsinn, aber ich ließ nicht locker, um möglichst alles zu erfahren.
    »Und was schickt er ihr außer den Briefen?«
    Madonna Adriana presste die Lippen zusammen und mied meinen Blick.

    »Bei Gott«, rief ich, »dafür ist jetzt keine Zeit! Sagt mir alles – oder ich schwöre, dass ich geradewegs zum Kardinal gehe und Euch für alles verantwortlich mache, was geschehen ist.«
    »Wie könnt Ihr es wagen …«, begann Madonna Adriana erneut, aber diesmal so wütend, dass ich schon fürchtete, sie würde mich schlagen.
    Doch bevor es zu Handgreiflichkeiten kam, sprang Lucrezia vom Bett auf und stellte sich zwischen uns.
    »Schluss damit, um Himmels willen!«, empörte sie sich. »Das Kind ist tot, und Giulia wäre beinahe auch gestorben. Francesca versucht doch nur, uns zu helfen. Wir müssen ihr alles sagen.«
    Madonna Adriana wandte den Blick ab und wollte noch immer nicht mit der Sprache herausrücken. Aber sie hinderte Lucrezia auch nicht daran, es an ihrer Stelle zu tun. Mit großem Ernst berichtete mir Borgias Tochter alles, was ich wissen musste.
    Als sie geendet hatte, war mir klar, wie das Gift in den Harem des Kardinals gelangt war und Schreckliches anrichten konnte. Mir wurde klar, dass ich es mit einem zu allem entschlossenen und sehr viel gerisseneren Gegner zu tun bekam, als ich jemals gedacht hatte.

30
    »Briefe?«, wiederholte Borgia gedehnt. »Sie haben sich Briefe geschrieben?«
    Er war aus der Kurie in den Palazzo zurückgekehrt und sofort in sein Arbeitszimmer gegangen. Ich wartete gar nicht erst ab, bis ich gerufen wurde, sondern folgte ihm. Trotz der späten Stunde – nach der Vigil – begleiteten ihn seine Sekretäre. Sie wollten mich aufhalten, doch als Borgia meine Stimme im Vorzimmer hörte, rief er mich hinein.
    Im Arbeitszimmer brannten nur wenige Lampen, sodass der größte Teil des Raums im Dunkel lag. Fast bedauerte ich mein Eindringen. In den schweren kirchlichen Gewändern wirkte Borgia alt und müde. Doch sobald er sprach, kehrte ein Teil seiner Stärke zurück. Er bedeutete seinen Sekretären, den Raum zu verlassen, warf die schweren Gewänder ab und setzte sich hinter sein Pult, um sich meinen Bericht anzuhören.
    Als Erstes hatte ich die traurige Pflicht, ihm den Tod seines Kindes mitzuteilen, aber ich konnte ihn beruhigen, dass Giulia den Anschlag überlebt hatte und sich wieder erholen würde. Anschließend legte ich dar, was genau geschehen war. Ich beschönigte in keiner Weise mein Verhalten und
hoffte, den schlimmsten Zorn von der jungen Frau abwenden zu können, die aufgrund ihres unüberlegten Handelns schon genug gelitten hatte.
    »Ich habe den Eindruck gewonnen«, sagte ich mit aller Vorsicht, »dass es sich

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