Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
Vom Netzwerk:
warmen Nachtluft erschauerte ich.

    »Also Morozzi«, sagte er. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, der man nicht ausweichen konnte.
    Ich nickte.
    »So sieht es aus. Vermutlich würde eine Suche zwischen dem Palazzo und dem Landsitz der Orsinis den Leichnam des echten Boten zutage fördern.«
    Ich sah davon ab, die Suche anzuregen, da das Gebiet viel zu groß war, um vernünftige Erkenntnisse zu gewinnen. Borgia begriff auch so, worauf ich hinauswollte, und nickte.
    »Wenn er es war«, sagte er, »so hat er die Sache wirklich von langer Hand geplant.«
    »Stimmt. Allerdings ist Euer Verhältnis mit La Bella kein Geheimnis. Ebenso wenig wie die Schwangerschaft. Morozzi hatte es also nicht gerade schwer, Eure verwundbare Stelle zu finden.«
    Genau diese Verwundbarkeit war der Grund, warum Borgia mir die Sicherheit des Haushalts anvertraut hatte. Ich wartete darauf, dass er eine Bemerkung fallen ließ.
    »Und Ihr habt keinen Zweifel, dass die Feigen die Quelle des Gifts waren?«
    Ich bestätigte es ihm und fügte hinzu:
    »Keiner sonst hat davon gegessen, und niemand wurde krank.«
    Ich verstand genau, was ihm durch den Kopf ging. Mit einem Schlag hätte Morozzi nicht nur seine Geliebte, sondern auch seine einzige Tochter töten können. Außerdem hätte er damit ein Mitglied der Familie in Verruf gebracht, die ihn bei seinem Streben nach dem Papstthron unterstützte. Wahrlich, ein genialer Plan.
    »Wir haben ihn unterschätzt«, stellte der Kardinal in aller
Ruhe fest. Dann hob er den Blick und sah mich an. »Wie ist es zu erklären, dass Ihr nichts davon wusstet?«
    Da war sie. Die Frage, die ich gefürchtet hatte. Warum hatte ich trotz aller Anstrengungen, die Menschen zu schützen, die Borgia so viel bedeuteten, von niemandem erfahren, dass Giulia Geschenke von ihrem Mann bekam? Wie hatte mir das entgehen können?
    »Nach allem, was ich mir bisher zusammengereimt habe«, begann ich vorsichtig, »wollte La Bella Euch nicht damit belasten, dass ihr Mann noch immer mit ihr in Verbindung steht.«
    »Sie wollte es vor mir geheim halten«, berichtigte er. Allerdings kannte ich niemanden, der seine eigenen Geheimnisse so sehr hütete wie Borgia. Aber jeder hatte andere Regeln. Bei anderen betrachtete Borgia dieselbe Verschwiegenheit als Verrat und reagierte entsprechend empfindlich.
    »So scheint es«, sagte ich. »Aber Giulia weiß um die Loyalität der Familie Orsini Euch gegenüber. Es ist ihr sicher nie in den Sinn gekommen, dass die kleinen Geschenke eine Gefahr darstellen könnten.«
    »Dann ist sie eine Närrin.«
    Nun gut, dagegen konnte man nichts einwenden. Aber eine so barsche Feststellung erschreckte mich.
    »Für diese Dummheit hat sie teuer bezahlt«, sagte ich vorsichtig.
    Borgia seufzte und trank einen Schluck Wein. Dann stellte er den Kelch langsam auf den Tisch zurück.
    »Das Kind …«, sagte er. »Wisst Ihr … war es ein Junge?«
    Männer wünschen sich meistens Söhne und achten sie höher als ihre Töchter. Borgia hatte bereits zwei Söhne.
Womöglich drei, wenn die Angaben der Mutter stimmten. Außerdem hatte er zwei ältere Söhne von einer früheren Geliebten. Aber er hatte nur eine einzige Tochter.
    »Es war ein Mädchen«, sagte ich mit leiser Stimme.
    Er wandte den Kopf ab, doch ich sah deutlich die Tränen in seinen Augen. Ich ließ ihm etwas Zeit, bevor ich wieder das Wort ergriff. »Morozzi erwartet vermutlich, dass Ihr den Ehemann zur Verantwortung zieht und dadurch die Unterstützung der Familie Orsini einbüßt.«
    Borgias Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
    »Ebenso erwartet er, dass ich Euch zur Verantwortung ziehe.«
    Urplötzlich stand mir das Bild der Folterkammer unter dem Palazzo vor Augen. Doch ich verdrängte es, so gut ich konnte.
    »Das ist richtig«, erklärte ich mit einer Ruhe, die mich selbst überraschte. Nach allem, was in den letzten Tagen geschehen war, fühlte ich mich wie betäubt.
    »Ich denke sogar, dass er sich darauf verlässt«, fuhr ich fort. »Das Konklave beginnt in zwei Tagen …« Was mir große Sorgen bereitete, weil ich bisher kaum Vorkehrungen für Borgias Sicherheit hatte treffen können.
    »In vier«, verbesserte mich der Kardinal. »Die Kurie hat eine Botschaft des Patriarchen von Venedig erhalten. Er ist unterwegs nach Rom und hat gebeten, die Versammlung bis zu seiner Ankunft aufzuschieben. Angesichts seines hohen Alters und der großen Verehrung, die er in der Kurie genießt, haben wir dem Wunsch entsprochen.«
    Ich versuchte mich zu

Weitere Kostenlose Bücher