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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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als schlechtes Vorzeichen deutete, bevor sein Bruder ihn erschlug.
    »Rom wurde auf Blut gegründet«, hörte ich meinen Vater sagen. »So hat es angefangen, aber diesen Makel wird es bis in alle Ewigkeit nicht mehr los.«

    Im Westen sah ich den Fluss, sah, wie die Sonne blutrot darin unterging. Ich glaube, ich habe geschrien. Ich kämpfte, um meinem Traum zu entfliehen, aber ein Gewicht drückte mich nieder, und ich kam nicht los.
    »Hab keine Angst, Francesca«, sagte mein Vater. Als ich herumfuhr, sah ich ihn vor mir stehen – so lebensecht in seiner Tunika und der Hose, wie ich ihn am letzten Morgen seines Lebens gesehen hatte. Als ob er nicht im nächsten Moment hinausgehen und für immer verschwinden würde.
    »Vergib mir«, sagte ich. Doch ich bezweifle, dass er mich hörte. Die Welt, in der er gelebt hatte, löste sich auf. Und ich kehrte in meine Welt zurück und folgte dem Weg, den er sich nie für mich gewünscht hatte und der nur in die Dunkelheit führen konnte.
    Irgendwann in der Nacht muss ich meine Kleider ausgezogen haben, auch wenn ich mich nicht daran erinnern kann. Ich habe tief und fest geschlafen. Wie in einem Fiebertraum sah ich, wie die Kinder der cantoretti -Schule ihre vernarbten Ärmchen ausstreckten, als ob sie mir die Male zeigen wollten, doch im nächsten Moment lösten sich die Gesichter auf, und ich sah plötzlich Nando mit einem Kreuz aus Glas in der Hand, das zersplitterte, als er es mir gab, und blutige Schrammen auf seiner Haut hinterließ.
    Ich schrak hoch und zitterte vor Kälte, obwohl der Tag heiß zu werden versprach. Irgendjemand donnerte mit aller Kraft gegen meine Tür, und dann hörte ich, wie Vittoros Stimme flehentlich meinen Namen rief.

29
    Im Raum roch es nach Erbrochenem und Angst. Die Läden der hohen Fenster, die auf den Fluss hinausgingen, standen offen, doch der Luftzug war viel zu schwach, sodass er nur die zarten Vorhänge bauschte, aber kaum etwas gegen den durchdringenden Geruch ausrichten konnte. Eine blasse Magd schwenkte ein Räuchergefäß, das mit Sandelholz gefüllt war, aber auch das brachte kaum Linderung.
    Außerdem drängten sich viel zu viele Menschen in dem kleinen Zimmer, die nur tatenlos herumstanden, was aber in solchen Fällen nicht ungewöhnlich ist.
    Lucrezia beugte sich über das Bett, um die Welpen zu verscheuchen, die sich jaulend zwischen den Kissen und Decken verkrochen. Erschrocken fuhr sie zurück, als La Bella plötzlich in die Höhe schoss und sich erneut in das Becken übergab, das ihr eine Magd mit zitternden Händen hinhielt. Gleich darauf fiel sie wieder in die schweißnassen Kissen zurück.
    Die Hebammen drückten sich noch immer in einer Ecke herum, obwohl es für sie längst nichts mehr zu tun gab. Und die schwarz gewandeten Ärzte, die man in solchen Fällen rief, warfen immer wieder bange Blicke zur
Tür, als ob sie am liebsten im nächsten Moment geflohen wären.
    In Anbetracht des katastrophalen Fehlers, den ich begangen hatte, stand ich regungslos vor dem Bett, während ich fieberhaft überlegte, wie ich dieses Leben retten konnte.
    La Bellas Gesicht war leichenblass, und ihre Augen lagen tief in den Höhlen. Ihr Atem ging flach, und ihr Puls war kaum zu spüren. Sie war bei Bewusstsein, aber offenbar begriff sie nicht genau, was mit ihr geschah. Was meiner Meinung nach ein Segen war. Vermutlich hätte ich die Symptome allen möglichen Ursachen zuschreiben können, wären nicht an ihren Gliedmaßen und ihrem Körper deutlich rote Wunden zu erkennen gewesen.
    Kein natürlicher Wirkstoff führte zu solchen Malen. Ich vermutete Brechweinstein oder Tartarus emeticus, auch bekannt als Antimonium tartaricum. Oder Arsen, da bei beiden Giften die Symptome ähnlich sind. Allerdings war keines von beiden für die Fehlgeburt verantwortlich zu machen, die La Bella erlitten hatte. Dafür musste Gänsefingerkraut in der richtigen Form und Dosierung angewendet werden.
    Sofort nach meiner Ankunft hatte ich Giulia ein starkes Brechmittel verabreicht. Zum Glück hatte ich noch schnell die Flasche eingesteckt, als ich von Vittoro gehört hatte, was der Geliebten des Kardinals zugestoßen war. Es mag Euch seltsam erscheinen, jemandem ein Brechmittel zu geben, der sich bereits übergeben muss. Doch mein Instinkt sagte mir, dass Giulias Magen so schnell wie möglich geleert werden musste, was überaus kräftezehrend war, doch ich hoffte, dass das Mittel ihr Linderung verschaffen würde.

    Angesichts meiner Bemühungen schnalzten die Ärzte

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