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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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Selbstgerechtigkeit versteckten. Einen Moment lang fürchtete ich, dass er etwas Unüberlegtes tun könnte. Ich packte seinen Arm und zog ihn zur Tür.
    »Wir verschwenden hier nur unsere Zeit«, flüsterte ich. »Morozzi kennt offenbar noch einen anderen Weg.«
    Cesare starrte die Priester unverwandt an. Keiner, nicht einmal der alte Mann, hatte nach dem gesuchten Kind gefragt. Sie sorgten sich nur um sich selbst. In späteren Jahren, als man Cesare sein Verhalten gegenüber der Kirche zum Vorwurf machte, erinnerte ich mich an diesen Moment und wunderte mich, dass er damals nicht barscher reagiert hatte.
    Wir verließen die Sakristei und fanden uns in der Nähe des Hauptaltars wieder. Während wir unter der Basilika herumgeirrt waren, hatte ein neuer Tag begonnen. Graues Morgenlicht sickerte durch die Fenster, und ich begriff, dass wir nicht weit von unserem Ausgangspunkt herausgekommen waren. Morozzi konnte überall sein.
    »Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, fragte ich.
    Cesare schob das Schwert in die Scheide zurück und warf einen Blick auf die Arbeiten, die überall in der Basilika im Gange waren. Einige Männer waren damit beschäftigt, in dem weiten Kirchenschiff Sitzbänke für die Würdigsten unter den Gästen aufzustellen. Die Bahre für den Sarg des Verstorbenen wurde gerade vor dem Hauptaltar errichtet. Oben auf der Empore bereitete sich der Chor auf seine Probe vor. Zwischen den Pfeilern hingen päpstliche Banner
und die Banner des Kardinalskollegiums und schirmten die Seitenschiffe vom Hauptraum ab. Gewaltige Kerzen, manche so dick wie ein ausgewachsener Mann, wurden an ihren Platz gehievt.
    Inmitten dieser Geschäftigkeit spazierten bereits die ersten kirchlichen Würdenträger auf und ab, um sich vor der Trauerfeier in Ruhe mit ihren Kollegen besprechen zu können. Aus demselben Grund trafen auch die ersten Laien früher in der Basilika ein.
    »Noch einige Stunden«, antwortete Cesare.
    Trotz unseres Fehlschlags war ich überzeugter denn je, dass Morozzi sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen würde, die ihm ein solches Ereignis bot. Prälaten und Laien, die der Messe beiwohnten, wären über ein solches Verbrechen der Juden in ihrer Kirche sicher zutiefst entsetzt. Und sie würden zweifellos von einer Sekunde zur anderen ihrer Wut freien Lauf lassen. Wie konnte er nur hoffen, den zahllosen Wachen zu entgehen, die in und um den Vatikan aufmarschiert waren? Selbst wenn er sich noch so gut in der Unterwelt der Basilika auskannte, musste er sie doch irgendwann wieder verlassen.
    Cesare musste ähnliche Gedanken gehabt haben.
    »Ich werde einige Männer abstellen, damit sie die Tür am Altar der heiligen Katharina und an der Sakristei im Auge behalten. Falls er von dort kommt, haben wir ihn.«
    »Es muss auf jeden Fall noch andere Wege geben«, sagte ich. Schließlich konnten die Schmuggler nicht ständig durch die Basilika kommen und gehen, obgleich viele Priester bestechlich waren und mit den Schmugglern gemeinsame Sache machten.

    »Wir werden unser Bestes geben und die beiden finden.« Cesare lächelte. »Ihr dürft nicht verzweifeln, Francesca. Ich zähle darauf, dass Ihr meinen Verstand schärft.«
    Mehr Worte würde er wohl nicht mehr über die dunklen Kräfte verlieren, seit er festgestellt hatte, dass Morozzi doch kein Teufel war.
    Für einen Augenblick hellte sich meine Stimmung auf, aber kurz darauf war meine gute Laune wieder dahin.
    Die Männer, die Borgia auf meine Bitte hin zu Rocco geschickt hatte, um ihn zu fragen, wo sich der irre Priester versteckt haben könnte, waren zurück. Sie hatten den Glasbläser nicht angetroffen, und die Nachbarn hatten gesagt, dass er am Tag zuvor unverhofft aufgebrochen sei und man seitdem nichts mehr von ihm gehört habe.

34
    Ich wollte nicht darüber nachsinnen, was Roccos plötzliches Verschwinden bedeuten könnte. Aber den bedrohlichen Gedanken, dass er in Schwierigkeiten geraten war, weil er David und mich nach unserer Flucht aus der Engelsburg versteckt hatte, konnte ich nicht abschütteln. Ich fragte gerade die Soldaten aus, was die Nachbarn genau gesagt hatten, als Cesare zu mir trat. Zuvor hatte er seine Männer in der Basilika postiert.
    »Warum macht Ihr ein solches Gesicht?«, fragte er. Dabei wirkte er selbst unzufrieden. Aber daran war nicht unbedingt unsere Lage schuld, sondern dass sich der zukünftige Kardinal in einer Kirche unwohl fühlte.
    »Ich befürchte, dass einem Freund etwas zugestoßen ist. Er ist nicht in seiner Werkstatt,

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