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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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Morozzi finden würden. Die Zeit lief uns davon.
    Als ich Cesare gerade darauf ansprechen wollte, änderte der Gang ein weiteres Mal seine Richtung. Kurz darauf kamen wir an einem Raum vorbei, der ebenfalls von Schmugglern benutzt wurde. In diesem Fall war jedoch die Kette des Schlosses gelöst und das Gitter stand halb offen. Das machte mich neugierig.
    »Weshalb sollte jemand so etwas machen?«, fragte ich und deutete auf die Kette. Cesare folgte mir.
    Am hinteren Ende des Raums waren Eisenringe in die Mauer eingelassen. An einem war ein Tau festgeknotet, dessen loses Ende herunterhing. Kein zerschlissenes Tau, sondern ein neues, das abgeschnitten worden war.
    Cesare nahm es in Augenschein.
    »Hier war jemand festgebunden.«
    Ich nickte.
    »Vielleicht ein Streit unter Schmugglern?«
    »Vielleicht … aber wozu dann das Tau?«
    »Ist das so wichtig?«
    »Möglich … dann braucht man auch eine Handfessel.«
    Und die musste um das Handgelenk des Gefangenen passen. Doch eine Handfessel für einen Erwachsenen wäre für ein Kind viel zu groß.
    »O Gott …«
    Cesare besah sich das Tau genauer und entblößte seine Zähne, was Außenstehende vielleicht für ein Lächeln gehalten hätten. »Jemand hat es gerade erst abgeschnitten. Mit etwas Glück ist er noch nicht allzu weit gekommen.«
    Er stürmte in den Gang und seine Männer Hals über
Kopf hinter ihm her. Ich folgte ihnen, so schnell ich konnte, und verfluchte die Röcke, die meine Füße bei jedem Schritt behinderten. Einmal meinte ich, vor uns ein Geräusch zu hören. Kurz darauf führte der Gang eine Steigung empor. Mit einem Mal drang mir der Geruch von Weihrauch in die Nase.
    Cesare stürmte durch eine Tür, und wir alle stolperten hinterdrein. Ich hörte einen Schrei, dann schlug Metall gegen Stein. Eine Mauer von condottieri nahm mir die Sicht. Mit allen Mitteln versuchte ich, etwas zu erkennen. Erst als sich ein Spalt zwischen zwei Männern auftat, sah ich, dass wir in der Sakristei gelandet waren, wo sich die Priester zur Beisetzung von Innozenz ankleideten.
    Das plötzliche Auftauchen bewaffneter Männer, die mit rauchenden Fackeln aus der Unterwelt emporstürmten, schien den Glauben der Priester auf eine harte Probe zu stellen. Es kam zu einem unschicklichen Gerangel, und einige riefen laut um Hilfe.
    Plötzlich hielten alle inne, als Cesare sein Schwert zog und »Hört auf!« brüllte. Auf seinen Befehl hin besetzten seine Männer die Türen.
    »Wir verfolgen einen Priester mit einem kleinen Kind«, rief er in die Runde. »Wohin sind sie gegangen?«
    Erst antwortete niemand, dann redeten alle wild durcheinander, manche klangen ängstlich, andere vorwurfsvoll. Schließlich besann sich ein alter Priester auf seine Würde und wandte sich an Cesare.
    »Wer seid Ihr?«, fragte er. »Und mit welchem Recht seid Ihr hier eingedrungen?«
    Einen Augenblick lang wirkte Cesare verunsichert. Mit
welchem Recht konnte er an solch einem Ort ein Schwert schwingen? Sollte er nicht der Heiligen Kirche Respekt entgegenbringen, der uneingeschränkten Herrscherin, vor der auch mächtige Krieger knien mussten?
    »Ich bin Cesare Borgia, der Sohn des Kardinals Rodrigo Borgia! Entweder gebt Ihr mir eine Antwort, oder Ihr bekommt meinen Zorn zu spüren!«
    Und das, obwohl jeder wusste, dass sich der Kardinal normalerweise nie öffentlich zu seinen Kindern bekannte.
    Der alte Priester erbleichte, wich aber keinen Schritt zurück. Während seine Kollegen eifrig zu flüstern begannen, reckte er sich in die Höhe und herrschte Cesare an.
    »Dies ist ein heiliger Ort! Steckt Euer Schwert weg und wagt nicht, es unter diesem Dach noch einmal zu ziehen!«
    In diesem Moment hegte ich durchaus Hoffnung für die Heilige Kirche.
    Da ich nicht wusste, wie Cesare reagieren würde, wollte ich ihn beschwichtigen. Doch ich kam nicht dazu, weil auf einmal noch lauter als zuvor ohrenbetäubendes Geschrei losbrach.
    »Eine Frau!«
    »Wie kann sie es wagen …«
    »Ein Sakrileg!«
    » Strega! «
    Hexe. Eine Hexe, die es wagte, den Fuß in Gottes heilige Sakristei zu setzen! Meine Gegenwart war schon Grund genug, dass ich den Tod auf dem Scheiterhaufen verdiente.
    Allerdings beachtete der alte Priester die anderen nicht.
    »Ich würde Euch helfen, wenn ich könnte. Aber vor Euch
und Euren Leuten ist niemand hier gewesen. Und jetzt bitte ich Euch, die Sakristei zu verlassen!«
    Cesares Verachtung war förmlich zu greifen. Langsam sah er sich in der Runde der heiligen Männer um, die sich hinter ihrer

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