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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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mitgenommen. Da ich beschlossen habe, an dieser Stelle vollkommen ehrlich zu sein, muss ich gestehen, dass die unvermeidlichen Beschwerden meine Laune nicht verbesserten.
    Neben meiner ständigen Sorge, wo Morozzi sich gerade befand und was er plante, konnte ich die weltlichen Belange nicht ignorieren. Borgia war vermutlich den Tag über beschäftigt, doch wenn er in sein Quartier zurückkehrte, musste er etwas essen. Von den vatikanischen Küchen wurden einfache Gerichte wie Brot, etwas Fisch oder auch eine Linsensuppe durch einen Schlitz in einer verriegelten Tür ins Konklave geliefert. Für einige wenige Kardinäle, die für ihre Frömmigkeit berühmt waren und keine Angst vor Anschlägen haben mussten, mochte dieses Angebot genügen, doch alle anderen versorgten sich wie Borgia selbst.
    Meine häuslichen Fähigkeiten sind nicht sonderlich ausgeprägt, aber, wenn nötig, kann ich eine Mahlzeit zubereiten. Schließlich hatte ich gelernt, wie man Essen vergiftet, was vielleicht nicht die übliche Art ist, kochen zu lernen. In meinem Fall jedoch genügte es. Ganz nebenbei war es eine angemessene Beschäftigung für einen Pagen und erregte keinen Verdacht.

    Allerdings waren die Möglichkeiten sehr beschränkt. Obwohl mir lediglich ein Kohlebecken zur Verfügung stand, brachte ich einen akzeptablen Lammeintopf zustande. Ich schmeckte das Gericht ab, fügte gerade letzte Kräuter hinzu, als Borgia die Wohnung betrat.
    »Was macht Ihr da?«, fragte er. Er wirkte müde, doch er schien zufrieden zu sein. Offenbar entwickelten sich die Dinge nach seinen Erwartungen. Die Sekretäre folgten ihm und verbeugten sich. Vermutlich wussten sie, wer ich war, aber sie ließen es sich nicht anmerken.
    »Ich stelle sicher, dass ich Euch nicht vergiftet habe.«
    Borgia zog eine Braue in die Höhe.
    »Habt Ihr etwa die Absicht, das zu tun?«
    »Im Augenblick nicht.« Das war vielleicht keine kluge Antwort, aber meine Nerven waren angespannt.
    An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass es tatsächlich Giftkundige gibt, die ihre Verantwortung auf hilflose Diener und Küchenhelfer abladen. Aber üblich ist das zum Glück nicht. Es gibt schließlich so etwas wie eine berufliche Ehre und dazu gehört, dass man das Vorkosten selbst übernimmt. Wenn ein vermögender Mann sich und seine Familie den Fähigkeiten eines Giftkundigen anvertraut, so wird er jeden ablehnen, der in dieser Beziehung zu zögerlich ist.
    Ich tat etwas Eintopf auf einen Teller und begann zu essen.
    »Und? Schmeckt es?«, fragte Borgia gespannt.
    »Es schmeckt nicht schlecht. Das Fleisch ist vielleicht ein bisschen zäh, aber es ist essbar.«
    Mit anderen Worten: Es ging mir gut. Kein Brennen
im Mund oder im Magen, keine plötzliche Übelkeit oder Bauchkrämpfe, was darauf hindeutete, dass etwas mit den Zutaten nicht in Ordnung sein könnte. Ich entspannte mich ein wenig und brachte sogar ein zaghaftes Lächeln zustande.
    Borgia verlor kein Wort über meine Opferbereitschaft, aber das erwartete ich auch nicht. Er zog sich in sein Zimmer zurück und rief kurz darauf nach dem Essen. Ich brachte es ihm hinein und setzte mich auf seine Einladung hin einen Moment, während er aß.
    »Es schmeckt wirklich nicht schlecht«, sagte er nach einigen Bissen. »Verhungern werden wir jedenfalls nicht.«
    Ich nickte dankend und füllte sein Glas.
    »Achtet sorgfältig darauf, dass Ihr außerhalb dieses Quartiers weder Essen noch Getränke zu Euch nehmt. Falls sich Morozzi tatsächlich im Konklave befindet, wird er versuchen, Euch zu vergiften, und zwar möglichst weit von della Roveres Räumen entfernt. Das bedeutet …«
    »Er ist hier«, unterbrach mich Borgia. Auf meinen verdutzten Blick hin fuhr er fort: »Vor ein paar Stunden habe ich ihn gesehen. Ich glaube nicht, dass es Zufall war. Er wollte mich wissen lassen, dass er in meiner Nähe ist.«
    »Um Euch abzulenken? Oder gar um Euch zu ängstigen?«
    Der Kardinal schnaubte nur verächtlich und trank einen Schluck.
    »Falls er das vorhat, muss ich ihn enttäuschen. Um mich zu ängstigen, gehört schon ein bisschen mehr dazu als ein hübscher Priester mit Heiligenschein.«
    Die Beschreibung gefiel mir, sodass ich fast geschmunzelt hätte, aber dann wurde ich wieder ernst.

    »Ich bitte Euch, Eminenz, unterschätzt diesen Mann nicht. Ich habe den Fehler gemacht und es bitter bereut.«
    Über sein Glas hinweg sah Borgia mich an.
    »Ihr macht Euch Vorwürfe wegen der Ereignisse in der Basilika?«
    »Wie denn auch nicht?« Ich sagte

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