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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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etwas Verspätung bemerkte, wer hinter ihm stand. »Oh, Ihr seid es, Donna Francesca! Ich bitte tausendmal um Entschuldigung. Ihr habt mich in einem schlechten Moment erwischt. Doch seid gewiss – heute Abend ist alles so, wie Ihr es wünscht.«
    »Davon bin ich überzeugt. Im Augenblick möchte ich jedoch kurz über die Künstler sprechen.«
    Er wischte sich mit einem Taschentuch über das Gesicht und brachte ein Lächeln zustande.
    »Aber selbstverständlich, Donna Francesca. Die Leute sind mir bestens bekannt, wie Ihr wisst. Sie sind schon viele Male für mich aufgetreten und verstehen ihre Arbeit. Neuzugänge gibt es keine und erst recht niemanden, der
aus Altersgründen mit einer vollen Börse liebäugeln könnte. Falls Ihr versteht, was ich meine.«
    Ich nickte.
    »Und alle Eure Leute wissen … sollte es zu einem Vorfall kommen …« Ich brach ab und wusste, dass ich nichts weiter sagen brauchte.
    Petrocchio wurde blass. Er winkte einem seiner Gehilfen, der mit einer Karaffe kühlem Wein angerannt kam. Als sich der maestro erfrischt hatte, konnte er auch wieder sprechen.
    »Sie wissen alle Bescheid, Donna Francesca. Wie gesagt, ich beschäftige nur tüchtige Leute. Berufskünstler. So gesehen, habt Ihr nichts zu befürchten. Darauf habt Ihr mein Wort.«
    Da Petrocchio seit beinahe zehn Jahren der erfolgreichste und meistgefragte Mann in seinem Metier war, war ich sicher, dass alles reibungslos ablaufen würde.
    Nun blieben nur noch das Essen, der Wein und die Gäste. Das Essen und der Wein beschäftigten mich fast den ganzen Tag und trugen mir mehr Feindschaften in Borgias Küche ein, als ich sie in meinem ganzen Leben tilgen konnte. Andererseits eignete ich mir ein eindrucksvolles Vokabular an Obszönitäten an, das ich selbst heute noch hin und wieder gerne verwende.
    Die Sache mit den Gästen gestaltete sich dagegen viel schwieriger. Renaldo berichtete, dass Borgia sich nur sehr zurückhaltend geäußert und von »einigen kirchlichen Würdenträgern und verschiedenen anderen Persönlichkeiten« gesprochen habe. Meiner Meinung nach war der Kardinal deshalb so vage geblieben, weil er selbst nicht wusste, wer seiner Einladung folgen würde, und er sich das nicht eingestehen
wollte. Trotzdem würde ich demnächst ein ernstes Wörtchen mit ihm reden, dass er mich besser informieren musste.
    Allmählich steigerte sich meine Nervosität. Dieses Essen war das erste große Ereignis, seit ich die Stellung der Giftkundigen bekleidete. Ich fand kaum Zeit, noch ein Bad zu nehmen, mich umzuziehen und rechtzeitig im Hof zu erscheinen, bevor der Kardinal herunterkam, um seine Gäste zu begrüßen. Er hatte mich wissen lassen, dass meine Gegenwart erforderlich sei, und als ich ihn auf der Treppe erblickte, wusste ich auch sofort, warum.
    An diesem Abend durfte Lucrezia ihren Vater begleiten – und das, obwohl der Kardinal sonst äußerst zurückhaltend war, was seine Kinder anbelangte. Er stellte sie auch nie zur Schau wie andere Kardinäle, zum Beispiel der verstorbene Innozenz. Lucrezia und ihre drei Brüder lebten in eigenen Haushalten, und obwohl die Söhne eine bevorzugte Behandlung genossen und Titel und Pfründe erhielten, auf die sie eigentlich keinen Anspruch hatten, konnten die Römer über ihre wahre Verwandtschaft zu Borgia nur rätseln, da er stets mit ernstem Gesicht behauptete, nur der Onkel der Kinder zu sein. Diese Zurückhaltung war ein Beweis für die Vernunft und Selbstbeherrschung des Kardinals.
    Lucrezia sah wunderschön aus, wie sie dort stand, fast schon eine erwachsene Frau, aufgeregt, was die Zukunft, die ihr Vater für sie entwarf, für sie bereithielt.
    »Francesca!« Sie rannte auf mich zu, um mich zu begrüßen. »Wie hübsch Ihr ausseht! Diese Farben stehen Euch sehr gut.«
    Ich trug das malvenfarbene Gewand und ein Überkleid
in Topas, das mir mein Vater zu Ostern geschenkt hatte. Es war sein letztes Geschenk. Heute Abend sollte es mir Mut machen. Außerdem besaß ich nichts Besseres für eine Gelegenheit wie diese.
    Lucrezia trug ein königsblaues Kleid, silbern abgesetzt, das wunderbar mit ihrem goldenen Haar harmonierte. Wenn sie still gehalten hätte, hätte man sie sofort mit einer kostbaren Elfenbeinstatuette verwechseln können – allerdings ohne die leicht geröteten Wangen und den heftigen Atem.
    Sie drehte sich um und sah mit großer Bewunderung zu ihrem Vater auf. Das berührte mich. »Es ist so lieb von papà , dass ich heute Abend hier sein darf, nicht wahr? Es ist mein

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