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Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison

Titel: Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Poole
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Sofort musste ich wieder an Rebecca denken.
    »Nun ja … eigentlich nicht«, räumte Lucrezia ein. Sie lächelte verlegen, als ob sie sich entschuldigen wollte. »Ich mache mir nur so meine Gedanken. Papà war die ganze Zeit immer so ungeduldig, und jetzt geht doch vielleicht sein größter Wunsch in Erfüllung.«
    Ich atmete aus und bückte mich nach meinem Buch.
    »Hört mir zu, Lucrezia, und zwar ganz genau.« Dabei hielt ich mich an meinem Buch fest. »Wiederholt niemals
und niemandem gegenüber, was Ihr soeben gesagt habt. Was auch immer Ihr denkt, was auch immer Ihr Euch vorstellt – Ihr müsst wissen, dass nie auch nur der leiseste Verdacht aufkommen darf, dass Euer Vater beim Tod des Papstes die Hand im Spiel hatte.«
    »Aber das weiß ich doch.« Sie schien beleidigt zu sein, dass ich sie für so dumm hielt. »Aber ganz unter uns …«
    »In dieser Beziehung gibt es kein ›ganz unter uns‹.« Doch als ich die kleine Schnute sah, wurde ich sofort wieder weich. »Das betrifft jedoch nur dieses eine Thema. Über alles andere können wir gern reden.«
    »Nun gut. Dann möchte ich wissen, wer der hübsche Mann ist, der unten im Hof auf Euch wartet.«
    »Ich habe keine Ahnung, von wem Ihr sprecht …« Doch ich hatte eine Ahnung, wenigstens hoffte ich es, so unberechenbar sind die Gefühle.
    Ich rannte los, aber gleich darauf riss ich mich zusammen und verlangsamte meinen Schritt. Doch als ich den Mann erblickte, den ich als Ehemann nicht hatte haben wollen und der trotzdem Dinge mit mir durchgestanden hatte, vor denen andere zurückgeschreckt wären, gewann meine Freude die Oberhand, und ich eilte auf ihn zu.
    »Rocco! Ist alles in Ordnung? Was führt Euch her? Nando …«
    »Nando ist noch immer auf dem Land.« Als er lächelte, wirkte er plötzlich viel jünger und sorgloser. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass Ihr alles gut überstanden habt. Ein Mann, vermutlich der Verwalter, sagte mir, wo ich Euch finde. Ich hoffe, Ihr verübelt es mir nicht …«
    »Um Himmels willen, Rocco. Weshalb sollte ich das
tun? Sagt lieber, dass nichts Schlimmes geschehen ist.« Ich glaube, das hätte ich nicht ertragen. Auf mein gedankenloses Geheiß hatte er so viel gewagt. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich Unglück über ihn gebracht hätte.
    Rocco lachte. Ich hatte ihn kaum jemals lachen gehört. Während ich entzückt lauschte, sah ich mich nach Lucrezia um. Sie stand mit hochgezogenen Brauen hinter mir und grinste über das ganze Gesicht.
    »Wer ist das, Francesca? Habt Ihr denn keine Manieren? Wollt Ihr uns nicht vorstellen?«
    Ich tat es, worauf Rocco sich vollendet verbeugte. Ich sah, dass er Lucrezia gefiel, und errötete. Was lächerlich war, da er vermutlich aus einem wichtigen Grund gekommen war. Schließlich waren wir nicht ineinander verliebt oder hegten närrische Gefühle füreinander.
    »Ein Glasbläser – wie interessant!«, rief Lucrezia. »Ich habe mich schon oft gefragt, wie Murmeln gemacht werden. Vielleicht könntet Ihr mir das einmal zeigen?«
    Das war typisch für Lucrezia, ganz die charmante Verführerin, doch sie hatte ein freundliches Herz.
    Rocco lachte und schien froh und erleichtert zu sein, dass ich eine solch nette Freundin hatte. Einen wunderbaren Augenblick lang gab es nur noch uns drei. Drei fröhliche junge Menschen in einem von der Sonne durchfluteten Hof.
    Rocco besann sich als Erster. Sein Lächeln verschwand.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte er leise.
    Ich nickte nur und sah Lucrezia an, doch sie hatte längst verstanden und zog sich mit einem kurzen Winken in den Palazzo zurück – allerdings nicht ohne einen Blick über die Schulter zu werfen und uns zuzulächeln.

    Rocco und ich gingen ein Stück weiter bis zum Brunnen. »Bruder Guillaume war bei mir«, begann er. »Er ist überaus besorgt.«
    »Hat man herausgefunden, dass wir in der Kirche waren?« Ich mochte mir gar nicht ausdenken, welche Strafe dem netten Mönch drohte, wenn bekannt wurde, dass er uns beherbergt hatte.
    Rocco schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein. Er hat etwas erfahren.« Er sah sich vorsichtig um und fuhr dann fort: »Torquemada ist auf dem Weg nach Rom.«
    Ich schnappte nach Luft. Das hatte ich nicht erwartet. Als ob die Lage nicht schon schwer genug wäre, nun kam uns auch noch Spaniens Großinquisitor in die Quere. Einer der Urheber des königlichen Edikts, woraufhin die Juden aus Spanien vertrieben worden waren. Ein unbeugsamer Fanatiker, gegen den Morozzi geradezu sanftmütig

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