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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Augenbrauen in die Höhe. »Und?«
    »Nun, da Sie ja in die Stadt fahren, dachte ich, Sie könnten mir vielleicht Whiskey besorgen.«
    »Ich? Das können Sie doch von mir nicht erwarten.«
    Er hatte geahnt, dass sie so etwas sagen würde. »Vielleicht könnten Sie jemanden bitten, für Sie eine Flasche zu besorgen.« Er grinste Sarah an, wobei seine Zahnlücken sichtbar wurden. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden.«
    Schon wollte sie ihm eine Predigt über die üblen Folgen des Alkoholgenusses halten, da besann sie sich anders. Der Mann arbeitete hart und verlangte wenig dafür. Es war nicht ihre Sache, ihm seine kleinen Freuden zu verweigern.
    »Ich werde sehen, was sich tun lässt.«
    Lucius’ graustoppeliges Gesicht erhellte sich sofort. »Das ist mächtig nett von Ihnen, Miss. Ich werd auch bestimmt gleich mit dem Hühnerstall anfangen.« Erleichtert spuckte er aus. »Sie sehen wirklich hübsch aus heute, Miss.«
    Sarah schmunzelte. Wenn ihr jemand eine Woche zuvor gesagt hätte, dass sie sich mit einem übel riechenden, Whiskey trinkenden Mann wie Lucius anfreunden würde, hätte sie denjenigen für verrückt erklärt. »Danke sehr. In der Hütte sind Huhn und frisches Brot.«
    Gleich darauf schnalzte sie mit den Zügeln, und der Wagen setzte sich in Bewegung.
    »Sarah!« Liza eilte hinter dem Tresen des Gemischtwarenladens hervor und ergriff Sarahs Hände. »Was für ein hübsches Kleid! Jede Frau in der Stadt wird so eins haben wollen.«
    Sarah hatte sich für den Stadtbesuch besonders sorgfältig zurechtgemacht. Sie verfolgte damit eine bestimmte Absicht. »Es ist eins meiner Lieblingskleider.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Ist sonst alles in Ordnung? Ich bin hier seit Tagen nicht weggekommen.«
    »Ja. Es hat keinen Ärger mehr gegeben. Sicher war der Vorfall damals nur eine Ausnahme. Vermutlich Abenteurer, wie der Sheriff meinte.« Sie lächelte. »Ich habe eine Überraschung für dich. Dein Kleid ist fertig. Willst du es sehen?« Sie packte es aus und hielt es hoch.
    »Ach, ist das schön!« Liza nahm es entgegen, hielt es sich an und drehte sich langsam im Kreis. »Stell dir vor, ich gehe damit zum Tanzen. Die Locken fallen mir über die Schultern, und ich trage ein samtenes Band um den Hals. Will Metcalf würde große Augen machen.«
    »Wer ist Will Metcalf?«
    Liza kicherte. »Er ist Hilfssheriff in der Stadt. Er wäre gern mein Kavalier.« Der Schalk blitzte ihr aus den Augen. »Vielleicht lasse ich ihn sogar.«
    Lizas Mutter kam vom Lager herein.
    »Guten Tag, Mrs Cody«, sagte Sarah höflich.
    »Sarah, ich freue mich sehr, Sie zu sehen. Und so hübsch sehen Sie aus.«
    »Danke. Ich habe Lizas Kleid mitgebracht. Schauen Sie mal.«
    Ann zeigte beim Lächeln die gleichen Grübchen wie ihre Tochter. »Na, das war schnelle Arbeit.«
    Jetzt traten auch zwei Kundinnen näher, um zuzuschauen.
    »Ach, ist das schön, Sarah!« Ann hielt es hoch, damit die beiden Frauen es besser betrachten konnten. »Ich muss schon sagen, Sie sind wirklich geschickt. Sehen Sie sich das nur an, Mrs Miller. Ist das nicht eine saubere Arbeit? Etwas Besseres können Sie kaum finden.«
    Leicht belustigt beugte sich Liza dicht an Sarahs Ohr. »Pass auf, sie wird dir im Handumdrehen jede Menge Aufträge besorgen. Pa sagt immer, Ma könne einem beidbeinig Amputierten neue Stiefel verkaufen.«
    »Entschuldigen Sie, junge Dame.« Durch ihre Brillengläser prüfte Mrs Miller die Nähte an Lizas neuem Kleid. »Ich fahre nächsten Monat zu meiner Schwester nach Kansas City. Ich denke, ein neues Reisekleid aus diesem Stoff würde mir schmeicheln. Ob es wohl möglich wäre …«
    »Aber gewiss, Ma’am.« Sarah strahlte und ignorierte die Tatsache, dass Mrs Millers üppiger Figur wohl kaum etwas schmeicheln konnte. »Sie haben ein gutes Auge für Farben. Dieser Stoff, mit dunkelroten Borten abgesetzt, würde Ihnen sicher prächtig stehen.«
    Nachdem sie mit ihren Besorgungen fertig war, hatte Sarah drei Bestellungen und den Arm voller Stoffe. Wenn das so weiterging, konnte sie mit der Näherei ihren Lebensunterhalt bestreiten. Das war es, was ihr vorschwebte, als sie sich für den Besuch in der Stadt so fein herausputzte.
    Kichernd trat Liza mit ihr auf die Straße hinaus. »Na, wie haben wir das gemacht? Haben wir doch tatsächlich der alten Matrone gleich zwei Kleider aufgeschwatzt.«
    »Sie will ihre Schwester ausstechen. Also muss ich mir besondere Mühe geben.«
    »Das wird nicht leicht sein bei ihrer Figur. Und die Küken hat sie dir

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