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Die Tochter des Goldsuchers

Die Tochter des Goldsuchers

Titel: Die Tochter des Goldsuchers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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doch mal, was letzte Nacht hier vorgefallen ist.«
    So genau sie konnte, gab Sarah dem Sheriff ihren Bericht. Der hörte sich ihre Geschichte an, wobei er dann und wann nickte. Alles stimmte mit dem überein, was er bereits von Jake gehört hatte, bis auf die Tatsache, dass Jake den beiden Reitern gefolgt und nahe dem Felsen auf die Überreste eines Lagerfeuers gestoßen war. Davon sagte sie nichts, da sie davon nichts wusste.
    »Haben Sie eine Ahnung, warum jemand so etwas hätte tun sollen?«
    »Nicht die geringste. Es gibt hier nichts, was jemanden interessieren könnte. Hatte mein Vater Feinde?«
    Barker spuckte Tabaksaft in den Sand. »So auf Anhieb würde ich Nein sagen. Ich gestehe, Miss Conway, viel kann ich nicht für Sie tun. Vielleicht sind es ein paar Abenteurer gewesen, die hier zufällig vorbeiritten und sich austoben wollten.« Er glaubte selbst nicht daran.
    »Das habe ich auch vermutet.«
    »In Lucius’ Gesellschaft werden Sie sich sicherer fühlen.«
    In diesem Moment sah sie ihn mit dem gefüllten Eimer und dem Hund zurückkehren.
    »Wahrscheinlich haben Sie recht.« Aber ihrer Vorstellung von einem Beschützer entsprach er nicht gerade. Ihr Pech, dass ihr eher jemand wie Jake Redman vorschwebte! »Wir werden bestimmt gut miteinander auskommen«, sagte sie mit mehr Zuversicht, als sie tatsächlich empfand.
    »Ich werde ab und zu vorbeikommen und nach dem Rechten sehen.« Barker schwang sich auf sein Pferd. »Wissen Sie, Miss Conway, Matt hat versucht, auf diesem Sandplatz etwas anzupflanzen. Aber Glück hat er damit nie gehabt.«
    »Vielleicht ergeht es mir besser. Guten Tag, Sheriff.«
    »Guten Tag, Ma’am.« Er hob die Hand, um Lucius zu grüßen, bevor er sich auf den Heimweg machte.

6. K APITEL
    In der folgenden Woche verbrachte Sarah täglich einige Stunden mit Nähen. Außer dem Kleid für Liza fertigte sie hübsche gelbe Gardinen für die Fenster an und ein dazu passendes Tischtuch. Jede Nacht schlüpfte sie mit schmerzenden Fingern und brennenden Augen ins Bett. Und ein- oder zweimal weinte sie sich in den Schlaf, denn der Verlust ihres Vaters tat ihr immer noch sehr weh.
    Ein großer Trost war ihr Lucius. Er baute nicht nur die Scheune wieder auf, sondern renovierte auch die anderen Nebengebäude. Nach einigem Murren erklärte er sich sogar damit einverstanden, ihr einen Hühnerstall zu errichten, den Sarah sich so sehr wünschte. Wenn sie täglich ihre Schießübungen machte, schaute er manchmal zu und kraulte Lafitte den Bauch. Nachts begnügte er sich damit, bei den Pferden zu schlafen.
    Jake Redman hatte sie seit jenem Tag nicht wiedergesehen. Na, wenn schon, sagte sich Sarah, während sie ihre Handschuhe anstreifte. Es gab niemanden, den sie weniger zu sehen hoffte. Wenn sie überhaupt an ihn dachte – und zu ihrem Leidwesen tat sie das nicht gerade selten –, dann allenfalls mit Verachtung.
    Ein gedungener Revolverheld. Ein Mann ohne Loyalität und Moral. Ein Gesetzloser, der ziellos durch die Gegend zog, immer bereit, die Waffe zu ziehen und zu töten. Fast hätte sie geglaubt, dass etwas Besonderes an ihm sei, etwas Gutes und Bewunderungswürdiges. Zugegeben, er hatte ihr geholfen. Aber wahrscheinlich hatte er das aus Langeweile getan. Oder vielleicht hatte er etwas von ihr gewollt. Etwas, was sie ihm, wie sie sich beschämt eingestand, beinahe freiwillig gewährt hätte.
    Es wurde Zeit, ihn aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Möglicherweise war er ja bereits weitergezogen, und sie würde ihn niemals wiedersehen. Es spielte ja auch keine Rolle. Sie hatte sich schließlich um ihr eigenes Leben zu kümmern, musste sehen, wie sie weiterkam. Sie nahm das Päckchen mit dem Kleid, das sie für Liza genäht hatte, und ging nach draußen.
    »Soll ich Sie wirklich nicht in die Stadt begleiten, Miss Conway?«
    Sarah legte das Bündel auf die Ladefläche des Wagens. »Nein danke, Lucius.« Sie lächelte herzlich. »Ich hatte gehofft, Sie würden heute mit dem Hühnerstall anfangen. Ich will mal sehen, ob mir Mrs Miller ein Dutzend Küken verkauft.«
    »Jawohl, Ma’am.« Lucius räusperte sich. »Ich glaube, das wird mal wieder ein heißer, trockener Tag heute.«
    »Ja.« Welcher Tag war das nicht?
    Lucius wartete, bis Sarah auf dem Bock Platz genommen hatte. Während sie ihren Rock glatt strich, meinte er: »Da wäre noch eine Sache, Miss Conway …«
    Ungeduldig nahm Sarah die Zügel zur Hand. »Ja, Lucius, was gibt’s denn?«
    »Ich sitze völlig auf dem Trockenen.«
    Sarah zog die

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